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Kroatien: Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen mit Deutschland

4. Oktober 2007

Deutschland ist ein wichtiger Außenhandelspartner für Kroatien. Um die Beziehungen zu intensivieren, hat eine Wirtschaftsdelegation aus Nordrhein-Westfalen das Land besucht.

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Bild: AP

Der Einladung zu einem Kroatien-Besuch, die der Präsident Stjepan Mesic bei seinem NRW-Besuch Anfang des Jahres ausgesprochen hatte, ist Landtagspräsidentin Regina van Dinther Ende September gefolgt. Neben den protokollarisch vorgesehenen Treffen mit Politikern bestand die Landtagspräsidentin explizit darauf, kroatischen Wirtschaftsvertretern zu begegnen. Schließlich befanden sich in ihrer Delegation um die zwanzig Abgesandte renommierter Unternehmen ihres Bundeslandes. Die Besuchergruppe aus Deutschland war nicht nur in Zagreb, sondern auch in Osijek. Regina van Dinther betont die Bedeutung der Regionen in Kroatien: "Die Regionen eines Landes müssen mitbedacht werden."

Positives Geschäftsklima notwendig

Mit einem EU-Beitritt Kroatiens, glaubt die Landtagspräsidentin, würden zahlreiche bürokratische Hürden bei der Zusammenarbeit entfallen, aber auch die Angst vor Investitionen in diese Region. "Ich erwarte, dass die Firmen, die seit geraumer Zeit hier angesiedelt sind, ihre hoffentlich guten Erfahrungen weitergeben, an diejenigen, die neugierig sind auf diese Region und in Zukunft hier vielleicht etwas unternehmen wollen", sagte Regina van Dinther.

Grundvoraussetzung sei ein gutes Geschäftsklima, meint der Vorsitzende der Kroatischen Wirtschaftskammer in der Gespanschaft Osijek-Baranja, Zoran Kovacevic. Er verweist auf Erfolge in der deutsch-kroatischen Zusammenarbeit: "Einer in Deutschland durchgeführten Umfrage zufolge ist die gute geschäftliche Zusammenarbeit die Grundlage für die Kooperation zwischen Deutschland und Kroatien. Zahlreiche Mitglieder dieser Handelskammer bestätigten in Umfragen das positive Klima – rund 90 Prozent."

Investitionen auch in Regionen

Die Gespanschaft Osijek-Baranja hat sich in den vergangenen Jahren sichtlich erholt und ist eine der wenigen in Kroatien, bei der in der Außenhandelsbilanz die Ausfuhr höher ist als die Einfuhr. "Erstmals haben wir in der Außenhandelsbilanz vergangenes Jahr eine Milliarde US-Dollar überschritten. In den letzten drei, vier Jahren haben wir durchschnittlich 100 Millionen US-Dollar Überschuss erwirtschaftet. Die wichtigsten Märkte, mit denen wir Waren austauschen, sind – mit rund 72 Prozent – die der EU-Länder", so der Vorsitzende der Handelskammer in Osijek. Dies bezeugt ihm zufolge, dass in dieser Gegend qualitativ hochwertige und konkurrenzfähige Ware vorhanden ist, die problemlos auf den europäischen Markt ausgeführt werden kann. Exportiert würden Metallwaren, Maschinen, Fahrzeuge, Lebensmittel, Kunststoffe. Zu den wichtigsten Importartikeln gehören Hochtechnologie für den Metall- und Maschinenbau, chemische Industrie, Transportmittel sowie Lebensmittel."

Die Außenhandelsbilanz zwischen Deutschland und der Gespanschaft Osijek-Baranja beträgt rund 150 Millionen US-Dollar jährlich. Kovacevic räumte allerdings ein, dass die Auslandsinvestitionen in Osijek-Baranja ausbaufähig seien. Unter den Anlegern sind nur fünf Prozent Deutsche. Dabei dürfe nicht vergessen werden, dass bis vor zehn Jahren Osijek und seine Umgebung wegen des Krieges keineswegs ein Landstrich war, der Investoren angezogen habe.

Gemeinsames Projekt in Zagreb

In Zagreb sieht es dagegen ganz anders aus. Zeitgleich während des Besuches der Delegation aus NRW ist eine zentrale Abwasserreinigungsanlage in Zagreb eröffnet worden, ein Gemeinschaftsprojekt von Wasserunternehmen aus Deutschland und Kroatien. Dieses soll die Wasserqualität im Fluss Save verbessern. Eigner der Zagreber Abwasseranlage (ZOV) ist ein Konsortium bestehend aus der WTE Wassertechnik in Essen und RWE Aqua aus Mülheim sowie dem städtischen Zagreber Wasserwerk. Der Konzessionsnehmer hat 240 Millionen Euro investiert aus Anleihen der KfW und der EBRD. Dies stellt zugleich eine der höchsten deutschen Investitionen in Kroatien dar.

Im Übrigen ist Deutschland – gleich nach Italien – der zweitgrößte Außenhandelspartner Kroatiens mit einem Handelsvolumen von 3,3 Milliarden Euro. Unter den einzelnen Bundesländern ist es Bayern. Angaben aus dem Vorjahr zufolge umfasste die gesamte Waren- und Dienstleistungsbilanz zwischen Kroatien und NRW 540 Millionen Euro - zu Gunsten von NRW, das um ein Vierfaches mehr nach Kroatien exportierte, als Kroatien aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland importierte.

Tatjana Mautner, Osijek
DW-RADIO/Kroatisch, 27.9.2007, Fokus Ost-Südost