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Konjunkturflaute trifft Arbeitsmarkt

9. Oktober 2001

Die Zahl der Arbeitslosen ist im September über den Vorjahresstand gestiegen. Als Hauptgrund nennt die Bundesanstalt für Arbeit die anhaltende konjunkturelle Flaute

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Bernhard JagodaBild: AP

Befürchtungen, die Terroranschläge in den USA könnten sich negativ auch auf den deutschen Arbeitsmarkt auswirken, haben sich nach Meinung von Jagoda nicht bestätigt. Er räumte zwar ein, dass die Weltkonjunktur durch den Terrorangriff "zumindest vorübergehend einen Dämpfer erhalten" habe, der Grund für die Verschlechterung des Arbeitsmarktes in Deutschland sei vielmehr die seit Jahresbeginn sich abzeichnende Konjunkturflaute. Dagegen verwies Bundesarbeitsminister Walter Riester (SPD) darauf, dass sich auch die Exportnation Deutschland nicht der Schwäche der Weltkonjunktur entziehen könne. Zudem belasteten die gestiegenen Preise für Nahrungsmittel und Rohöl die Konjunktur und den Arbeitsmarkt. «Auch die anderen Staaten in der Europäischen Union haben ähnliche Probleme», sagte der Minister am Dienstag in Berlin.

Saisonbereinigt mehr Arbeitslose

Die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen betrug im September 3.743.000, das sind 58.200 mehr als im Vorjahr. Damit legte die absolute Septemberzahl das erste Mal seit dem Antritt der rot-grünen Bundesregierung 1998 zu. Der saisonal bedingte Rückgang nach den Sommerferien sei mit 45800 deutlich geringer ausgefallen als im Vorjahr, sagte Jagoda.
Die Arbeitslosenquote ging im September bundesweit von 9,2 auf 9,0 Prozent zurück. Saisonbereinigt ist die Zahl der Arbeitslosen insgesamt jedoch gestiegen. Saisonbereinigt sind jene Zahlen, die sich nach rechnerischer Ausschaltung der jahreszeitlich bedingten Schwankungen ergeben. Nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank ist die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im September mit 9,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat (9,3 Prozent) leicht gestiegen. Damit sind im Vergleich zum August 20.000 Menschen mehr arbeitslos sind. Alles in allem habe sich die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl "zuletzt ähnlich stark erhöht wie im Durchschnitt der Monate Januar bis Juli", meldete die Bundesanstalt für Arbeit. Im vergangenen Jahr hatte sich die Zahl jedoch noch um durchschnittlich 19.000 pro Monat verringert.

Konjunkturflaute trifft Westdeutschland

In den neuen Bundesländern blieb die Quote mit 16,9 Prozent relativ stabil (August: 17,1). Besonders negativ wirkte sich die konjunkturelle Schwäche im Westen aus. Dort sank zwar die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum August um 24.653, im Vergleich zum Vorjahresmonat waren jedoch 39.300 Menschen mehr arbeitslos (Quote: 7,2 Prozent).
Von der Konjunkturflaute besonders betroffen sind die Bereiche der unternehmensnahen Dienstleistungen sowie die Datenverarbeitung und –banken sowie der Einzelhandel. Insgesamt sank auch die Zahl der gemeldeten freien Stellen um 17800. Dagegen blieben im September rund 25000 freie Ausbildungsplätze unbesetzt. "In den neuen Ländern übertraf die Zahl der nicht vermittelten Bewerber die der noch offenen Stellen deutlich", so Jagoda. Nach seinen Worten setzen die Arbeitsämter ihre Vermittlungsbemühungen weiter fort.

Künftige Arbeitsmarktentwicklung nicht vorhersehbar

Wie sich die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr entwickeln werde, lasse sich derzeit aber nur schwer absehen. "Ich muss mich in der jetzigen Situation vorsehen, dass ich keine falschen Signale aussende", sagte Jagoda. Mit direkten Auswirkungen der Anschläge von New York und Washington auf den deutschen Arbeitsmarkt rechne er aber auch weiterhin nicht. Dafür gebe es keine Anzeichen.
Nach der nur schwachen Herbstbelebung korrigierte der Präsident der Bundesanstalt abermals seine Prognose für das Jahr 2001. Nunmehr erwartet Jagoda eine durchschnittliche Jahresarbeitslosigkeit von 3,85 Millionen. Die optimistische Prognose vom Jahresanfang, bei der er noch von 3,65 bis 3,7 Millionen Erwerbslosen ausgegangen war, habe sich "nicht bewahrheitet".