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"Kräfte bündeln beim Kampf gegen Hunger"

16. Juni 2010

Eine Milliarde Menschen auf der Welt leiden an Hunger. Um die Not zu lindern, müssen künftig globale, nationale und regionale Ansätze besser koordiniert werden. Dabei ist der Zugang zu Land ein entscheidender Faktor.

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Ilse Aigner - Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Foto: DPA)
Ilse Aigner - Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und VerbraucherschutzBild: picture alliance/dpa

Das Recht auf Nahrung ist das weltweit am meisten verletzte Menschenrecht. Noch immer leiden eine Milliarde Menschen auf der Welt an Hunger und Unterernährung. Um die Not zu lindern, müssen künftig globale, nationale und regionale Ansätze besser untereinander koordiniert werden. Große Hoffnungen liegen dabei auf der Arbeit des reformierten Ausschusses für Welternährungssicherung (CFS), der im Oktober 2010 erstmals tagen wird. Auf der internationalen Konferenz "Politik gegen Hunger" in Berlin bereiteten sich dieser Tage rund 250 Teilnehmer darauf vor.

Bis zum Jahr 2030 wird die Weltbevölkerung von jetzt 6,6 Milliarden Menschen auf voraussichtlich 8 Milliarden Menschen anwachsen. Die Ernährungsfrage wird in vielen Regionen der Welt immer mehr zu einer Überlebensfrage werden. Eine effizientere Koordinierung der internationalen Programme zur Bekämpfung des Hungers ist dringend erforderlich, um hier Fortschritte zu erzielen.

Kräfte im Kampf gegen Hunger bündeln

Die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Ilse Aigner, hatte zur Konferenz nach Berlin eingeladen: "Das Ziel ist es, globale, nationale und regionale sowie lokale Akteure aller Ebenen zu verzahnen." Am Tisch in Berlin saßen nicht mehr nur Regierungen und die Vereinten Nationen, sondern auch Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Die Konferenzergebnisse sind nicht nur bloße Empfehlungen, sie bieten auch konkrete Ansatzpunkte für alle beteiligten Akteure.

So war ein Schwerpunktthema der Berliner Konferenz das Thema Rechtssicherheit. Seit der globalen Finanzkrise wird Land zunehmend zu einem Spekulationsobjekt für Anleger. Nach Informationen der Welternährungsorganisation sind in Afrika allein in den vergangenen drei Jahren bis zu 50 Millionen Hektar Land von ausländischen Investoren erworben worden.

Aus diesem Grund legt die deutsche Landwirtschaftsministerin besonderen Wert darauf, dass der Zugang zu Land und damit die Rechte der Armen gestärkt werden. Gebraucht würden verantwortungsvolle Investitionen in ländliche Entwicklung. Es gehe hierbei um klare Rechte und mehr Transparenz für Arbeitnehmer in der Landwirtschaft, machte Aigner deutlich. Und es gehe um die Bekämpfung von Korruption sowie die Teilhabe ärmerer Menschen vor Ort.

Flavio Valente, Generalsekretär der Menschenrechtsorganisation "FIAN International", wies darauf hin, dass etwa 75 Prozent der Hungernden in der Welt Kleinbauern und kleine Nahrungsmittelproduzenten seien: “Sie wollen produzieren, aber sie brauchen Hilfe, um aus ihrer Situation herauszukommen. Sie produzieren außerdem in einer Weise, die die Umwelt schont. Das ist eine Situation, in der zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden - einmal der Hunger, weil auch die Communities um die Kleinbauern herum unterstützt werden und gleichzeitig wird unser Planet geschont.“

"Sicherheitsrat für Welternährung" aufbauen

Auch Gesundheits- und Fürsorgeaspekte müssen nach Ansicht der deutschen Ministerin in die Strategien zur Ernährungssicherung einbezogen werden. Die Bundesregierung stelle sich bewusst diesen Herausforderungen, sagte Aigner. "Mein Ministerium setzt sich ganz konkret dafür ein, den Ausschuss für Welternährungssicherung in der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO zu einer Art erweitertem UN-Sicherheitsrat für Welternährung auszubauen, um eine effektive Verzahnung nationaler und internationaler Initiativen zur Hungerbekämpfung zu erreichen und die Welternährungspolitik strategisch am Recht auf Nahrung auszurichten."

Anwendung internationaler Menschenrechtsstandards

Zur Konkretisierung des Rechts auf Nahrung unterstützt das Bundeslandwirtschaftsministerium aktuell den Prozess zur Erarbeitung von Leitlinien zur verantwortungsvollen Verwaltung von Landnutzungsrechten und anderen natürlichen Ressourcen. Diese freiwilligen Leitlinien sollen die Anwendung der internationalen Menschenrechtsstandards zum Beispiel zum Schutz vor Vertreibung und Enteignung sowie zur Gewährleistung eines diskriminierungsfreien nachhaltigen Zugangs zu Land sicherstellen.

Mit Blick auf den G8-Gipfel Ende Juni 2010 in Kanada sagte Aigner, es sei schon ein großer Schritt, wenn dort eine bessere Koordination der Länderaktivitäten erreicht werde.

Autorin: Sabine Ripperger
Redaktion: Kay-Alexander Scholz