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Konjunkturprognosen und Stimmungsbarometer drücken Indices

Thomas Kirschning25. April 2002

Schwache deutsche Konjunkturdaten und Sorgen über die Erholung der US-Konjunktur haben am Donnerstag (25. April 2002) zu deutlichen Kursverlusten an den Finanzplätzen geführt.

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Gut behauptet: Lufthansa-AktienBild: AP

Der Deutsche Aktienindex DAX schloß 106 Punkte oder zwei Prozent niedriger mit 5054. Der Nemax 50 für den Neuen Markt gab 27 Punkte oder drei Prozent auf 855 ab. Die deutsche Wirtschaft ist überraschend in ein leichtes Stimmungstief geglitten. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im April entgegen Experten-Erwartungen in Westdeutschland von 91,5 auf 90,5 Punkte, hielt sich aber deutlich über den Werten der Vormonate. Laut Münchener Ifo-Institut wird der Rückgang den Aufschwung aber nicht bremsen. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit schraubte unterdessen am Donnerstag in Paris frühere Prognosen für Deutschland auf 0,7 Prozent Wirtschaftswachstum für 2002 zurück.

Enttäuscht zeigten sich Anleger auch von dem monatlichen Konjunkturbericht (Beige Book) der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Die wirtschaftliche Aktivität habe sich in den vergangenen Monaten verbessert, hieß es in dem am Mittwochabend (MEZ) veröffentlichten Bericht. Dennoch bestehe weiterhin Sorge über die Geschwindigkeit der konjunkturellen Erholung.

In einem ansonsten nahezu komplett rot gefärbten Kurszettel ragten lediglich Siemens, Lufthansa, Adidas und Preussag-Aktien mit Plus-Zeichen hervor. Der Münchener Konzern hat seinen Gewinn im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres stärker als von Analysten erwartet gesteigert und legte als mit Abstand größter Gewinner im Dax über vier Prozent zu.

Lufthansa-Aktien blieben gut behauptet. Mit seiner Bilanz habe die Fluggesellschaft bewiesen, dass der Schock nach den Terroranschlägen inzwischen überwunden ist, sagten Analysten. Gleichzeitig sei aber klar geworden, dass auch noch das gesamte Jahr 2002 schwierig bleiben wird und erst im nächsten Jahr mit einer spürbaren Aufhellung zu rechnen sei.

Gut behaupten konnten sich auch Preussag-Aktien mit einem Plus von über einem Prozent. Mit seinem Ergebnis für 2001 hatte der Konzern die Analystenerwartungen übertroffen.

Zu den Verlierern gehörten dagegen Autowerte. BMW-Aktien verloren zwei Prozent. Papiere von Volkswagen gaben fast vier Prozent ab. Analysten machten auch den gestiegenen Euro als Belastungsfaktor für die Autoaktien aus. Der gestiegene Euro drücke auf die exportlastige Branche, hieß es.

Nach Vorlage der Quartalszahlen konnten Aktien von DaimlerChrysler ihre Verluste etwas eingrenzen und notierten zuletzt mit einem Minus von 3 Prozent. Für das Minus machten Beobachter zudem die Sorge um Streiks verantwortlich. Analysten begrüßten andererseits die Zahlen für das erste Quartal als auch den Ausblick. Der deutsch-amerikanische Autokonzern ist optimistischer als zu Jahresbeginn und rechnet bei anhaltend positiver Entwicklung mit mehr Umsatz und Gewinn als geplant.

Ungeachtet des überraschenden Rückgangs des Ifo-Index näherte sich der Euro der psychologisch wichtigen Marke von 90 US-Cents. Der Kurs des Euro ist damit auf den höchsten Stand seit gut drei Monaten geklettert. Händler am Devisenmarkt in London führten dies vor allem auf die nur zögernde Erholung der US-Wirtschaft zurück. Der Anstieg des Euro kam etwas überraschend, weil das in München veröffentlichte ifo-Geschäftsklimaindex einen Rückgang des Vertrauens der Wirtschaft in die Konjunktur aufgezeigt hatte. Nach solchen Zahlen verliert die europäische Gemeinschaftswährung gewohnheitsmäßig an Wert. Dass sie jetzt widerstand, deuteten Händler als Zeichen dafür, dass die europäische Währung allgemein an Ansehen gewonnen habe.

Der Rückgang des Ifo-Index beflügelte indes die Kurse am Anleihemarkt, da die Rentenwerte von der Aussicht auf einen langsamen Aufschwung und damit vorerst ausbleibende Leitzinserhöhungen profitieren. Die Durchschnittsrendite fiel um zehn Basisstellen auf 4,94 Prozent.

Die Schlusskurse im Dax wie immer und alles andere ohne Gewähr:

adidas-Salomon 77,39 (+ 0,17)
Allianz 265,06 (- 8,16)
BASF 44,81 (- 2,10)
Bayer 37,60 (- 1,60)
HypoVereinsbank 38,70 (- 1,25)
BMW 44,25 (- 0,87)
Commerzbank 19,95 (- 0,25)
DaimlerChrysler 50,93 (- 1,71)
Degussa 34,50 (- 1,29)
Deutsche Bank 69,90 (- 2,30)
Deutsche Post 15,01 (- 0,26)
Deutsche Telekom 15,60 (- 0,56)
E.ON AG 58,20 (- 0,10)
EPCOS 46,92 (- 0,55)
Fresenius Med. Care 70,44 (- 0,47)
Henkel 71,41 (- 1,29)
Infineon Techno 21,50 (- 0,85)
Linde 54,08 (- 0,32)
Lufthansa 16,89 (+ 0,01)
MAN 25,56 (- 0,84)
Metro 35,43 (- 0,02)
MLP 71,00 (- 2,76)
Münchener Rück 277,22 (- 8,46)
Preussag 30,61 (+ 0,38)
RWE 42,40 (- 0,47)
SAP 147,30 (- 2,92)
Schering 65,45 (- 1,41)
Siemens 66,31 (+ 2,71)
ThyssenKrupp 17,01 (- 0,21)
VW 53,90 (- 2,11)

Notierungen ausgewählter Devisen nach den Referenzkursen der Europäischen Zentralbank - danach kostet ein Euro

US-Dollar 0,8969
Brit. Pfund 0,6178
Schw. Franken 1,4647
Japan Yen 115,27