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Krawalle halten Leipzig in Atem

12. Dezember 2015

Erst protestierten Linke in Leipzig gegen eine Kundgebung von Rechtextremen. Dann eskalierte die Situation: Demonstranten warfen mit Steinen, die Polizei reagierte mit Wasserwerfern. Mehrere Menschen wurden verletzt.

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Krawalle bei Demonstrationen in Leipzig (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/J. Woitas

Müllcontainer gingen in Flammen auf, an einer Bushaltestelle wurden die Scheiben zerschlagen, Vermummte warfen mit Steinen und Feuerwerkskörpern: Am Rande einer Neonazi-Demonstration in Leipzig ist es zu schweren Ausschreitungen zwischen linken Gegendemonstranten und der Polizei gekommen. Die Beamten hätten es mit "etwa tausend gewaltbereiten Linksautonomen" zu tun gehabt, erklärte ein Polizeisprecher, der bei den Geschehnissen im Süden der Stadt vor Ort war.

Die Polizeikräfte hätten ihrerseits Wasserwerfer gegen die Demonstranten eingesetzt. Wie viele Menschen verletzt wurden, sei noch unklar. Die Polizei nahm mehrere Menschen in Gewahrsam.

Rechte Demo als Auslöser

Anlass der Krawalle war eine Demonstration von Rechtsextremisten im Stadtteil Südvorstadt. Zu der von der neonazistischen Partei "Die Rechte" sowie von "Thügida" und der rechtsgerichteten "Offensive für Deutschland" organisierten Veranstaltung seien weit weniger Teilnehmer gekommen als die angemeldeten 200, so die Polizei. "Thügida" ist die Thüringer Version der rechtspopulistischer Organisation Pegida. Die Beamten waren mit einem Großaufgebot und Verstärkung aus anderen Bundesländern vor Ort.

Unter den festgenommenen Demonstranten war auch der gegen Rechtextremismus engagierte Jenaer Jugendpfarrer Lothar König. Auf der Gegendemo hatte dieser von seinem Lautsprecherwagen aus gesprochen. Die Polizei teilte mit, König werde unter anderem Landfriedensbruch vorgeworfen. Darüber hinaus habe er sich den Beamten widersetzt.

Seine Tochter, die Thüringer Linken-Landtagsabgeordnete Katharina König, zeichnete eine andere, drastischere Version der Geschichte. Über den Kurznachrichtendienst Twitter teilte sie mit, der evangelische Pfarrer sei von der Polizei ins Gesicht geschlagen und daraufhin festgenommen worden. König nimmt regelmäßig gemeinsam mit Mitgliedern seiner Gemeinde an Demonstrationen gegen Rechtsextremismus teil. Bei einer Protestaktion gegen Neonazis 2011 in Dresden soll er zu Gewalt gegen Polizisten aufgerufen haben. Der Pfarrer bestreitet diesen Vorwurf jedoch.

Gegendemonstranten bei rechtem Aufmarsch in Leipzig (Foto: picture-alliance/dpa)
Noch geht es friedlich zu: Demonstranten versperren den Rechten mit einer Sitzblockade den WegBild: picture-alliance/dpa/S. Willnow

Brände und Angriffe

Bereits in der Nacht hatte es in Leipzig Angriffe auf Parteibüros gegeben, wie die sächsische Polizei in ihrem offiziellen Twitter-Account mitteilte. Außerdem seien in den Stadtteilen Südvorstadt und Connewitz Autoreifen und Container in Brand gesetzt worden. Ein Zusammenhang mit den rechten Demonstrationen ist laut Polizei nicht auszuschließen.

Unterdessen haben im südpfälzischen Herxheim rund 1600 Menschen gegen Fremdenhass demonstriert. Dort hatte es binnen einer Woche zweimal in Flüchtlingsunterkünften gebrannt. Die Kundgebung vor dem Rathaus stand unter dem Motto "Für ein faires Miteinander in Respekt und Toleranz". An ihr nahmen auch der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz und Wirtschaftsministerin Eveline Lemke teil.

nin/kle (dpa, epd, afp)