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Komplizierte Bergung der "Graf Spee"

9. Februar 2004

Das deutsche Kriegsschiff "Graf Spee" soll nach über 60 Jahren gehoben werden. Der Kreuzer war zu Beginn des Zweiten Weltkrieges vor der Küste von Uruguay gesunken. Die Bergung gestaltet sich jedoch schwierig.

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Die "Graf Spee" auf dem MeeresgrundBild: AP


Eigentlich sollten die Arbeiten am Freitag (06.02.) beginnen. Doch wegen stürmischer See und starkem Wind musste der Start der Bergung auf Montag verschoben werden. Die "Graf Spee" liegt in acht Meter Tiefe im Rio de la Plata, der breiten Mündung der beiden Flüsse Rio Uruguay und Rio Parana vor der Ostküste Südamerikas.

Versenkt im Zweiten Weltkrieg - von der eigenen Mannschaft

Der Kreuzer lieferte sich im Dezember 1939 vor der Küste von Uruguay ein Seegefecht mit drei britischen und neuseeländischen Kreuzern. Das Schiff wurde dabei stark beschädigt. Kapitän Hans Langsdorff suchte mit dem Kreuzer Schutz im neutralen Hafen von Montevideo, der Hauptstadt von Uruguay.

Kriegsschiff Graf Spee sinkt vor Montevideo
Die Graf Spee - im Seegefecht mit britischen Kreuzern stark beschädigtBild: AP

Nach damaligem Internationalen Recht hatte ein beschädigtes Schiff 72 Stunden Zeit für nötige Reparaturen. Die Deutschen durften ihre Toten begraben, doch für die Reparatur des Schiffes reichte die Zeit nicht aus. Nach starkem politischen Druck durch Großbritannien zwang Uruguay die "Graf Spee", den Hafen zu verlassen.

Das Schiff wird gesprengt

Kapitän Hans Langsdorff sah seine Lage als aussichtslos. Statt zu kämpfen und den Tod seiner Mannschaft zu riskieren, entschied er, das Schiff zu sprengen. Der Kreuzer sollte den Briten nicht in die Hände fallen.

Kriegsschiff Graf Spee vor Montevideo Besatzung
Die Mannschaft der "Graf Spee" bei der Einfahrt in den Hafen von MontevideoBild: AP

Langsdorff ließ die Schiffscrew nach Argentinien evakuieren und manövrierte die "Graf Spee" in seichtes Gewässer, wo das Schiff am 17. Dezember 1939 gesprengt wurde. Tage später nahm sich der Kapitän das Leben.

Heute leben nur noch wenige der Seemänner. Und nur über 80jährige können sich in Montevideo an die Kämpfe erinnern, die sieben Kilometer vor der Küste stattfanden. Doch die Ereignisse sind gut dokumentiert, vor allem weil mit der "Graf Spee" ein damals besonders modernes Schiff unterging.

Eine technologische Innovation

"Das Schiff war eine Meisterleistung seiner Zeit", sagt Mensun Bound, Schiffsarchäologe der Oxford-Universität, England. Zusammen mit den Uruguayer Hector Bado koordiniert er das Projekt zur Bergung der "Graf Spee".

Kriegsschiff Graf Spee sinkt vor Montevideo
Bild: AP

Bisher wurde eine Bergung des Schiffs immer als zu aufwendig angesehen. Und auch jetzt schätzt das private Bergungsteam, dass die Arbeiten gut zwei Jahre dauern weden. Das Schiff war bei der Explosion in zwei große Teile zerbrochen. Außerdem wurden in den vergangenen Jahrzehnten tausende Tonnen Sand in den Schiffsrumpf gespült. Diese müssen entfernt werden, um das Wrack heben zu können.

Zuerst soll der Kommunikationsturm geborgen werden. Er allein wiegt schon 27 Tonnen und ist mit einem Radarsystem bestückt. "Das war eines der ersten Radarsysteme seiner Zeit", sagt Hector Bado. Sein Bergungsteam wird aus privaten Spenden und mit Geldern der Uruguayer Regierung bezahlt.

Die "Graf Spee" soll später an Land wieder aufgebaut und als Museumsschiff die Attraktion des Hafens von Montevideo werden.