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Kontaktbörse für Wirtschaftsführer

Markus Frenzel5. Mai 2004

Wenn sich Deutsche und Chinesen treffen, dann sprechen sie meistens übers Geld. Politiker planieren neue Handelsabkommen, Bosse polieren ihre Kontakte auf. Paradebeispiel - das Deutsch-Chinesische Hochtechnologieforum.

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In China hoffen deutsche Wirtschaftsbosse auf das große GeldBild: AP

Die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen scheinen an Exklusivität zu verlieren. Immerhin wurden in diesem Jahr 80 deutsche Wirtschaftsführer zum Deutsch-Chinesischen Hochtechnologieforum ins Bundeswirtschaftsministerium geladen. Zum dritten Mal fand die Wirtschafts-Kontaktbörse statt. Zum ersten Treffen 1997 kamen gerade einmal sieben deutsche Unternehmer. Die Marschrichtung hatte Kanzler Gerhard Schröder bereits am Montag (3.5.2004) bei seinem Treffen mit Regierungschef Wen Jiabao vorgegeben: Der Handelsaustausch zwischen beiden Staaten soll bis 2010 verdoppelt werden. Von heute knapp 50 auf etwa 100 Milliarden Euro.

Die üblichen Verdächtigen hatten wieder einmal etwas vorzuweisen. Siemens will für 100 Millionen Euro Kommunikationstechnik liefern. Für den gleichen Betrag überlässt der Pharmariese Bayer einem Shanghaier Chemieunternehmen Wissen aus der Nanotechnologie und der Lackproduktion.

Fasziniert waren die Teilnehmer vor allem vom Auftritt der Chinesen. Gerade bei der Hochtechnologie scheint das Land weit fortgeschritten. "Die Chinesen stehen mit uns mindestens auf einer Stufe", sagte Christina Rentzmann, Chinaexpertin beim Bundesverband der Deutschen Industrie. Dies zeige sich beim Technologietransfer. "Es ist nicht so, dass das eine einseitige Geschichte ist."

Vervierfachung des Handelsaustauschs

Bo Xilai
Star der chinesischen Delegation, Handelsminister Bo Xilai.Bild: AP

Besonders der neue Wirtschaftsminister Bo Xilai (Foto) beeindruckte seine deutschen Partner. In einem Hintergrundgespräch erörterte er mit seinem Amtskollegen Wolfgang Clement die Zukunft der beiderseitigen Wirtschaftsbeziehungen. "Ein Supermann", schwärmte ein Teilnehmer des Gesprächs, "er ist frisch, charmant und auch fordernd". Und ehrgeizig scheint der neue chinesische Handelminister auch zu sein. In den nächsten 15 Jahren wolle er den gegenseitigen Handelausstausch vervierfachen, habe Bo dem Teilnehmer zufolge seinem deutschen Amtskollegen angekündigt. "Man muss sich Ziele setzen und dies ist möglich", habe Bo seine deutschen Gesprächspartner aufgefordert. Damit zeigte sich der chinesische Handelminister zumindest schon mal doppelt so ehrgeizig wie der deutsche Kanzler.

Der neue offene und direkte Ton der Chinesen überraschte die deutschen Beobachter. Die Delegation um Minister Bo hat sehr genaue Vorstellungen, wie die Deutschen den Chinesen helfen könnten. Etwa bei den Bemühungen um eine Vollmitgliedschaft in der Welthandelsorganisation WTO. Wirtschaftminister Clement habe nun versprochen, das Thema auf europäischer Ebene voranzubringen, hieß es aus Hintergrundkreisen. Im Austausch hätten die Chinesen versprochen, die Koks-Lieferungen an die deutsche Stahlindustrie weiter zu günstigen Kondition zu gewährleisten.

Schutz von geistigem Eigentum Priorität

Besonders erfreut zeigten sich die deutschen Wirtschaftsvertreter über ein anderes chinesisches Versprechen. In seiner Rede kündigte Handelsminister Bo an, den Schutz des geistigen Eigentums vorrangig zu behandeln. Im engen Kreis versprach der Minister in den nächsten Jahren 400 000 Chinesen damit zu beauftragen, quer durch das Land den Technologie-Klau zu verhindern.

Das Thema war in der Vergangenheit besonders den deutschen Hochtechnologie-Konzernen wichtig. Da Deutschland einer der wichtigsten Handelspartner Chinas ist, werde die Frage nun exklusiv behandelt. "Man sieht uns schon ganz vorne", freute sich Jürgen Heraeus, der Vorsitzende des Arbeitskreises China des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. Allerdings ist fraglich, wer in Zukunft eigentlich vor wem geschützt werden soll. "Die Chinesen sind schwer am aufholen", beobachtete Chinaexpertin Rentzmann. Und so müsste sich in einigen Jahren eher die Volksrepublik vor einem zu großen Technologietransfer sorgen.