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Kreditanstalt für Wiederaufbau betont gestiegene Bedeutung der Entwicklungshilfe

Jens Thurau / DW Parlamentsstudio Berlin18. Juni 2002

Zu der Aufgaben der staatlichen Förderbank "Kreditanstalt für Wiederaufbau" (KfW) zählt auch die Entwicklungsarbeit, ein oft vergessener Bereich.

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Waserversorgung, wie hier im Jemen, ist eine Grundvoraussetzung für EntwicklungBild: Mohammed El Maziani

Bekannt wurde die 1948 gegründete Bank in erster Linie, weil sie im Nachkriegsdeutschland die Gelder des Marshall - Plan bereitstellte, der die Ruinen beseitigte und das Wirtschaftswunder ermöglichte.

Aber die KFW ist im Auftrag der Regierung auch für die Entwicklungsländer tätig. Erstmals legte die KFW nun einen Jahresbericht gemeinsam mit ihrer Tochter vor, der "Deutschen Investitions - und Entwicklungsgesellschaft" (DEG), die die KfW im vergangenen Jahr erwarb. Ergebnis: Rund 3,3 Milliarden Euro an Zusagen erteilten beide Institute zusammen, allein die Mittel des Entwicklungshilfeministeriums wuchsen um 20 Prozent. KfW - Vorstandssprecher Hans Reich betonte bei der Präsentation am Montag (17.6.) in Berlin die nach dem 11.September gestiegene Bedeutung der Entwicklungshilfe:

"Die Entwicklungshilfe ist ja in den früheren Jahren eher kritisiert worden, weil gesagt wurde: Wir geben Geld an andere Länder, dabei haben wir es eigentlich auch sehr nötig. Hier bei uns müssen Arbeitsplätze geschaffen werden, warum schaffen wir sie in anderen Ländern? Aber nach dem 11. September ist es sehr deutlich und konkret geworden, was es heißt, Arbeit und Entwicklungsperspektiven in den armen Ländern zu schaffen - welche Auswirkungen das auf den Weltfrieden hat."

Während sich die KFW selbst auf die Etablierung marktwirtschaftlicher Verhältnisse in den armen Ländern konzentriert, fördert die DEG die Privatwirtschaft dort, wo langfristige Kredite vor Ort nicht erhältlich sind. Ein Schwerpunkt der Förderung sind Infrastrukturprojekte, die allein 57 Prozent aller Zusagen ausmachen. DEG - Geschäftsführer Johannes - Jürgen Bernsen:

"Die DEG hat sich mit ihren Infrastrukturengagements bisher auf den Energie - und den Verkehrs - sprich Logistiksektor konzentriert. Im Energiebereich entfällt mehr als ein Drittel unserer Investitionen auf regenerative Energieformen. Hierzu zählen beispielsweise Wasser - und Windkraftwerke. Im Bereich der Verkehrsinfrastruktur zählen private Betreibermodelle - etwa Containerterminals - ein besondere Rolle. Im Bereich der Telekommunikation haben wir im vergangenen Jahr den Ausbau der Mobilfunknetztechnik in Subsahara - Afrika sowie ein Telekommunikationsnetzwerk in Mexiko mitfinanziert."

41 Prozent der Zusagen für Zuschüsse oder Kredite gingen 2001 nach Asien, 19 Prozent nach Europa, vor allem in den Osten, 16 Prozent ins südliche Afrika. Seit Beginn des laufenden Jahres bildet natürlich auch Afghanistan einen Schwerpunkt der Arbeit. 22 Millionen Euro flossen bereits in den Wiederaufbau. Dazu Hans Reich:

"Der Drang nach Frieden ist groß. Die Menschen dort wollen jetzt Ergebnisse sehen. Und da ist eine bilaterale Vergabe von Hilfsmitteln natürlich besonders geeignet, schnell zu wirken. Und das haben wir getan. Wir haben die Schulen wieder in Gang gesetzt oder so simple Dinge wie die Straßenbeleuchtung in Kabul, was für die Sicherheit in der Nacht in Kabul sehr wichtig ist. Die Bevölkerung merkt, dass der Rest der Welt sich spürbar um sie kümmert - und das ist das Wichtigste, was man im Augenblick machen kann."

Ein Löwenanteil der Gelder des vergangenen Jahres gingen an den Topf zur Armutsbekämpfung und Wachstumsförderung, den der Internationale Währungsfonds verwaltet: 1,4 Milliarden Euro.

Die Armutsbekämpfung, die Bereiststellung sauberen Wassers und die Energieversorgung werden auch auf dem UN - Erdgipfel von in Johannesburg im Herbst eine Rolle spielen. Auch von dort erwartet die KfW einen Impuls für mehr Gelder für die Entwicklungszusammenarbeit, wenn die Chancen auf greifbare Abkommen derzeit auch gering sind. Das Vorhaben etwa zur Halbierung der weltweiten Armut bis 2015 wird noch dadurch blockiert, dass die armen Ländern einen Subventionsabbau im reichen Norden und freien Marktzugang fordern, was die Industriestaaten ablehnen.