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Kroatische Krajina heute: „Was zählt, ist Arbeit“

4. August 2005

Zehn Jahre sind nach der Militäraktion „Sturm“ vergangen. Schätzungsweise wurden damals 200.000 Serben aus dieser kroatischen Gegend vertrieben. Doch wie sieht es heute dort aus? DW-RADIO war vor Ort.

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Das kroatische Zadar gehört zu den ältesten Städten EuropasBild: dpa

Wir haben die Orte Smokovic und Crno in unmittelbarer Nähe von Zadar besucht. Smokovic war vor dem Krieg mehrheitlich von autochthoner serbischer Bevölkerung bewohnt. Vor dem Krieg lebten dort 450 Menschen, heute sind es gerade mal 70. Heute leben dort überwiegend gemischt-nationale, also serbisch-kroatische, Familien. Im benachbarten Crno stellen die Kroaten die Mehrheit. Den Einwohnern zufolge ist es nun entscheidend, ob einer Arbeit hat - und nicht, wer Kroate oder Serbe ist.

Problem Arbeitslosigkeit

Nach Crno sei vorwiegend die kroatische Bevölkerung zurückgekehrt, die serbischen Einwohner indes nicht, sagt Bruno Grgurovic, ein älterer Mann. Die meisten seien nach Italien, nach Kanada und in andere Länder ausgewandert. „Es leben hier noch nicht einmal fünf Prozent, sie sind nicht zurückgekehrt, nun beabsichtigen sie zurückzukehren. Die Häuser von einigen Familien werden wieder aufgebaut. Scheint so, als ob es langsam vorangeht. Ich fürchte, wenn sie fertig sind, wird ´s verkauft und dann sind sie wieder weg“, so Grgurovic. Nach dem Krieg hat sich seiner Einschätzung nach nichts verändert: „Es gibt keine Arbeit, die Renten sind niedrig“. Zehn Jahre nach dem Krieg kommen die Menschen unterschiedlich zurecht, Grgurovic meint: „Es kommt darauf an. Der eine besser, der andere schlechter. Die Jungs treffen sich. Eine Anstellung zu finden, ist das größte Problem, damit die Menschen auch normal arbeiten können. Denn wenn einer Arbeit hat, arbeitet er schwarz, was soll er anderes machen“.

Gute Beziehungen

In der Nähe von Crno befindet sich Smokovic. Auch dort werden zahlreiche Häuser wiederaufgebaut. Milica Prostran ist hierher zurückgekehrt. Sie räumt allerdings ein, nun habe sie nur noch zwei Zimmer – früher hatte sie ein Haus mit vier Zimmern. Für den Wiederaufbau zahle der Staat nur ein Zimmer pro Person im Haushalt, und sie lebe mit ihrem Mann Milan allein. Sie seien aber sehr zufrieden damit, dass sie zurückgekehrt seien. Und wie sieht ihr Alltag heute aus? „Wir zwei spüren keine Veränderung. Mit denjenigen, mit denen wir früher zusammen waren, sind wir es auch heute noch und besuchen uns. Die Rentner sind zurückgekehrt um in ihrem Garten zu werkeln, da zu sein und zu sterben. Nur wenige junge Leute leben jetzt hier. Und das einzige Problem dieser jungen Leute ist, Arbeit zu finden“, erzählt Milica Prostran.

Ivana Zrilic, Zadar

DW-RADIO/Kroatisch, 4.8.2005, Fokus Ost-Südost