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Koordinierter Schlag gegen die Wettmafia

16. Juli 2010

In Asien ist der Polizei ein großer Schlag gegen die internationale Fußball-Wettmafia gelungen. Sie verhaftete in vier Ländern mehr als 5.000 Personen, die an illegalen WM-Wetten beteiligt gewesen sein sollen.

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Sportbegeisterte Japaner in einem Wettbüro in Tokio(Foto: dpa)
Sportbegeisterte Japaner in einem Wettbüro in TokioBild: picture alliance/ZUMA Press

"Die Ergebnisse, die wir vorliegen haben, sind beeindruckend", freute sich Interpol-Direktor Jean-Michel Louboutin in einer Stellungnahme, die die Interpol-Zentrale im französischen Lyon am Freitag (16.07.2010) herausgab. Monate lang hätte Interpol in Zusammenarbeit mit den regionalen Polizeibehörden ermittelt. Die Razzien seien in mehr als 800 illegalen Spielhöllen durchgeführt worden. Insgesamt sollen dort rund 155 Millionen US-Dollar (umgerechnet rund 119 Millionen Euro) umgesetzt worden sein.

Verhaftungswelle während der WM

Japan besiegt Dänemark bei der FIFA-WM (Foto: dpa)
Wie viele Fans bei der FIFA-WM wohl auf Japan gewettet haben?Bild: picture alliance/dpa

Louboutin verwies dabei auch darauf, dass Fußball-Wetten "nicht nur der organisierten Kriminalität nahestehen, sondern auch im Zusammenhang mit Bestechungen, Geldwäsche und Prostitution" zu sehen seien. Insofern hätten Interpol und die asiatischen Behörden der gesamten organisierten Kriminalität in der Region einen schweren Schlag versetzt, frohlockte der Interpol-Direktor.

Die Razzien wurden zwischen dem 11. Juni und dem 11. Juli durchgeführt, also exakt während der Zeit der FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika. Während der WM seien besonders viele Wetten abgeschlossen worden, ein erheblicher Teil davon bei unseriösen Buchmachern ohne gültige Lizenz. Bei den Durchsuchungen stellten die Polizeieinheiten insgesamt 10 Millionen Dollar in bar sicher, außerdem seien Autos, Computer, Mobiltelefone und Bankkarten beschlagnahmt worden. "Die gesammelten Informationen werden ausgewertet, um mögliche Verwicklungen weiterer Banden in der Region oder darüber hinaus aufdecken zu können", erklärte Louboutin.

Erfolgreiche internationale Zusammenarbeit

Besonders erfreut zeigte sich der Interpol-Direktor über die gelungene Zusammenarbeit der Polizeikräfte aus den vier asiatischen Staaten. Die guten Erfahrungen, die die Polizisten bei ihren Operationen gesammelt hätten, könnten das Fundament für weitere koordinierte Schläge gegen die Wettmafia nur stärken.

Die Skyline von Hongkong
Auch in Hongkong konnten Fahnder einen illegalen Wettring aushebenBild: Peter Lok

Die jüngste Verhaftungswelle während der Fifa-WM war bereits die dritte gemeinsame Aktion Interpols mit den vier asiatischen Staaten, und sie war zugleich die größte. Insgesamt seien bei allen drei Operationen zusammen mehr als 7.000 Menschen verhaftet worden, außerdem habe man illegale Spielhöllen mit einem Gesamtumsatz von mehr als zwei Milliarden US-Dollar ausheben können. Erst vor gut einer Woche war der Polizei in Hongkong ein Schlag gegen die Wettmafia gelungen. Dabei waren 93 Menschen festgenommen und Wettscheine mit einem Gesamtwert von sieben Milliarden Yen (815 Millionen Euro) konfisziert worden.

Sportwetten – ein boomendes Geschäft

Ein Mann füllt einen Wettschein aus (Foto: dw-tv)
Sportwetten sind nicht nur in Deutschland ein MilliardengeschäftBild: dw-tv

In den letzten Jahren hat das Geschäft mit den Sportwetten weltweit rasant zugenommen. Alleine in Deutschland wurden 2009 Umsätze von 3,3 Milliarden Euro in legalen Wettbüros erfasst – das entspricht einer Steigerung von 35 Prozent zum Vorjahr. Illegale Buchmacher locken die Wetter aber oft mit höheren Gewinnen und einfacheren Kreditbedingungen. Insbesondere Internet-Wettbüros haben unter diesen Bedingungen enorm hohe Zuwachsraten. Weltweit gibt es hohe Auflagen für Sportwetten im Internet; in weiten Teilen Asiens sind sie bis heute komplett verboten, auch wenn einige Staaten wie Malaysia in den vergangenen Monaten begonnen haben, die rigiden Verbote ein wenig aufzulockern. Dort werden illegale Fußballwetten nicht nur online, sondern auch in Cafés oder Restaurants angenommen. Wer in Malaysia illegale Wetten anbietet, muss mit bis zu fünf Jahren Haft und Geldstrafen von umgerechnet bis zu 50.000 Euro rechnen.

Nicht selten gehen illegale Wetten auch mit Spielmanipulationen und Bestechung einher. Der Mafia gelingt es mitunter, Spieler und Schiedsrichter zu 'kaufen'. Fälle von Spielmanipulation durch die Wettmafia bei einer WM sind aber noch nicht bekannt.

Autor: Thomas Latschan (afp, dpa, sid)
Redaktion: Nicola Reyk