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Kontrovers

Henrik Böhme20. Februar 2009

Der Kritik der Bundeskanzlerin an Bonuszahlungen für Manager in Krisen-Banken haben sich viele angeschlossen: Politiker, Gewerkschafts- und Kirchenvertreter. Henrik Böhme findet, man kann auch ganz anders argumentieren.

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Themenbild Pro und Contra
Sollten Manager von Krisen-Banken auf Bonuszahlungen verzichten?Bild: DW
Kommentarbild Henrik Böhme Bonn Deutsch

Zugegeben: Es fällt nicht leicht, sich auf die Seite derer zu schlagen, die Milliarden verzockt haben und dafür Millionen Erfolgsprämien kassieren. Nur macht man es sich viel zu leicht, wenn man im Bonus-System die Wurzel allen Übels sieht. Haben wir sie nicht alle bewundert, diese Superhirne in den Bankentürmen? Haben wir nicht alle ehrfurchtsvoll genickt, als Deutsche-Bank-Chef Ackermann das 25-Prozent-Rendite-Ziel verkündete? Und haben wir ihn nicht gefeiert, als es schließlich sogar noch mehr wurde? Hat - als die Welt noch in den Fugen war - jemals einer die Frage gestellt: Wie kann das gehen? Ist - auf der Jagd nach den billigsten Preisen und den besten Zinsen - die Gier nicht in uns allen? Ist diese Gier nicht die Triebfeder des Kapitalismus? Und warum sollen dann nicht diejenigen fürstlich entlohnt werden, die das Hauptschmiermittel dieses von uns gewählten gesellschaftlichen Ansatzes - das Kapital - verwalten und mehren?

Die Investmentbanker - sie waren die Meister des Universums. Wir haben ihnen freie Hand gelassen. Natürlich sind sie nun die Sündenböcke, weil man immer einen Schuldigen braucht. Selbst der neue US-Präsident schimpft ungehalten über einen Gipfel der Verantwortungslosigkeit. Er meint die Banker und sollte doch lieber die wirklich Schuldigen beim Namen nennen. Es war ein berühmter Zentralbanker namens Alan Greenspan, der den Banken seinerzeit die Fesseln abnahm. Und es war Obamas Vorgänger George W. Bush, der mit seinen Gesetzen den letzten Rest an Regulierung über Bord warf. Alle haben zugeschaut - und wer, wie die Deutschen versuchte, auf diesen unhaltbaren Zustand hinzuweisen, der wurde abgekanzelt. Daher: Gebt ihnen ihre Boni, ob sie sie verdient haben oder nicht.

Banker, auch die ehrbaren aus längst vergangenen Zeiten, hatten immer schon die schönsten Häuser in den besten Gegenden. Das zieht Neider an. Das wird immer so bleiben. Man wird die Erfolgsprämien begrenzen müssen. Man wird Managergehälter begrenzen müssen. Aber nur, solange der Staat helfend seine Hand über die Banken hält. Man könnte auch einen großen Schlussstrich ziehen. Das wäre das Ende des Kapitalismus. Was bitte, kommt dann?