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Konkurrenz für Karsai

11. August 2009

Am 20. August finden in Afghanistan Präsidentschaftswahlen statt. 40 Präsidentschaftskandidaten stehen zur Wahl, doch nur wenige haben realistische Chancen. Einer von ihnen ist Ex-Außenminister Abdullah Abdullah.

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Der afghanische Präsidentschaftskandidat Abdullah AbdullahBild: DW

In der Reihe der afghanischen Präsidentschaftskandidaten gehört Abdullah Abdullah zu denjenigen, die - im Unterschied zur sehr allgemein formulierten Wahlplattform von Präsident Hamid Karsai - ein relativ konkretes politisches Programm vorgelegt haben. Natürlich kommt die Kritik an der Regierung Karsai nicht zu kurz. Der Ex-Außenminister und Augenarzt Abdullah Abdullah verweist in seinem Wahlkampf auf die sich vergrößernde Kluft zwischen Armen und Reichen in seinem Land und auf die zunehmende Arbeitslosigkeit. Armut und Arbeitslosigkeit seien nichts als Produkte einer ineffizienten Regierung, kritisiert Abdullah, welche die Wünsche und Forderungen der Bevölkerung ignoriert habe.

Föderalere Strukturen

Loja Dschirga Delegierte in Afghanistan
Delegierte in der Loja Dschirga, dem afghanischen ParlamentBild: AP

Der afghanische Präsidentschaftskandidat ist der Ansicht, dass die Regierung von Karsai kein Programm zur Überwindung dieser Misere entwickelt habe. Daraus leitet er die Notwendigkeit politischer Reformen ab. Er plädiert für eine lockere föderale Struktur, bei der sich die Bevölkerung in den Provinzen durch freie Wahlen an wichtigen Entscheidungen beteiligen solle. Abdullah setzt sich für einen Wechsel der bisherigen Staatsform ein und will das Präsidialsystem durch ein Regierungssystem ersetzen, in dem das Parlament deutlich mehr Rechte bekommt. Außerdem sollten Gouverneure, Bezirkschefs und Bürgermeister direkt vom Volk gewählt werden.

Gute Kontakte ins Ausland

NATO Generalsekretär Lord Robertson und Afghanistans Außenminister Abdullah Abdullah
Abdullah beim ehemaligen NATO-Generalsekretär Lord Robertson (2003)Bild: AP

In der Wirtschaftspolitik vertritt Abdullah Abdullah die Prinzipien der freien Markwirtschaft, allerdings mit konkreten Maßnahmen zum Schutz der heimischen Verarbeitungsindustrie und Förderung der Landwirtschaft. Als ein langjähriger Verantwortlicher für die Außenpolitik des Landes kennt Abdullah Abdulla die Beziehungen des Landes mit seinen Nachbarstaaten sehr gut. Dabei pocht er aber vor allem auf die nationale Souveränität Afghanistans. In seiner Amtszeit als Außenminister (2001-2006) hat Abdullah gute Beziehungen mit der Islamischen Republik Iran sowie mit Russland und Indien hergestellt und später diese Beziehungen weiter gepflegt. Ihm wird auch ein gutes Verhältnis zur neuen US-Regierung unter Präsident Obama nachgesagt. Im Hinblick auf die Anwesenheit der internationalen Sicherheitskräfte am Hindukusch plädiert er jedoch unmissverständlich dafür, dass die Afghanen selbst in die Lage versetzt werden sollten, die Sicherheitsaufgaben zu übernehmen.

Schrumpfender Rückstand

Hamid Karsai und Abdullah Abdullah (Foto:ap)
Hamid Karsais Vorsprung schmilzt.Bild: AP

Im afghanischen Vielvölkerstaat konkurriert Abdullah Abdullah, der von einem paschtunischen Vater und einer tadschikischen Mutter stammt, mit dem Paschtunen Karsai auf Augenhöhe. Als langjähriger Mitarbeiter des von den Taliban ermordeten Kommandeurs Ahmad Schah Masud genießt er auch die Unterstützung der Tadschiken im Land. Laut einer aktuellen Erhebung des US-Meinungsforschungsinstituts "International Republican Institute" kann Karsai zur Zeit mit rund einem Drittel der Stimmen rechnen. Mit sieben Prozent liegt Abdullah Abdullah auf dem zweiten Platz. Mit der Popularität des Präsidenten geht es jedoch rapide bergab, dafür steigt die Beliebtheit von Abdullah Abdullah. Manche Beobachter geben deshalb bei einem möglichen zweiten Wahlgang dem Ex-Außenminister eine kleine Chance, gegen Karsai zu gewinnen.

Autor: Said Musa Samimy
Redaktion: Thomas Latschan