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Koordinatorin zwischen Polen und Deutschen

Nina Werkhäuser15. November 2004

Das deutsch-polnische Verhältnis ist von der Vergangenheit des Zweiten Weltkrieges geprägt. Für "ausgezeichnete Beziehungen" soll jetzt Gesine Schwan sorgen. Sie ist neue Koordinatorin der deutsch-polnischen Beziehungen.

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Ausgewiesene Expertin: <br>Gesine SchwanBild: dpa

Gesine Schwan gilt nicht nur als ausgewiesene Polen-Kennerin, sie engagiert sich auch schon seit langem für gute deutsch-polnische Beziehungen. Die 61-jähige Professorin der Politikwissenschaften spricht fließend Polnisch - nach Studienaufenthalten in Warschau und Krakau hat sie über den polnischen Philosophen Leszek Kolakowski promoviert. Die Berlinerin Schwan reist oft ins Nachbarland und arbeitet in der Grenzstadt Frankfurt an der Oder - dort ist sie Präsidentin der Europa-Universität Viadrina, an der ein Drittel der Studenten Polen sind.

Austausch im Kleinen

"Solange man sich nicht gegenseitig kennt, ist man schnell bereit, die Reaktion der anderen in Schemata und Stereotype einzuordnen", sagt Gesine Schwan. Ihrer Ansicht nach werden sich Deutsche und Polen nur dann besser verstehen, wenn die Zahl der persönlichen Begegnungen und Kontakte wächst.

Campusleben in der Universität Viadrina in Frankfurt(Oder), aufgenommen am 04.06.2003
Campusleben an der Universität "Viadrina" in Frankfurt(Oder)Bild: dpa

An der Viadrina treibt die Berlinerin Gesine Schwan im Kleinen schon voran, was sie auch im Großen bald organisieren soll - einen intensiveren Austausch zwischen Deutschen und Polen. Der Bundesregierung ist das so wichtig, dass sie die Viadrina in eine Stiftung des öffentlichen Rechts umwandelt und mit 50 Millionen Euro fördert. Auch aus diesem Grund gibt Gesine Schwan ihr Amt nicht auf, sondern nimmt den neuen Posten bei der Bundesregierung zusätzlich an.

Noch kein fertiges Programm

Das neue Amt ist wie das aller Koordinatoren dem Auswärtigen Amt zugeordnet. Einziger hauptamtlicher Koordinator ist der SPD-Politiker Karsten Voigt für die deutsch-amerikanischen Beziehungen. Der für Europafragen zuständige Staatsminister im Auswärtigen Amt, Hans Martin Bury, ist gleichzeitig Beauftragter für die deutsch-französischen Beziehungen. Nach der drastischen Verschlechterung der deutsch-polnischen Beziehungen in den letzten zwei Jahren setzt die Bundesregierung nun auf die in Polen beliebte Gesine Schwan als Sympathieträgerin.

Allerdings hat die neue Koordinatorin für die deutsch-polnischen Beziehungen noch kein fertiges Programm. Zuerst einmal will Gesine Schwan Gespräche mit dem Bundesaußenminister und ihrer polnischen Amtskollegin führen. Außerdem will sie sich einen Überblick über die unzähligen privaten Initiativen verschaffen, die sich um bessere Kontakte zwischen beiden Ländern bemühen. "Das sind viel mehr, als wir uns klarmachen", sagt Schwan. Trotzdem liege in den deutsch-polnischen Beziehungen noch vieles im Argen.

Direkte und offene Art

Bildgalerie EU-Osterweiterung II: Polen
Bauernmarkt in Lublin (Polen)Bild: dpa

"Da gibt es vor allen Dingen die Asymmetrie, dass es die Polen in der Regel nicht gemütlich hatten mit den Deutschen. Und dass sich die Deutschen einfach effektiv weniger für Polen interessieren als umgekehrt", erklärt Schwan. Die Sozialdemokratin, die in diesem Jahr von der SPD ins Rennen um das Amt des Bundespräsidenten geschickt wurde, ist für ihre direkte und offene Art bekannt. Deswegen gab sie auch offen zu, dass sie den neuen Posten erst nach längerem Zögern angenommen hat.

Als Präsidentin der Universität Viadrina sei sie bereits jetzt ausgelastet. In einem Jahr will sie entscheiden, ob sich beide Posten miteinander vereinbaren lassen. Als Koordinatorin für die deutsch-polnischen Beziehungen werde sie keinem Thema ausweichen, auch nicht der strittigen Entschädigungsfrage, sagte Schwan. In Deutschland will sie vor allem stärkeres Interesse für Polen wecken.