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Konkurrenzfähigkeit kostet Jobs: Die Messerindustrie in Pakistan

Günther Keiffenheim17. August 2006

Im Norden der pakistanischen Provinz Punjab werden traditionell Messer hergestellt. Um konkurrenzfähig zu bleiben, brauchen die Hersteller moderne Maschinen - doch das kostet Arbeitsplätze.

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Messerschleifer in PakistanBild: AP

Schon im vorletzten Jahrhundert wurden Messer in der Gegend um Wazirabad hergestellt, doch damals noch in Handarbeit. Erst kamen die Briten und industrialisierten die Produktion und in den Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts kamen Deutsche, um die Produktion auf Vordermann zu bringen.

Ausbildungsmaschinen aus Deutschland

"Das waren die Herren Sing, Malinow und Wolff. Sie haben in unserem Zentrum als technische Ausbilder gewirkt, haben uns gezeigt, wie man industriell Werkzeug, Besteck und Holz bearbeitet", erzählt Muhammad Mahmoud, Leiter des staatlichen Fort- und Ausbildungszentrums in Wazirabad. "Sie haben Betriebe in Gujranwala, Wazirabad und Sialkot betreut. Die Hilfe war dringend gefragt. Unsere Maschinen waren sehr alt, arbeiteten ungenau und da war Hilfe notwendig. Sie halfen uns, die Qualität zu verbessern." Muhammad Mahmoud hat selbst jahrelang einen Industriebetrieb der Besteckproduktion geleitet. Die Maschinen in seinem Ausbildungszentrum stammen aus Deutschland, das Ausbildungskonzept - nämlich lernen in der Produktion für den Markt - ebenso.

Bedrohliche Entwicklung

17 junge Männer lernen im Zentrum den Umgang mit Stanzmaschinen, Kaltpressen, Schleifmaschinen und Hochgeschwindigkeits-Poliergeräten. Weit mehr als 10.000 Beschäftigte stellen Bestecke und Schmuckdolche für den lokalen Markt, aber auch für den Export in alle Welt her. Die pakistanische Armee verschenkt zur Beförderung von Generälen gerne Schmuckdegen oder Schwerter aus Wazirabad.

Hoffentlich bleibt zumindest dieser Teil der Produktion auch gefragt, denn die Fußballnähereien, die einer der größten Arbeitgeber vor Ort sind, sind von einer neuen Entwicklung bedroht. In China wurden Maschinen entwickelt, die das Nähen von Fußbällen maschinentauglich machen. Die Industriebetriebe Pakistans, die 80 Prozent der Weltproduktion liefern, glaubten bislang, dies sei unmöglich.

Moderne Technik

Den Menschen in Wazirabad bleibt dann aber immer noch die Messerproduktion. Aber auch hier müssen sie sich, wie in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, auf Veränderungen einstellen. "Um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu bleiben müssen wir in neue Technik und in Ausbildung investieren", sagt Ausbildungsleiter Muhammad Mahmoud. "Wenn jemand hier in dieses Ausbildungszentrum investieren will, dann brauchen wir, um die Ausbildung auf den neuesten Stand zu bringen, dringend CNC-Maschinen. Damit könnten wir unsere Leute mit der letzten Technologie schulen und sie wären in der Lage, marktgerechter zu arbeiten."

CNC-Maschinen sind Maschinen, die durch den Einsatz moderner computergesteuerter Technik in der Lage sind, auch komplexe Werkstücke automatisch herzustellen. Notwendig um konkurrenzfähig zu bleiben - aber zugleich auch eine Investition, die Arbeiter überflüssig macht. Für die meisten Menschen in Sialkot und Wazirabad also keine Hoffnung, sondern eher eine Bedrohung für die Zukunft.