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Kosovo-Präsident Sejdiu: "Werden nicht länger Geisel des Verhandlungsprozesses sein"

12. Juli 2007

Am Rande seines Berlin-Besuchs sprach Fatmir Sejdiu im Interview mit DW-RADIO über die mühsamen Verhandlungen des Kosovo-Status, eine mögliche einseitige Unabhängigkeit und die Erwartungen an Deutschland.

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Sejdiu räumt ein: Unabhängigkeit ist kein einseitiger SchrittBild: DW

DW-RADIO/Albanisch: Herr Präsident, die Albaner haben damit gerechnet, dass der Status des Kosovo im Juli gelöst sein sollte. Aber der Prozess stockt. Geht Ihre Geduld langsam zu Ende?

Fatmir Sejdiu: Ich sehe keinen besonderen Grund, warum Lösungen, die schon längst fällig sind, nun hinausgeschoben werden. Denn die Kosovo-Frage ist reif. Der außergewöhnlich lange und mühsame Verhandlungsprozess ist abgeschlossen. Deshalb meinen wir, dass die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft, in diesem Fall des Sicherheitsrats, intensiviert werden müssen, damit es so schnell wie möglich zu einer Lösung kommt. Dies ist die Erwartung aller Bürger und der politischen Klasse des Kosovo. Es ist einfach notwendig, dass die letzte ungelöste Frage Südosteuropas richtig gelöst wird – dass Kosovo unabhängig wird.

Wie lange sind Sie denn noch bereit, zu warten?

Für uns ist wichtig, dass es eine gemeinsame Resolution gibt. Aber falls manche Länder, wie beispielsweise bisher die Russische Föderation, den Prozess weiterhin blockieren, dann werden wir nicht länger Geisel dieses Prozesses sein. Dann werden wir uns gezwungen sehen, alternative Wege zu wählen. Diese Wege werden in Zusammenarbeit mit den wichtigsten internationalen Mächten, die das Kosovo während des ganzen Prozesses unterstützt haben, abgestimmt.

Bedeutet das, dass Sie einseitig ihre Unabhängigkeit erklären wollen?

Wir betrachten dies nicht als einen einseitigen Schritt unsererseits, sondern als einen kohärenten. Das beinhaltet die internationale Anerkennung des Kosovos durch die jeweiligen Länder. Wir bestehen darauf, dass dieser Schritt in Absprache mit all jenen internationalen Partnern geschieht, die das Kosovo unterstützt haben.

Wie sind Ihre Erwartungen an Deutschland?

Deutschland war bisher ein sehr wichtiger Faktor. Es hat viel in Kosovo investiert, nicht nur während des Kriegs und danach, sondern auch früher. In Deutschland lebt eine bedeutende Zahl kosovarischer Bürger, die hier gut aufgenommen wurden. Deutschland hat sich auch im Rahmen der Internationalen Kontaktgruppe engagiert. Wir wünschen uns, dass es auch in der jetzigen Phase ein wichtiger Partner bleibt und Kosovo und seine Unabhängigkeit unterstützt – ohne Einschränkungen.

Das Gespräch führte Anila Shuka
DW-RADIO/Albanisch, 6.7.2007, Fokus Ost-Südost