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Konkurrenz belebt das Geschäft

Alexander Kudascheff13. Februar 2002

Der freie Wettbewerb in der EU ist ein heiß diskutiertes Thema. Am Beispiel der Autohersteller werden die Schwierigkeiten einer einheitlichen Haltung deutlich. DW-TV-Korrespondent Alexander Kudascheff berichtet.

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Der freie Wettbewerb ist die heilige Kuh der EU. Alles soll frei gehandelt werden dürfen, nirgendwo sollen Subventionen die Preise verfälschen. Soweit die Idee, die Theorie, nicht immer die Praxis. Deswegen kämpft der oberste europäische Wettbewerbshüter, Mario Monti, entschieden und erbittert gegen alles, was dem europäischen Geist zuwider läuft. Jetzt traf es die Autohersteller. Denn sie vertreiben ihre Neuwagen über exklusive Netze, exklusive Händler, verbinden exklusiv Verkauf, Service und Wartung, grenzen ihre Gebiete wie eine Wagenburg ab. Mit anderen Worten: bei Mercedes gibt es keinen Fiat, bei BMW keinen Saab zu kaufen. Das ist, so Brüssel, unglaublich, gehört verboten - und außerdem seien die Preise für Autos in Europa unterschiedlich hoch. Das gehe so nicht, so Monti, kündigt die Gruppenfreistellungsverordnung für Autos – und glaubt nun, herrsche in Europa der freie Autowettbewerb. Hoffentlich.

Denn merkwürdigerweise: Porsche verkauft seine Autos in der ganzen EU zum selben Preis (die Kunden können sich alles leisten), BMW und Mercedes hat nur kleine Preisunterschiede (die Kunden können es sich auch leisten), beim Rest gibt's gewaltige Unterschiede – bei Ford, VW, Opel, Peugeot – da kosten die Autos in Dänemark mehr als in Portugal, in Frankreich weniger als in England oder in Finnland. Das soll anders werden, so glaubt Monti. Vielleicht. Denn: zum einen verdienen die Menschen in Portugal deutlich weniger als in Schweden, zum anderen bezahlen die Dänen 25 % Mehrwertsteuer im Gegensatz zu den 15 % in Deutschland. Irgendwie fließt das sicher in die Kalkulation ein. Dem Reichen ist es "wurscht", dem Armen eben nicht.

Interessanterweise aber sieht niemand, dass hinter Montis Vorstoß mehr steckt. Denn warum gibt es überhaupt unterschiedliche Preise in Europa? Warum verdienen die Menschen unterschiedlich? Warum sind die direkten und die indirekten Steuern nicht vereinheitlicht? Warum zahlt der Deutsche für Kinderbrei 15% Mehrwertsteuer, für Katzenfutter aber nur die Hälfte? In Italien und nicht nur dort ist das undenkbar! Oder: Warum verkauft McDonald's nicht Hamburger von Wendy, HM Klamotten von Zara? Da tut sich ein weites Feld auf – für die Wettbewerbshüter in Brüssel. Denn was heute die Autos sind, werden morgen die Tomaten, die Mieten, die Jeans sein. Ach, herrliches Europa – nach den genormten Traktorsitzen kommt endlich der genormte Preisalltag. Wer möchte da nicht Europäer nach DIN-Norm sein?