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Konferenz berät über Katastrophenvorsorge

Steffen Leidel18. Januar 2005

Die UN-Weltkonferenz zur Katastrophenvorsorge in Japan berät über den Aufbau eines weltweiten Frühwarnsystems. Die Forderung ist nicht neu. Nach dem Seebeben in Asien soll sie nun endlich umgesetzt werden.

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Eine Boje des Tsunami-Frühwarnsystems im PazifikBild: AP

Ohne die Flutkatastrophe in Südasien wäre die Weltkonferenz zur Katastrophenvorsorge nur einer von vielen Terminen auf der UN-Agenda gewesen, interessant vor allem für Experten. Nun schaut die Weltöffentlichkeit nach Kobe, wo vom 18. bis 22. Januar 3000 Experten und Politiker aus der ganzen Welt über Katastrophenvorsorge diskutieren.

Erdbeben in Kobe Japan 1995
Folgen des Erdbebens in Kobe im Jahr 1995Bild: AP

Die Erkenntnis nach dem verheerenden Seebeben in Asien, dass man Naturkatastrophen zwar kaum verhindern kann, aber sehr wohl ihre Folgen, hat die Wichtigkeit der sonst von vielen Ländern nach wie vor eher stiefmütterlich behandelten Katastrophenvorsorge eindringlich vor Augen geführt. "Ich hoffe sehr, dass sich der öffentliche Druck auf die Konferenz auswirkt. Die Dokumente sind bisher vage gehalten, da sich viele Regierungen im Grunde zu nichts verpflichten möchten", bemängelt Irmgard Schwaetzer, Vorsitzende des Deutschen Komitees zur Katastrophenvorsorge (DKKV) im Interview mit DW-WORLD. Die Experten waren sich nach der Flut einig: Hätte es ein Frühwarnsystem für Tsunamis in der Region gegeben, hätten viele Menschenleben gerettet werden können.

Konkrete Vorschläge

Die Forderung nach Frühwarnsystemen für Naturkatastrophen ist nicht neu. Sie wurde bereits vor zehn Jahren auf der ersten großen UN-Konferenz zum Thema Katastrophenvorsorge in Yokohama formuliert. Außerdem hatte die UNO die 1990er-Jahre zur internationalen Dekade zur Vorbeugung von Naturkatastrophen erklärt.

Auf der Konferenz in Kobe haben einige Länder bereits konkrete Vorschläge mit im Gepäck. Die Bundesregierung wird für das von deutschen Wissenschaftlern entwickelte Tsunami-Frühwarnsystem werben. Das 25 Millionen Euro teure Projekt basiert auf Sensoren und Satelliten, die Seebeben erfassen und Flutwellen errechnen können.

Japan will in der vor genau zehn Jahren von einem schweren Erdbeben zerstörten Stadt Kobe, ein internationales Zentrum für den Wiederaufbau nach Naturkatastrophen ansiedeln, sagte der Gouverneur der Präfektur Hyogo am Montag (18.1.2005). Zu den Aufgaben sollen die Koordination internationaler Hilfseinsätze, die Entsendung von Experten in die betroffenen Regionen sowie die Kontrolle beim Wiederaufbau gehören. Außerdem soll das Zentrum für weltweite Informationskampagnen zuständig sein.

Frühwarnsysteme nicht unbedingt teuer

"Für Frühwarnsysteme muss man nicht das Rad neu erfinden, sondern bestehende zusammenbinden", betont die DKKV-Vorsitzende Schwaetzer. Es gebe seit Jahrzehnten ein funktionierendes System im Pazifik. Das könnte selbstverständlich auch ausgedehnt werden. "Es gibt Messstationen zum Beispiel auch in Deutschland, an die mit ganz geringem Aufwand ein Frühwarnsystem im indischen Ozean angebunden werden kann. Es gehe also im Grunde nicht um sehr teure Maßnahmen. Wichtig sei vor allem die Koordination.

Semperoper im Wasser mit Polizist
Dresdner Semperoper im Wasser nach der Elbeflut im Sommer 2002Bild: AP

Die sei auch in Industrieländern wie Deutschland noch verbesserungsfähig, wie das Elbe-Hochwasser im Jahr 2002 gezeigt habe. "Hier ist klar geworden, dass die Kommunikation zwischen den Ländern, zwischen den einzelnen Einsatzkräften selbst bei uns, in einem hochentwickelten Land nicht funktioniert." Katastrophenvorsorge sei eine sehr komplexe Aufgabe. "Das ist mehr als nur Rettungsfahrzeuge zur Verfügung zu stellen. Da geht es auch darum, Alarmpläne aufzustellen, Frühwarnsysteme zu haben, mit der Bevölkerung zu trainieren, eine Warnung, ein Risiko richtig einzuschätzen, Gefahrenbewusstsein zu schulen. "Die Menschen haben verlernt, Risiken wahrzunehmen. Sie verdrängen sie", erläutert Schwaetzer.

Mangroven gegen die Flut

Zu hohe Erwartungen an die Konferenz sind jedoch fehl am Platz. Die Erfahrung hat zeigt, dass mit zunehmendem Abstand von einer Katastrophe die Aufmerksamkeit für die Risiken schnell wieder nachlässt. Dass Vorsorge aber sinnvoll ist und Leben retten kann, zeigen mehrere Beispiele: In Bangladesh gibt es bereits seit den frühen 1970er-Jahren Programme gegen Wirbelstürme. Vietnam pflanzt robuste Mangroven-Bäume an der Küste, um die Ufer zu stabilisieren. Und vietnamesische Kinder lernen bereits im Kindergarten, wie sie sich bei Überschwemmungen verhalten müssen.