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Kritik an Olympia-Stadt

5. Juli 2007

Die Winterspiele 2014 finden im russischen Sotschi statt. Die Verlierer sind empört über die Auswahlkriterien des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und Umweltschützer kritisieren die russischen Pläne scharf.

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Ski-Rennen bei Sotschi
Ski-Rennen bei Sotschi: Offenbar steht viel Natur auf dem SpielBild: AP

Die Begeisterung in Sotschi ist riesengroß und das Lob für Putin auch. "Er hat unserer Bewerbung eine neue Dimension gegeben. Er hat uns die Spiele versprochen und Wort gehalten", erklärte der russische Vize-Premierminister Alexander Schukow, "Wintersport ist Teil der russischen Seele. Sotschi 2014 wird der Katalysator sein für unglaubliche Veränderungen in der jungen russischen Geschichte."

Putin fährt Ski in der Gegend von Sotschi
Auch im Winter war Putin schon in Sotschi im UrlaubBild: AP

Mit dem Präsidenten Putin als oberstem Werbebotschafter setzte sich die Stadt am Schwarzen Meer gegen das südkoreanische Pyeongchang und Salzburg durch. Damit finden die Olympischen Winterspiele erstmals in Russland statt.

Allein die Weiterentwicklung von Putins Sommerresidenz am Schwarzen Meer von einem Badeort zu einem ganzjährigen Ressort mit brandneuen Sportstätten hinterlasse "ein fantastisches Erbe" für Stadt und Land, so IOC-Präsident Jacques Rogge. "Sotschi hat die Spiele verdient", sagte Rogge und lobte das "starke und visionäre Projekt" der Siegerstadt.

Russland Sotschi Winterolympiade 2014 Jubel in der Stadt
Jubel in SotschiBild: AP

Tränen in Südkorea und Österreich

Für Pyeongchang und Salzburg war die neuerliche Enttäuschung bitter. Beide Städte hatten sich auch um die Winterspiele 2010 beworben und waren Vancouver unterlegen. Die vorbereitete Feier verwandelte sich für die Einwohner der südkoreanischen Stadt in eine tränenreiche Enttäuschung, "Lassen wir uns durch die heutige Niederlage nicht frustrieren", rief Bürgermeister Kwon Hyuk-Seung den Bürgern Pyeongchangs zu. "Wir werden unseren angriffslustigen Geist bewahren. Trotz der Niederlage haben wir der Welt die Schönheit unserer Stadt gezeigt." Südkoreaner aus dem ganzen Land schickten Nachrichten des Mitgefühls an die Einwohner Pyeongchangs.

Tränen einer Österreicherin
Tränen einer Österreicherin. Es hat wieder nicht geklappt. Salzburg geht leer ausBild: AP

Auch Salzburg wird bei den Olympischen Winterspielen 2014 nur als Zuschauer dabei sein. Für die Verantwortlichen der Bewerbung ist nach der Entscheidung in Guatemala völlig klar: Finanzielle und politische Motive haben den Ausschlag gegeben. Österreichs Bundeskanzler Alfred Gusenbauer sagte: "Ich bin überzeugt, dass das Konzept, das wir präsentiert haben, das absolut beste war. Da kamen andere Gründe ins Spiel." Wenn es um Machtpolitik und Geld gehe, habe Salzburg keine Chance. Die Mozart-Stadt trat mit dem kleinsten Budget der drei Bewerber an.

Ein wenig anders beurteilen die Kritiker der Salzburger Bewerbung das Aus: Sie sehen auch "hausgemachte Fehler" und werfen den Verantwortlichen "Naivität" vor. Argumente, die die Verantwortlichen nicht gelten lassen. Die Entscheidung sei nicht nach sportlichen Kriterien und nicht entsprechend dem olympischen Gedanken gefällt worden. Werte wie Atmosphäre und Sportsgeist oder die Situation für die Athleten selbst seien nicht ausschlaggebend.

Interne IOC-Kritik

Tatsächlich hatte es Bedenken der IOC-Evaluierungskommission gegeben, Sotschi könne als Erbe möglicherweise eine zerstörte Umwelt hinterlassen. Doch der russische Staatsauftrag mit verlockender Rendite und 150.000 angekündigten neuen Arbeitsplätzen hat offenbar alle Bedenken erstmal in den Hintergrund gedrängt. Durch die massiven Bauvorhaben drohen schwere Schäden in einem Nationalpark, der zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört.

Blick auf die Stadt Sotschi, im Hintergrund die Berge
Blick auf die Stadt Sotschi, im Hintergrund die BergeBild: AP

Die demonstrierte Macht des Geldes hat die Ohnmacht kleinerer Länder im Kampf um die Ringe erneut vergrößert und einige IOC- Mitglieder verprellt. "Wir als IOC müssen uns gut überlegen, ob wir so weitermachen wollen", schimpfte der Norweger Gerhard Heiberg, Mitglied der IOC-Exekutive und Chef der malerischen Spiele von Lillehammer. Eine strikte Kostenregulation sei nötig. Tatsächlich blieb der Aufruf des IOC zur Mäßigung im Zuge der Reformen 1999 mehr denn je unbeachtet.

Umweltschützer entsetzt

Russische Umweltschützer haben die Organisatoren der Olympischen Winterspiele 2014 aufgefordert, die geplanten Sportanlagen außerhalb des Nationalparks Sotschi zu errichten. Wenn Russland tatsächlich etwas an seinem Image liege, dann dürften die Bauvorhaben nicht in den geschützten Bereichen umgesetzt werden, sagte der Vorsitzende der russischen Greenpeace-Organisation, Andrej Petrow, am Donnerstag in Moskau. Zugleich warf er dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) vor, mit dem Zuschlag für Sotschi für den absehbaren Schaden an der Natur im westlichen Kaukasus-Gebirge und im Biosphärengebiet mitverantwortlich zu sein.

Auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hat die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die Olympischen Winterspiele 2014 in der russischen Stadt Sotschi am Schwarzen Meer auszutragen, scharf kritisiert. "Für 16 Tage Olympische Winterspiele wird wertvolle Natur unwiderruflich zerstört. Wieder einmal werden ökologische Interessen der Ökonomie geopfert", sagte NABU-Vizepräsident Thomas Tennhardt. (stl)