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KP-Funktionär verliert Spitzenämter

10. April 2012

Der Politthriller in der Führung der kommunistischen Partei Chinas hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Der bisherige Spitzenpolitiker Bo Xilai wurde endgültig entmachtet. Seine Frau steht unter Mordverdacht.

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Der entmachtete chinesische Politiker Bo Xilai (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Bo Xilai habe seine Mitgliedschaft im Zentralkomitee und im mächtigen Politbüro der Kommunistischen Partei verloren, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Ihm würden "ernste Disziplinarverstöße" vorgeworfen - eine Umschreibung für Korruption. Gegen Bos Frau, Gu Kailai, werde im Zusammenhang mit dem Tod eines Briten ermittelt, berichtete Xinhua weiter. Gu und ein Angestellter der Familie seien den Justizbehörden überstellt worden.

Linker Hoffnungsträger  

Bereits im März war der 62-jährige Bo als Parteichef der Metropole Chongqing entlassen worden. Zuvor war der ebenso extravagante wie telegene Politiker als Anwärter auf eine führende Position in Partei und Staat bei dem im Herbst anstehenden Generationswechsel in Peking gehandelt worden. Bo vertrat eine eher egalitäre Politik und förderte eine Wiederbelebung traditionell-kommunistischer Werte. Dies machte ihn zum Hoffungsträger des linken Flügels der KP. Seine Politik stand allerdings im Widerspruch zum wachstumsorientierten Kurs der restlichen Parteiführung.

In Chongqing machte er auf sich aufmerksam, als er gegen das Organisierte Verbrechen vorging und sich für eine Wiederbelebung von Liedern und Geschichten aus der Zeit Mao Tse-tungs einsetzte. Zu seiner Entlassung als Parteichef von Chongqing führte eine Affäre um seinen Vertrauten, den Polizeichef der 30-Millionen-Metropole, Wang Lijun. Dieser war nach einem mysteriösen Besuch in einem US-Konsulat, in dem er angeblich Asyl beantragen wollte, gefeuert worden.

Wilde Spekulationen im Netz

Die Absetzung Bo Xilais im März hatten in China Spekulationen über Risse in der sorgfältig gepflegten Einigkeit der Parteispitze ausgelöst. Sie kulminierten Ende März, Anfang April vor allem in Internet in Gerüchten über einen möglichen Putsch, angeblich ungewöhnliche Militärbewegungen und einen Machtkampf in Peking. Die Regierung antwortete mit scharfer Zensur des Netzes.

Im Fall des Todes des britischen Geschäftmannes Neil Heywood gebe es neue Hinweise auf Mord, meldete Xinhua weiter. Die Ermittlungen würden neu aufgenommen. Der 41-Jährige, ein Freund Bos und dessen Frau Gu, war im November in einem Hotel in Chongqing tot aufgefunden worden. Als Todesursache war damals übermäßiger Alkoholkonsum angegeben worden. Heywood und Gu Kailai, einst eine prominente Anwältin, hätten Streit um geschäftliche Dinge gehabt, der sich verschärft habe, hieß es jetzt bei Xinhua.

wl/gri (dpa, rtr, afp)