Stadtansicht von Zagreb (Foto: Borna Filic/PIXSELL)
DaF-Verbände weltweit

Kroatischer Deutschlehrerverband (KDV)

In Kroatien lernen Schülerinnen und Schüler schon ab der ersten Klasse eine Fremdsprache. Dass sie sich auch für Deutsch entscheiden können – und nicht nur für Englisch –, dafür wirbt der Kroatische Deutschlehrerverband.

Irena Horvatic Cajko mag es besonders kompliziert: Sie lehrt Deutsch als Fachsprache für Juristen. Im Vorstand des Kroatischen Deutschlehrerverbands ist sie bereits seit zwölf Jahren aktiv, Deutsch lehrt die Präsidentin des KDV schon seit über 20 Jahren. Angefangen hat sie in einem Sprachgymnasium.

Deutsche Welle: Frau Cajko, Deutsch und dazu auch noch Jura: Ist das nicht die schwierigste Kombination, die man sich aussuchen kann?

Irena Horvatic Cajko: Lacht. Nein eigentlich nicht. Als ich damals dazu eingeladen wurde, dachte ich auch: Meine Güte, ich habe Literatur und deutsche Geschichte und Kultur studiert, was soll ich jetzt noch mit Jura machen? Aber im Prinzip ist es nicht so schlimm. Es ist ein relativ breiter Bereich. Aber auf viele Details in den einzelnen Rechtsbereichen gehen wir nicht ein. Der Schwerpunkt liegt auf der Vermittlung der Fachsprache, da muss man natürlich etwas Fachwissen haben, aber das ist alles machbar.

Wie ist das Image der deutschen Sprache denn generell so in Kroatien? Oft gilt sie ja als eine Strebersprache ...

Die jüngere Generation sieht Deutsch schon als eine etwas anspruchsvollere Sprache an. Traditionell ist die deutsche Sprache in Kroatien aber gut verankert. Viele Familien sind durch die Gastarbeitergeschichte geprägt und es gibt auch Familien, die nach dem Krieg aus Deutschland zurückgekommen sind.

Wie steht es denn um den Deutschunterricht heute in Kroatien, wollen viele junge Leute die Sprache lernen?

Wir haben großes Glück, dass die Möglichkeit besteht, ab der ersten Klasse eine Fremdsprache zu lernen. Selten haben die EU-Länder solch eine Situation. In der Praxis haben wir allerdings das Problem, dass unter dem Druck der Eltern eigentlich immer mit Englisch angefangen wird in der ersten Klasse.

Das ist sicherlich eine Entscheidung, die Sie als Deutschlehrerverband anders treffen würden. Was machen Sie konkret, um die deutsche Sprache zu fördern?

Wir versuchen, die Leute, die Schulen, die Städte und die Entscheidungsträger aufzuklären. Wir unterstützen sie bei der Einführung von Deutsch in der ersten Klasse. Es ist auch wissenschaftlich bewiesen worden, dass es einfacher ist, später eine Sprache wie Englisch zu lernen, wenn man mit dem Deutschen anfängt. Und wir konnten auch schon erste Erfolge feiern. Wir kämpfen für das Prinzip der europäischen Mehrsprachigkeit, und das gilt für die kleinen Länder mit kleineren Sprachen umso mehr als für die Länder, wo die Muttersprache eh schon Deutsch, Französisch oder Englisch ist.

Ist diese Lobbyarbeit der wichtigste Bereich ihres Verbands?

Ich würde eher sagen, dass wir auf zwei Schienen aktiv sind. Hauptsächlich ist unsere Mission die Fortbildung unserer Mitglieder. Wir veranstalten seit 23 Jahren ohne Unterbrechung unsere Jahrestagung. Da kommen jedes Jahr zwischen 150 und 200 Teilnehmer. Außerdem sprechen stets renommierte Professoren von deutschen oder österreichischen Fakultäten als Gastredner, und wir bekommen Unterstützung vom Goethe-Institut und des österreichischen Kulturforums.
Das ist der Höhepunkt unserer Jahresarbeit, unsere Tagung im Oktober.

Der Vorstand des kroatischen Deutschlehrerverbands (Foto: KDV)
Der Vorstand des KDV (von links): Kristine Petrušić, Dragana Franjić, Ivica Leovac, Renata Marinković Krvavica, Irena Horvatić Čajkonull IDV

Im Nachhinein geben wir dann auch immer einen Konferenzband heraus mit den Beiträgen, damit man noch einmal nachschlagen kann und Inspirationen für den Unterricht sammeln kann.

Das ist ja ziemlich viel Arbeit, die sie sich auch freiwillig aufhalsen ...

Ja, das stimmt. Die Jahrestagung ist ein fester Punkt. Je nachdem, was sich über das Jahr für Kontakte ergeben, versuchen wir, zusätzlich noch Kulturveranstaltungen und Theatervorstellungen anzubieten oder aber auch einzelne kleinere Fortbildungen und Workshops für die Zweigstelle in Zagreb.

Da findet sich doch sicherlich auch ab und zu mal Abends Zeit, um sich auch mal zusammensetzen im Verband ...

Das passiert leider nicht so oft. Die Veranstaltungen sind für die meisten mit Reisekosten verbunden. Aber trotzdem ist man im Prinzip das ganze Jahr im Kontakt.

Kommen wir noch einmal auf ihren Unterricht zurück, nutzen Sie für diesen auch die Deutschlernangebote der Deutschen Welle?

Leider ist unser Pensum für Deutsch als Rechtssprache sehr hoch, so dass wir selten andere Lehrinhalte in den Unterricht einbauen können. Nach dem IDV-Treffen in Lübeck Mitte 2015 habe ich mir aber fest vorgenommen, dass ich zur Schulung des Gehörs ab jetzt jede Woche mit den langsam gesprochenen Nachrichten der DW die Stunde anfange.
 

Die wichtigsten Infos in Kürze:

Der Kroatische Deutschlehrerverband (Hrvatsko društvo učitelja i profesora njemačkoga jezika) hat rund 200 Mitglieder und wurde im Jahr 1992 gegründet. Neben der Jahrestagung und den unregelmäßigen Weiterbildungsmaßnahmen verleiht der Verband einmal im Jahr die Deutsch-Oscars. Sieben Oscars gehen dann an Lernende, Lehrende, Städte, Institutionen oder Eltern, die sich besonders für die deutsche Sprache einsetzen.
 

Vorstandsgremium:

  • Irena Horvatić Čajko (Präsidentin)
  • Irena Lasić
  • Lucia Miskulin Saletovic
  • Dragana Franjić
  • Ida Globocnik
  • Ivana Matic
  • Renata Marinković Krvavica
     

IDV-Kontaktperson:

Dragana Franjić, dragana.franjic[at]skole.hr