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Kosovo und Energie - Südosteuropäisches Außenministertreffen in Athen

26. Januar 2006

In Athen haben sich die Außenminister des Südosteuropäischen Kooperationsprozesses (SEECP) getroffen, um über regionale Integration und Kooperation zu beraten. Kosovo und Energiefragen standen im Mittelpunkt.

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Erstmals nahm auch ein Vertreter der EU-Ratspräsidentschaft teil

Es kam wie erwartet: Das Athener Außenministertreffen im Rahmen des Südosteuropäischen Kooperationsprozesses (SEECP) wurde von der Kosovo-Frage überschattet. Allein schon deswegen, weil nach dem Tod des kosovarischen Präsidenten Ibrahim Rugova hochrangige Politiker ihre Teilnahme aus Termingründen absagen mussten. Auch der Chef der UN-Mission im Kosovo, Sören Jessen-Petersen, war in Pristina geblieben.

Europäische Zukunft für Kosovo

Dafür kam der Außenminister von Serbien und Montenegro, Vuk Draskovic. Der ehemalige Nationalist zeigte sich moderat und – zweckoptimistisch. Er erklärte: "In dieser Region müssen wir die territoriale Integrität aller Staaten respektieren, auch die Integrität meines Landes. Die Grenzen dürfen nicht geändert werden, jede Region soll ihren heutigen Namen behalten dürfen. Unser Vorschlag lautet: Wir brauchen Grenzen europäischer Qualität zu Albanien und Mazedonien, wir plädieren für offene, unsichtbare Grenzen, die eigentlich nur auf dem Papier existieren sollten. Und wir sind kompromissbereit, deswegen sind wir auch für die eigene Vertretung des Kosovos bei allen internationalen Organisationen und Finanzinstitutionen, allerdings nicht bei den Vereinten Nationen".

Eine europäische Zukunft für das Kosovo stellt die Europäische Union in Aussicht. Erstmals nahm sogar ein Vertreter der EU-Präsidentschaft am Ministertreffen teil. Hans Winkler, Staatssekretär im österreichischen Außenministerium, wollte seine Anwesenheit als frohe Botschaft verstanden wissen. Eine konkrete Zusage zur EU-Mitgliedschaft an die Länder der Region, die noch nicht EU-Mitglied sind, mochte er allerdings noch nicht geben. Er sagte: "Die konkrete Zusage ist eine Bekräftigung der europäischen Perspektive. Und ich glaube, das ist schon relativ konkret. Natürlich wird es auch ganz konkrete Angebote an diese Länder geben müssen, als eine Belohnung, wenn sie weitermachen auf dem Weg der Reformen und wenn sie sich integrieren."

Integration durch Zusammenarbeit

"Integration durch wirtschaftliche Zusammenarbeit" - das Erfolgsrezept der EU soll auch in Südosteuropa zur Anwendung kommen. Erst vor drei Monaten wurde in Athen der Vertrag über die Gründung einer Südosteuropäischen Gemeinschaft für Energie gegründet. Die Türkei wollte dem neuen Pakt noch nicht beitreten. Dennoch bauen Griechenland und die Türkei an einer neuen Pipeline, die Erdgas nach Westeuropa transportieren soll. Der türkische Staatsminister Mehmet Aydin sagte dazu: "Praktisch alle Teilnehmer haben die Bedeutung einer Energiegemeinschaft in der Region hervorgehoben. Schließlich ist Energie die Grundlage jeder Wirtschaftsordnung Bei so einem Ministertreffen geht man zwar nicht ins Detail, aber wir sind uns schon darüber einig, dass wir dieses Projekt voranbringen sollen."

Energieversorgung hat Priorität

Der bulgarische Außenminister Ivailo Kalfin wollte dann doch ins Detail gehen. Sein Land deckt bereits heute 70 Prozent des Energiedefizits in Südosteuropa - und hat noch viel vor. Priorität habe vor allem die Infrastruktur, sagte Kalfin. Er erklärte weiter: „Besonders wichtig wäre die geplante Pipeline zwischen Sibirien und der griechischen Hafenstadt Alexandroupolis. Zudem denken wir daran, das heutige Netz der bulgarischen Gaspipelines in Richtung Albanien oder Mazedonien erweitern zu lassen. Und wir sind auf der Suche nach alternativen Erdgaslieferanten in Sibirien, die durch unsere Region nach Zentraleuropa führen. Gerade in den letzten Monaten haben wir ja gemerkt, wie wichtig es wäre, Alternativquellen für Erdgas zu besitzen."

Energieversorgung wird zur höchsten Priorität in Südosteuropa. Mehr erfahren wir wohl in wenigen Monaten im griechischen Thessaloniki. Dort findet das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs Südosteuropas statt, anschließend übernimmt EU-Aspirant Kroatien die einjährige Präsidentschaft im Kooperationsprozess.

Jannis Papadimitriou

DW-RADIO/Griechisch, 25.1.2006, Fokus Ost-Südost