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Kultur auf Abruf - die Kulturflatrate

Sarah Mersch9. April 2009

Nach der Internetflatrate kommt immer häufiger auch die Kulturflatrate ins Gespräch: kein Jahresausweis fürs lokale Museum, sondern eine monatliche Pauschale, mit der man legal zum Beispiel Musik aus dem Netz laden darf.

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Internet Symbolbild mit Globus
Weltweit legal Musik tauschen - die Idee der Kulturflatrate

Fünf bis zehn Euro monatlich zahlen, und im Gegenzug zum Beispiel soviel Musik aus dem Internet runterladen, wie man will, völlig legal und kostenlos - das ist die Idee der Kulturflatrate. Bis vor kurzem war das noch reine Theorie. Doch Anfang des Jahres verkündete die Isle of Man, die Flatrate testen zu wollen. Jeder Inselbewohner mit Internetanschluss zahlt, dafür darf er aus Tauschbörsen runterladen, was er will, auch urheberrechtlich geschützte Daten, zum Beispiel Musik oder Filme. Das Geld, das durch die Kulturflatrate eingenommen wird, soll an die Rechteinhaber verteilt werden. Je öfter ein Song runtergeladen wird, desto mehr Geld gibt es für die Musiker und ihre Produzenten. Statt dem Einkauf im Plattenladen soll in Zukunft also der Klick im Internet über den Erlös aus Musikstücken entscheiden.

Schallplatte (Quelle:dpa)
Die Schallplatte ist rar geworden in deutschen WohnzimmernBild: dpa

Was in der Theorie recht einfach klingt sorgt in der Praxis für erbitterte Diskussionen zwischen Gegnern und Befürwortern. Beide Seiten argumentieren für die Freiheit im Netz, ziehen aber ganz unterschiedliche Konsequenzen daraus. Die Fronten verlaufen dabei oft anders, als man es auf den ersten Blick erwarten könnte. Die großen Plattenlabels, einst erbitterter Gegner der Flatrate, haben nach Jahren der Krise eingesehen, dass das Internet sie längst überholt hat und sich mit dem CD-Verkauf kein Geld mehr verdienen lässt-. Sie freunden sich gerade mit dem Gedanken der Pauschalabgabe an.

Nutzerfreundlichkeit versus Datenschutz

Forciert wurde die Idee der Flatrate in Deutschland unter anderem von der Organisation Fairsharing. "Wir sind für den Download, denn der fördert den kulturellen Austausch" sagt ihr Sprecher Julian Finn. "Uns geht es darum, die Freiheiten des Einzelnen im Netz zu verteidigen, aber natürlich müssen die Künstler dabei noch Geld verdienen." Mit der Kulturflatrate würde einerseits endlich die Kriminalisierung von Millionen Internetnutzern beendet, die sich Musik aus dem Internet herunterladen, und gleichzeitig würden die Urheberrechte der Musiker gewahrt. " Von der Kulturflatrate profitieren vor allem die Künstler: Sie werden für etwas vergütet, was derzeit unvergütet ist", meint Markus Beckedahl, Blogger und Internetaktivist. Doch wie soll das Geld an die Künstler verteilt werden? Das gesamte Internet zu überwachen, um rauszufinden, welcher Song wie oft runtergeladen, welches Video wie oft angeklickt wird? Unmöglich sagen die Gegner, das würde einen riesigen Verwaltungsapparat erfordern. Und der diene nur dazu, Künstler zu subventionieren, die von der Entwicklung des Internets überholt und deren Geschäftsmodell schlicht nicht mehr zeitgemäß sei.

CDs (Quelle: musik-box)
Auch die Musik-CD hat es in Zeiten des Internets nicht leichtBild: Bilderbox

Außerdem sei so ein System viel zu anfällig für Manipulationen. Da könnte ja jeder Musiker automatisiert seinen Song ständig selbst herunterladen. Wolle man das verhindern, müssten man registrieren, wer was runterlädt. Und dann wäre der Datenschutz in Gefahr. Denn wer garantiere, dass nur die Downloadzahlen, nicht aber die Nutzerdaten gespeichert würden? Das gesamte Internet zu überwachen, das hält auch Julian Finn von Fairsharing für überflüssig. Eine Möglichkeit wäre es, eine repräsentative Kontrollgruppe auszuwählen, die ihr Verhalten freiwillig überwachen lässt, und die Daten dann hochzurechnen, ähnlich wie zur Zeit in Deutschland auch die Einschaltquoten beim Fernsehen ermittelt werden.

Und was ist mit den Leuten, die zwar einen Internetanschluss haben, aber gar nichts runterladen? Die werden wohl tatsächlich trotzdem zahlen müssen.