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Kubas Opposition beklagt Festnahmen vor Papstbesuch

26. März 2012

Papst Benedikt XVI. setzt seine Lateinamerikareise in Kuba fort. Euphorie herrsche in dem Land nicht, erklären Menschenrechtler. Sie beklagen die Festnahme zahlreicher Oppositioneller vor dem Besuch.

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Eine Frau steht am in Havanna am Eingang einer Kirche und betrachtet ein Plakat zum anstehenden Papstbesuch auf der Karibikinsel. (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

"Es gibt keinen spontanen Enthusiasmus", sagte der Sprecher des Kubanischen Komitees für Menschenrechte und nationale Versöhnung" (CCDHRN), Elizardo Sánchez. Ganz anders als beim Besuch des vorherigen Papstes Johannes, Paul II. im Jahr 1998 sei die Stimmung in dem Inselstaat gedrückt.

Den Kubanern gehe es viel schlechter als Ende der 90er Jahre. Die Menschen hätten weniger Hoffnung, sagte der Sprecher des eigentlich verbotenen aber geduldeten Komitees. "Die Regierung wird die Leute jetzt sogar mit Zwang mobilisieren, um die Papstmessen zu besuchen".

Auch die Haltung der katholischen Kirche zur Repression im Lande sei enttäuschend. So habe Kardinal Jaime Ortega vor einigen Tagen behautet, es gäbe in Kuba keine politischen Gefangenen. Das sei schlimmer, als wenn die Kirche nur schwiege.

Auch die "Damen in Weiß" betroffen

Nach Angaben aus Oppositionskreisen hat sich die Lage unmittelbar vor dem Besuch Benedikt XVI. sogar noch verschlechtert. Allein in den vergangenen Tagen seien etwa 70 Oppositionelle in Haft genommen worden, teilte das CCDHRN mit. Besonders massiv seien die Sicherheitskräfte in Santiago de Cuba vorgegangen, wo der Papst seinen Besuch beginne.

Die Oppositionsgruppe "Damas de Blanco" ("Damen in Weiß) berichtete, 18 ihrer Aktivistinnen seien festgesetzt worden, darunter auch sieben in der Hauptstadt Havanna. Zahlreiche weiter Frauen der Organisation seinen eingeschüchtert oder mit Gefängnisstrafen bedroht worden, sagte die Sprecherin er Gruppe, Berta Soler.

Die kommunistische Führung wolle mit den Verhaftungen Aktionen der Dissidenten während des Papstbesuchs verhindern, sagte José Manuel Ferrer von der verbotenen Oppositionsgruppe "Patriotische Union Kubas". Die Polizei habe Anweisung erhalten, die Regimegegner von der Freiluftmesse am Montagabend (Ortszeit) auf dem Antonio-Maceo-Revolutionsplatz in Santiago de Cuba abzuhalten. Außerdem seien in Santiago und Havanna mindestens 100 Bettler festgenommen worden, um sie vor Besuchern und ausländischen Pilgern zu verbergen, so die Menschenrechtler.

Treffen mit Fidel Castro möglich

Die "Damen in Weiß" kündigten an, dennoch an der Papstmesse teilzunehmen. "Wir werden alle dort sein, und zwar in weiß gekleidet, sagte Soler. Die Gruppe war 2003 von Angehörigen politischer Häftlinge gegründet worden. Damals waren 75 Oppositionelle zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Sie kamen inzwischen allesamt durch Vermittlung der katholischen Kirche frei.

Kuba: Warten auf den Papst

Zu den Höhepunkten des dreitägigen Besuchs gehört ein Treffen von Benedikt mit Staatschef Raúl Castro. Eine Begegnung mit dessen Vorgänger Fidel Castro sei möglich, eine mit Dissidenten nicht vorgesehen, hieß es aus dem Vatikan. Außerdem feiert das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche am Mittwoch eine Messe auf dem Platz der Revolution in Havanna.

Neuevangelisierung Lateinamerikas

Mit einem eindringlichen Appell zur Beendigung der Gewalt war am Sonntag der Mexiko-Besuch des Papstes zu Ende gegangen. Die Antwort auf Armut, Korruption und Drogenkriege sei eine brüderliche Gesellschaft, betonte Benedikt XVI.. Er bete um Trost, Stärke und Hoffnung für die Leidenden, sagte er und wandte sich gegen "nutzlose Racheakte und jeden spaltenden Hass". Zugleich appellierte der Papst an die Katholiken, Glaubensmüdigkeit zu überwinden und die Freude am Christ-Sein wiederzuentdecken. Menschliche Strategien reichten für die Erlösung nicht aus. Nur Gott könne helfen, Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität unter den Menschen zu fördern.

gmf/hp ( dpa, afp, dapd, rtr, epd, kna)