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Nina Werkhäuser, Berlin12. November 2001

Acht europäische Wirtschaftsforschungsinstitute legen Prognose für den Euro-Raum vor

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Die Anschläge vom 11. September haben die Aussichten für die Wirtschaftsentwicklung im Euro-Raum verschlechtert. Die dunklen Wolken, die in den USA den Konjunkturhimmel verdüstern, sind längst auch nach Europa gezogen. Acht europäische Forschungsinstitute haben in einem gemeinsamen Gutachten am Montag (12.11.) die Wachstumsrate für den Euro-Raum noch einmal nach unten revidiert und für das nächste Jahr niedriger angesetzt. Zugrunde liegt das erwartete niedrige Wachstum in den Vereinigten Staaten.

Gustav Horn vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin: "Das hat natürlich Konsequenzen über die Exporte, über das Vertrauen auch für den Euro-Raum und lässt uns unsere Wachstumsrate für den Euro-Raum auch von 1,8 Prozent für nächstes Jahr, die wir bei der Gemeinschaftsdiagnose hatten, auf 1,6 Prozent korrigieren."

Deutschland ist beim Wirtschaftswachstum das Schlusslicht im Euro-Raum. Nach Ansicht von Gustav Horn liegt das zum einen an der Rezession in der Bauwirtschaft. Zum anderen sei die deutsche Wirtschaft stärker von Exporten und Importen abhängig als die der Nachbarländer, weltwirtschaftliche Entwicklungen schlügen sich in Deutschland deshalb stärker nieder.

Insgesamt sehen die Experten für den Euro-Raum zwar keine Rezession, aber Phasen der Stagnation. Grund dafür sei weniger die Zurückhaltung der Verbraucher, sondern vielmehr das fehlende Vertrauen der Investoren in die Wirtschaftsentwicklung: Investitionen werden auf die lange Bank geschoben. Das führt auch dazu, dass die Zahl der Arbeitslosen steigt.

"Wir erwarten einen Anstieg der Arbeitslosenquote um 0,2 Prozentpunkte in ganz Europa," sagt Horn. "Das mag zunächst wenig erscheinen, es sind aber doch Hunderttausende von Arbeitsplätzen, die hier verloren gehen. Insbesondere, und das ist das Tragische, diese sehr positive Entwicklung, die wir im letzten Jahr hatten, wo auch der Arbeitsmarkt zum ersten Mal seit Jahren wieder deutliche Besserungstendenzen zeigte, diese positive Entwicklung wird abgebrochen und wir habe eine Trendwende zum Schlechteren zu verzeichnen."

Die acht europäischen Institute empfehlen den Regierungen, die Folgen der Konjunkturschwäche zunächst hinzunehmen und die Wirtschaft nicht durch zusätzliche Sparmaßnahmen zu belasten. Gleichzeitig sollten automatische Stabilisatoren wie etwa der niedrige Ölpreis ihre volle Wirkung entfalten dürfen.

Der Europäischen Zentralbank raten die Experten, die Zinsen weiter zu senken, wenn die Entwicklung noch schlechter verlaufen sollte als zur Zeit angenommen. Ansonsten, so meinen die Wirtschaftsforscher, heißt es in Europa abwarten, bis sich in den Vereinigten Staaten die Wirtschaft wieder erholt - das könnte Anfang des nächsten Jahres der Fall sein.