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Kraftprobe in Dhaka

26. Februar 2009

In Bangladesch meutern Angehörige der paramilitärischen Grenztruppen. Dabei geht es nicht um die "große Politik". Doch zeigt der Konflikt schlaglichtartig, wie instabil die Lage in dem Land ist.

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Regulären Soldaten gehen in der Nähe des Hauptquartiers der Grenztruppen in Dhaka in Stellung (dpa))
Reguläre Soldaten in der Nähe des Hauptquartiers der Grenztruppen in DhakaBild: picture-alliance/ dpa

Ihren Ausgangspunkt nahm die Meuterei von Angehörigen der paramilitärischen Grenztruppe "Bangladesh Rifles" am Mittwoch (25.02.2009) in der Hauptstadt Dhaka. In ihrem dortigen Hauptquartier setzten hunderte Soldaten Offiziere der regulären Armee fest. Zudem kam es zu Schießereien in und außerhalb des Kasernengeländes, bei denen nach unterschiedlichen Angaben bis zu 50 Menschen getötet wurden.

Inzwischen hat sich der Aufstand auf weitere Landesteile ausgeweitet. Schusswechsel wurden aus der Region Chittagong im Südosten von Bangladesch sowie von der Westgrenze zu Indien gemeldet. Die Regierung in Neu Delhi ließ deshalb sämtliche Armee-Einheiten an der rund 4000 Kilometer langen Grenze in Alarmbereitschaft versetzen.

"Nehmen Sie nicht den Weg des Selbstmords!"

Die Meuterei bedeutet eine neue Kraftprobe für Ministerpräsidentin Sheikh Hasina Wajed (DW)
Neue Kraftprobe für Ministerpräsidentin Sheikh Hasina WajedBild: Mustafiz Mamun

Die Ministerpräsidentin von Bangladesch, Sheikh Hasina Wajed, appellierte an die paramilitärischen Verbände, die bis zu 67.000 Mann stark sein sollen, sich nicht in eine Konfrontation mit den anderen Sicherheitskräften treiben zu lassen. Hasina wörtlich: "Legen Sie Ihre Waffen nieder und kehren Sie unverzüglich in die Kasernen zurück. Nehmen Sie nicht den Weg des Selbstmords. Zwingen Sie mich nicht, hart vorzugehen."

Die Ursache der Meuterei ist weitgehend in der Unzufriedenheit der Grenzsoldaten mit ihrer beruflichen und materiellen Lage zu suchen. So verlangen sie zum einen, mit den Angehörigen des regulären Militärs gleichgestellt zu werden. Tatsächlich werden die "Bangladesh Rifles" nicht von Vorgesetzten aus ihren eigenen Reihen, sondern von Armeeoffizieren befehligt. Ebenso sind die Dienstgrade in der Armee besser besoldet als diejenigen der Grenztruppen. Diese fordern denn auch vor einer Beendigung ihres Aufstands mehr Gehalt, mehr Urlaub, bessere Arbeitsbedingungen und Aufstiegschancen.

Signale der Entspannung wie der Eskalation

Auch wenn die Grenzer mit ihren Aktionen nicht unbedingt Hasinas Machtstellung in Frage stellen wollen: Der Konflikt macht einmal mehr deutlich, wie wenig gefestigt die Situation in Bangladesch mit seinen rund 160 Millionen Einwohnern ist. Erst Ende 2008 kehrte das Land nach einer zwei Jahre währenden Militärherrschaft zu einer demokratischen Ordnung zurück.

In den vergangenen Stunden gab es Signale der Entspannung und der Eskalation gleichermaßen. Während Hasinas Rede ließen die aufständischen Soldaten mehr als ein Dutzend Frauen frei, die sie in ihrer Kaserne in Dhaka festgehalten hatten. Und die Ministerpräsidentin bekräftigte ihren Willen, sich der Probleme der Grenztruppen anzunehmen, sollten sie die Meuterei beenden. Zugleich ließ sie aber auch Panzer zum Hauptquartier in Dhaka rollen.(sti)