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Konjunkturzug bremst - aber fährt noch

Rolf Wenkel17. September 2012

Die deutsche Wirtschaft kommt in diesem Jahr trotz Schuldenkrise in Europa noch mit einem blauen Auge davon, glauben die meisten Forschungsinstitute. Auch das Kölner IW rechnet nur noch mit einem "kleinen Plus".

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Ein Mitarbeiter des Automobilzulieferers und Industriekonzerns Bosch fertigt im Werk Stuttgart-Feuerbach Dieseleinspritzpumpen der neuesten Generation (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

"Die Staatsschuldenkrise im Euroraum hinterlässt auch in Deutschland deutliche Spuren. Dennoch wird das reale Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um ein Prozent und im kommenden Jahr um knapp dreiviertel Prozent wachsen", glaubt Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), der am Montag (17.09.2012) in Berlin die jüngste Konjunkturprognose seines Instituts vorgestellt hat. Allerdings: "Vorausgesetzt wird dabei, dass die Politik die Schuldenkrise schließlich in den Griff bekommt und die Weltwirtschaft nicht abstürzt", schränkt Hüther vorsorglich ein.

Vor diesem Hintergrund seien die Perspektiven für die deutschen Exporteure einigermaßen beruhigend: Die Ausfuhren werden nach der Prognose des Kölner IW 2012 um drei Prozent zulegen - für 2013 sei sogar ein Anstieg um rund vier Prozent zu erwarten. Zwar seien die negativen Einflüsse aus dem Euroraum rund um den Globus spürbar, und  auch die großen Schwellenländer wie China liefen nicht mehr auf Hochtouren. "Trotzdem wird die chinesische Wirtschaft weiter wachsen, und in klassischen Industrienationen wie den USA stehen die Zeichen eher auf Erholung", schreiben die IW-Experten. Ihr Fazit: "Zwar kann der Außenhandel die Konjunktur nicht antreiben, er wirkt jedoch auch nicht als Bremsklotz."

Investitionen sind das Sorgenkind

Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln (Foto: Karlheinz Schindler
Michael Hüther: "Ein kleines Plus ist drin"Bild: picture alliance/ZB

Exporte, Investitionen, privater Konsum - das sind bekanntlich die drei Säulen des Wachstums. Und für die Investitionen sehen die IW-Experten ziemlich schwarz: "Die deutschen Unternehmen haben ihre Geschäftserwartungen zurückgeschraubt und halten sich beim Kauf neuer Maschinen oder Fertigungsanlagen zurück – zumal die Kapazitäten zuletzt immer weniger ausgelastet waren", heißt es in der IW-Prognose. Das habe die realen Ausrüstungsinvestitionen bereits seit dem Jahresende 2011 sinken lassen. Deshalb sei für das Jahr 2012  ein Rückgang um insgesamt zwei Prozent zu erwarten.

Die zahlreichen neuen Jobs und spürbare Lohnzuwächse haben das verfügbare Einkommen der Bundesbürger in den vergangenen beiden Jahren um jeweils gut drei Prozent angehoben. "Solche Steigerungen wird es vorerst nicht mehr geben", warnt das IW und rechnet deshalb mit einem Anstieg des privaten Konsums um nur noch ein Prozent in diesem Jahr. Auch auf dem Arbeitsmarkt erwartet das IW eine "ruhigere Entwicklung". Dennoch könnten in diesem Jahr noch einmal rund ein Prozent oder 380.000 neue Jobs geschaffen werden, glaubt das IW.

"Krisenangst erfasst Binnenwirtschaft"

So wie das IW haben in jüngster Zeit fast alle Institute vor deutlichen Bremsspuren in der deutschen Wirtschaft gewarnt. Am vergangenen Mittwoch hatte das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 1,1 auf 0,8 Prozent gesenkt und die Prognose für 2013 von zwei auf ein Prozent halbiert.

Einen Tag später zog das Kieler Institut für Weltwirtschaft nach, es rechnet ebenfalls nur noch mit einem Plus von 0,8 Prozent für 2012 und nahm die Prognose für 2013 von 1,7 auf nur noch 1,1 Prozent zurück. Und überall klingen die Begründungen ähnlich: "Die Krisenangst erfasst zunehmend auch die Binnenwirtschaft" - so überschrieb zum Beispiel die KfW-Bankengruppe ihren jüngsten "Konjunkturkompass Deutschland".