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Deutsch verbindet

Gaby Reucher1. Januar 2007

Luxemburg und Hermannstadt - 2007 gibt es gleich zwei Kulturhauptstädte. Die Verbindung zwischen beiden Städten ist stark. Auch wegen der deutschen Sprache.

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Blick auf den Großen Ring in Hermannstadt, Foto: Stefan Bichler
Der Große Ring in HermannstadtBild: Stefan Bichler

Der Titel Kulturhauptstadt ist begehrt, denn neben dem prestigeträchtigen Namen fließen auch EU-Gelder. Damit können die ausgewählten Orte ihre Innenstädte restaurieren und die umfangreichen Projekte und Kulturprogramme finanzieren. Die Kultusminister der Europäischen Union haben im Mai 2004 beschlossen, dass ab 2009 in jedem Jahr zwei Orte zur Kulturhauptstadt ernannt werden. Dabei soll es sich es sich je um eine Stadt aus den alten und eine aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten handeln. Doch schon im Jahr 2007 geht mit der rumänischen Stadt Hermannstadt eine Stadt aus einem neuen EU-Mitgliedsland an den Start. Das westliche Pendant ist Luxemburg.

"Die Beziehungen zwischen Hermannstadt und Luxemburg reichen weit zurück", sagt Bürgermeister Klaus Johannis aus Hermannstadt. Aus dem Raum Luxemburg seien im 11. und 12. Jahrhundert viele Menschen nach Siebenbürgen ausgewandert. Beide Mundarten würden auch heute noch ähnlich klingen, meint Johannis. Weniger als zwei Prozent der etwa 170.000 Hermannstädter sind heute noch deutschstämmig, aber viele rumänische Kinder besuchen deutsche Schulen und auch deutschsprachige Theateraufführungen sind sehr beliebt. Wegen der gemeinsamen Tradition hatte Luxemburg die siebenbürgische Stadt als Partner vorgeschlagen.

Panorama-Blick auf Luxemburgs Altstadt, Quelle: AP
Luxemburg: Den Partner in Siebenbürgen vorgeschlagenBild: AP

Wird eine Stadt von ihrem Land als europäische Kulturhauptstadt nominiert, so muss sie sich in Brüssel bewerben. Eine internationale, unabhängige Expertenkommission begutachtet dann die Kandidaturen und trifft eine Entscheidung vier Jahre im Voraus. Die Jury besteht aus zwei Mitgliedern des Europäischen Parlaments, zwei Mitgliedern der EU-Kommission und einem Mitglied vom Ausschuss der Regionen. Sie gibt eine Empfehlung ab und das Europäische Parlament kann innerhalb einer Frist von drei Monaten eine Stellungnahme abgeben, die dann vom Rat abgestimmt wird.

Gemeinsame Bewerbung

Für die Jury war die gemeinsame Bewerbung von Luxemburg und Hermannstadt ein interessantes europäisches Ost-West-Experiment. So unterstützt das luxemburgische Kulturministerium seit 1998 die Restaurierung der Hermannstädter Altstadt. Für das Jahr 2007 sind weitere gemeinsame Projekte geplant. Anne Schiltz ist zuständig für die luxemburgisch-rumänische Zusammenarbeit. 30 Projekte gäbe es zwischen Luxemburg und Hermannstadt, weiß Schiltz zu berichten. Das Spektrum ist weit: Musik, Tanz, Film und weitere Jugendprojekte.

Zum Jahreswechsel beginnt Hermannstadt mit den Feiern. Luxemburg hatte bereits Mitte Dezember das Kulturhauptstadtjahr eröffnet – mit einem großen Feuerwerk, Konzerten und Straßenspektakel. Schon 1995 war Luxemburg Kulturhauptstadt. In diesem Jahr teilt sich die Stadt den Titel mit den benachbarten deutschen Bundesländern Rheinland-Pfalz, Saarland sowie dem französischen Lothringen und der Wallonie.

Rund 450 Tanz-, Theater- und Kunstprojekte sind in Luxemburg vorgesehen. Ein Drittel davon ist grenzüberschreitend, erläutert Kulturministerin Octavie Modert. Denn: Diese Regionen seien diejenigen, mit denen man tagtäglich zusammenlebe und auch zusammenleben wolle, erklärt Modert. Deswegen wolle man die Begegnung fördern, unterstreichen und unterstützen.

Essen: 2010 ist das Ruhrgebiet an der Reihe

Förderturm der Zeche Zollverein in Essen, Quelle: AP
Förderturm der Zeche Zollverein in Essen: Kulturhauptstadt 2010Bild: AP

In Deutschland bereitet man sich derweil bereits auf das europäische Kulturhauptstadt-Jahr 2010 vor. Auch hier ist es eine ganze Region, die im April dieses Jahres aus Brüssel den Zuschlag bekam. Das Ruhrgebiet, einst Ballungszentrum der Industrie, ist heute geprägt von Industriekultur. Aus stillgelegten Zechen sind kulturelle Veranstaltungsorte geworden, Radwege führen an alten Industrieanlagen vorbei, die teilweise zu Industriemuseen umgestaltet wurden.

Stellvertreter für die Region, die sich mit 53 Städten und Gemeinden um den Titel beworben hat, ist die Stadt Essen. "Wandel durch Kultur - Kultur durch Wandel" lautet ihr Motto für 2010. So wurde erst gerade beschlossen, dass jedes Grundschulkind im Ruhrgebiet bis 2010 ein Instrument seiner Wahl erlernen soll. Das Projekt beginnt im kommenden Schuljahr und ist ein Beitrag zur europäischen Kulturhauptstadt. Die Kulturstiftung des Bundes stellt dafür rund zehn Millionen Euro zur Verfügung. In den nächsten drei Jahren sollen die Schüler ihr Instrument so gut beherrschen, dass sie in Orchestern spielen können und innerhalb des Kulturhauptstadtprogramms Konzerte geben.