1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Medizin im Film

26. März 2010

Eine Berliner Produktionsfirma hat sich auf Medizin im Film spezialisiert. Bei "Flatliners" gibt es OP-Tische mit dazugehörigem Fachwissen, Krankenhauskleidung und sogar ein eigenes Filmkrankenhaus.

https://p.dw.com/p/Mctb
Filmszene Opereation am offenen Knie (Foto: Flatliners GmbH)
Nur inszeniertBild: Flatliners GmbH

Die Requisite fragt nach einem Aufnahmegerät für einen OP-Dreh. Es soll so aussehen wie eine echte chirurgische und daher sterile Kamera – und gleichzeitig eben auch gute Bilder liefern.

Stefan Schröder und Jörg Meier lächeln - vom Erfolg ihrer Firma verwöhnt - in die Kamera (Foto: Flatliners GmbH)
Stefan Schröder und Jörg MeierBild: Flatliners GmbH

Ohne lange zu überlegen, greift Jörg Meier in den Geräteschrank und holt eine kleine, quadratische Kamera heraus. Gemeinsam mit seinem Partner Stefan Schröder ist er seit acht Jahren Geschäftsführer von "Flatliners" und hat täglich diverse Anfragen nach medizinischem Gerät. "Der größte Feind von medizinischer Authentizität bei Spielfilmen ist der Regisseur", sagt Meier. "Der ist ja immer Laie, und manchen Laien ist beispielsweise eine authentische Abbildung eines sterilen OPs nicht so wichtig und tendieren dann dazu zu sagen: Ach, versteh ich eh nicht, ist mir jetzt egal. Und dagegen müssen wir dann immer ankämpfen."

Produzent und studierter Mediziner

Meiers Mission: Medizin im Film so realistisch wie möglich darzustellen. Seine Firma "Flatliners" ist darauf spezialisiert Filmteams ein Rund-Um-Sorglos-Paket anzubieten. Jörg Meier, studierter Mediziner, liest Drehbücher auf mögliche Fehler durch und erklärt während eines Drehs, wie Spritzen gesetzt oder Verbände gewechselt werden.

Dazu kommt ein riesiger Fundus an Requisiten: Betten, medizinische Kleidung in grün, blau und weiß, zwei Rettungswagen, extra umgebaut, damit darin auch eine Kamera Platz findet. Und natürlich auch Operationssäle, Intensivstationen und Notaufnahmen, mit allen dazugehörigen Gerätschaften.

Eine Frau in Grüner Krankenhauskleidung hält eine Filmklappe hoch (Foto: Flatliners GmbH)
Film ab!Bild: Flatliners GmbH

Hier ist dann Meiers medizinisches Fachwissen gefragt. Denn die Geräte wie beispielsweise ein Narkosegerät sollen technisch so verändert werden, dass sie filmtauglich sind. Sie dürfen also nicht zu viele oder zu laute Geräusche erzeugen und sollen gleichzeitig aber so funktionieren, als ob sie wirklich in Betrieb wären. "Wir müssen immer unglaublich viele Sachen an den Geräten einstellen, vor allem weil wir ja keine echten Patienten haben. Wir simulieren die Lungen beispielsweise mit Druckluftflaschen, damit der Zuschauer das Gefühl hat: da liegt ein echter Mensch und keine Maschine."

Attraktiv auch für Hollywood-Produktionen

Noch komplizierter für einen Krankenhaus-Film sind die Drehorte. Zwar bieten manche Krankenhäuser teilweise einzelne Etagen an, das allerdings zeitlich sehr begrenzt, damit nicht der ganze Krankenhausbetrieb lahm liegt. Jörg Meier hat daher zwei eigene Krankenhäuser in Berlin angemietet: das orthopädische Krankenhaus "Oskar-Helene-Heim" und die Lungenklinik "Heckeshorn". Beide Häuser sind ehemalige, heute leerstehende Krankenhäuser.

Filmszene: eine Spritze wird aufgezogen - im Hintergrund liegt ein Mann im Krankenbett (Foto: Flatliners GmbH)
Alles nur FilmBild: Flatliners GmbH

Ein Drehtag bei "Flatliners" kostet je nach Aufwand zwischen 1.400 und 5.000 Euro. Für eine Filmproduktion mit Budgets von mehreren Hunderttausenden Euro sind das durchaus moderate Preise. Die Produktionsfirma ist daher gut gebucht, manchmal drehen drei Filmteams gleichzeitig in einem der Filmkrankenhäuser. Darunter bislang auch vier Hollywood-Filme wie beispielsweise "Flightplan" mit Jody Foster.

Beheizbare Seziertische

Die Hollywoodschauspielerin hat hier ihren toten Filmpartner in der Gerichtsmedizin identifiziert – die ehemalige Küche des Oskar-Helene-Heims. Die Seziertische sind natürlich auch filmtauglich. "In unsere haben wir eine Heizung eingebaut, weil unsere Toten ja immer lebende sind. Und in den Wintermonaten ist es quasi unmöglich da nackt drauf zu liegen, weil der Tisch ja aus Edelstahl ist."

Selbst an die vermeintlich Toten wird bei "Flatliners" gedacht. Kein Wunder also, dass fast alle Krankenhausszenen, die im deutschen Kino oder Fernsehen zu sehen sind, bei "Flatliners" gedreht werden.

Autorin: Nadine Wojcik

Redaktion: Conny Paul