1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kritik an Kuba-Reise

22. Juni 2010

Der vatikanische Außenminister, Erzbischof Dominique Mamberti, war auch von Staatschef Raúl Castro empfangen worden. Kritik an dem Besuch kam aus Dissidentenkreisen.

https://p.dw.com/p/Nzjh
Der kubanische Präsident Raúl Castro im Gespräch mit dem vatikanischen Außenminister Erzbischof Dominique Mamberti (Foto: AP)
Kuba Präsident Raúl Castro (2.v.r.) im Gespräch mit Erzbischof Dominique Lamberti (2.v.l.)Bild: AP

Erzbischof Dominique Mamberti war anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der diplomatischen Beziehungen zwischen Kuba und dem Vatikan auf die Karibikinsel gereist. Mamberti hatte während seines fünftägigen Aufenthaltes Gespräche mit Außenminister Bruno Rodríguez sowie mit Staatschef Raúl Castro geführt. Der vatikanische Außenminister sprach von einer "wichtigen Phase" für die Beziehungen zwischen Kuba und dem Vatikan und hob besonders die jüngsten Gespräche zwischen der Regierung und der katholischen Kirche hervor. Die Beziehungen zwischen Kuba und dem Vatikan bezeichnete er als "herzlich, respektvoll, kontinuierlich und bewährt".

Im Vorfeld des Besuchs hatte die kubanische Regierung sechs politische Häftlinge in Gefängnisse in der Nähe ihrer Heimatorte verlegt und den schwer kranken Dissidenten Ariel Sigler aus der Haft entlassen. Diese als Geste des guten Willens interpretierten Maßnahmen kamen auf Vermittlung durch die katholische Kirche zustande.

Kritik an unkritischer Kirche

Scharfe Kritik am Besuch von Erzbischof Mamberti äußerte der kubanische Dissident Guillermo del Sol Pérez. Es habe zwar viele Feierlichkeiten aus Anlass des Jubiläums der diplomatischen Beziehungen zwischen Kuba und dem Vatikan gegeben, zitiert der oppositionelle Sender Radio Martí den evangelischen Theologen. Aber dabei habe man anscheinend vergessen, "dass in den vergangenen Jahre fast alle Kirchen und Heiligtümer des Landes geplündert wurden", so del Sol Pérez. Der inhaftierte Seelsorger befindet sich seit dem 30. Mai aus Solidarität mit anderen politischen Gefangenen im Hungerstreik.

Der Malecín - die Uferpromenade von Havanna (Bild: dpa)
Am Malecón - der Uferpromenade von Havanna - wollte Darsi Ferrer einen Träumen freien Lauf lassenBild: DPA

Gerichtstermin nach einem Jahr Haft

An diesem Dienstag (22.06.2010) beginnt in Havanna der Prozess gegen den kubanischen Dissidenten Darsi Ferrer, der am 21. Juli 2009 verhaftet worden war. Die Behörden werfen ihm "Annahme von illegal erworbenen Gütern" und "Widerstand gegen die Staatsgewalt" vor. Darauf stehen in Kuba bis zu fünf Jahre Haft.

Amnesty International hat Ferrer im Februar als Gewissenshäftling eingestuft und hält die Anklagepunkte für vorgeschoben. Der 40jährige Arzt hatte im Juli vergangenen Jahres an Havannas Strandpromenade Malecón zu einer Demonstration unter dem Slogan "El paseo de tus sueños" (Die Promenade Deiner Träume) aufgerufen, um für ein "besseres Kuba ohne Repression" zu demonstrieren. Kurze Zeit später wurde er verhaftet und sitzt seitdem im Hochsicherheitsgefängnis Valle Grande in Havanna. Darsi Ferrer hat viele Jahre das Gesundheits- und Menschenrechtszentrum "Juan Bruno Zayas" in Havanna geleitet. Ins Visier der kubanischen Behörden geriet er durch seine alljährlichen Aufrufe zu Protestmärschen am 10. Dezember, dem internationalen Tag der Menschenrechte.

Der kubanische Dissident Ariel Sigler nach seiner Freilassung aus der Haft (Foto: AP)
Der vor einer Woche freigelassene Dissident Ariel Sigler darf möglicherweise in die USA ausreisen.Bild: AP

US-Visum für kranken Dissidenten

Der vor einer Woche freigelassene schwerkranke Dissident Ariel Sigler hat ein humanitäres Visum für die USA erhalten. "Jetzt muss noch die kubanische Regierung ihm die Erlaubnis erteilen, das Land zu verlassen», sagte der Sprecher der illegalen, aber tolerierten "Kubanischen Kommission für Menschenrechte und Nationale Versöhnung", Elizardo Sánchez. Der 47-jährige querschnittsgelähmte Ariel Sigler gehört zur Gruppe der 75 Oppositionellen, die im März 2003, im sogenannten "Schwarzen Frühling", wegen "Söldnertums" im Dienste der USA zu Haftstrafen von bis zu 28 Jahren verurteilt worden waren.

Autorin: Mirjam Gehrke
Redaktion: Oliver Pieper