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Krieg der Worte

Daniel Scheschkewitz, Washington 1. November 2006

Der Kongresswahlkampf schlägt hohe Wogen. Neueste Kombattanten: George W. Bush und John Kerry. Streitgegenstand, wie könnte es anders sein, war der Irak und ein Witz.

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Halloween Masken von George W. Bush und John F. Kerry
Halloween Masken von George W. Bush und John F. KerryBild: AP

Der Krieg der Worte zwischen Kerry und dem Weißen Haus entzündete sich an einer Bemerkung, die der demokratische Senator aus Massachusetts bei einer Wahlkampfveranstaltung seiner Partei Anfang der Woche in Kalifornien gemacht hatte. Kerry sagte zu Studenten: "Wenn ihr das Beste aus eurem Studium macht, eure Hausaufgaben erledigt und euch anstrengt, kann etwas aus euch werden. Wenn nicht, landet ihr im Irak."

"Eine Schande"

Offenbar, so Mitarbeiter des ehemaligen Präsidentschaftskandidaten hinterher, war Kerry aus dem Konzept gekommen. Hatte eigentlich einen Witz über Bush und dessen historische Unbedarftheit machen wollen, die Amerika im Irak so kläglich habe scheitern lassen. Doch die Worte waren nun mal in der Welt und republikanische Spitzenpolitiker, wie der Kriegsveteran John McCain, forderten prompt eine Entschuldigung. Und Präsident Bush schlug bei einer Wahlkampfauftritt in Georgia am Dienstagabend in die gleiche Kerbe: "Die Unterstellung des Senators, dass unsere Soldaten irgendwie ungebildet seien, ist beleidigend und eine Schande. Und der Senator aus Massachusetts muss sich bei ihnen entschuldigen."

"Dann ist er verrückt"

Doch John Kerry gibt sich stur. Auf einer eigens einberufenen Presskonferenz sprach er von einem verunglückten Witz, wollte in der Sache jedoch nichts zurücknehmen. Kerry: "Wenn jemand mir als Kriegsveteran unterstellt, ich würde unsere 140.000 Soldaten im Irak kritisieren und nicht Präsident Bush, dann ist er verrückt."

Eine Beleidigung der kämpfenden Truppe gilt in den USA als höchst unfein. Da aber die Republikaner in vielen Meinungsumfragen für den Ausgang der Kongresswahl hinten liegen, ist das Kerry-Statement ein willkommener Anlass für sie von den eigentlichen Verhältnissen im Irak, die den Wahlkampf lange beherscht hatten, abzulenken. Meint zumindest

der Parteienforscher Stuart Rothenberg: "Die Demokraten haben alles versucht, um Präsident Bush und die Lage im Irak zum Thema zu machen. Wenn jetzt die Aufmerksamkeit einer anderen Sache gilt, ist das für sie natürlich nicht ideal." Der Streit hat dennoch etwas Groteskes. Keiner der beiden, weder Präsident Bush noch Senator Kerry stehen am kommenden Dienstag zur Wahl. Und weder Bush noch Kerry sind in ihren eigenen Parteien derzeit als Wahlkampfhelfer sonderlich gefragt. Doch angesichts der denkbar knappen Entscheidung, die vor allem für den Ausgang der Senatswahl erwartet wird, könnte der Streit der Exkombattanten auch die nächste Wahl mitentscheiden.