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Kunst-Akademie an historischen Standort zurückgekehrt

Sigrid Hoff23. Mai 2005

"In Augenhöhe mit der Macht", wie es Präsident Adolf Muschg bei der Eröffnung sagte, wurde in Berlin der Neubau der Akademie der Künste eingeweiht. 10 Jahre zog sich die Baugeschichte hin. Ende gut - alles gut?

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Blick von der Akademie-Terrasse auf den Pariser PlatzBild: AP

Mit der Eröffnung des Akademie-Neubaus am Pariser Platz in Berlin geht eine unendlich scheinende Geschichte zuende: Es grenzt an ein Wunder und ist nur der Übernahme durch den Bund zu verdanken, dass der Bau endlich vollendet ist und dass die Akademie einziehen kann.

Bdt: Akademie der Künste in Berlin, Eröffnung am 21.05.2005
InnenansichtBild: AP

Architekt Günter Behnisch, selbst Akademie-Mitglied, fand nach all den Querelen schließlich versöhnliche Worte bei der festlichen Eröffnung am vergangenen Samstag (21.5.2005): "Es hat lange gedauert, ich hoffe, es hat sich gelohnt: tanzende Treppen im Lichthof, wenn wir oben miteinander sprechen, sehen wir in Augenhöhe

Schadows Quadriga, Reichstag und Kanzleramt. Die Akademie ist wieder am alten Platz, dicht umgeben von Geschichte."

Mittendrin und mit dabei

Akademie der Künste in Berlin
Architekt Günter Behnisch hat die Akademie dort ansiedelt, wo sie vor 300 Jahren als Königlich-Preussische Akademie gegründet worden warBild: dpa - Report

Herausgekommen ist ein Gebäude, dass nicht nur aufgrund seiner transparenten Front die Blicke auf sich zieht: Links das pompöse Adlon-Hotel, rechts das moderne aber ebenfalls steinerne Bankgebäude Frank Gehrys. In der Mitte nun: die gläserne, abends wunderbar am Platz leuchtende Akademie.

Hinter der transparenten Fassade liegen, von außen zumindest zu erahnen, die restaurierten wilhelminischen Säle des Altbaus, wie in einer Vitrine in dem Neubau aufbewahrt. Sie sollen bewusst die Erinnerung an die Geschichte wach halten, sagt Werner Durth, der zusammen mit Günther Behnisch den Bau realisierte: "Nach den Jahrhunderten obrigkeitsstaatlichen Denkens wollen wir ein offenes Haus als Treffpunkt, am ehesten in der Tradition der Ära Max Liebermann der 1920er-Jahre, als an diesem Ort die Künstler um ihr Selbstverständnis in der Moderne rangen."

Die repräsentativen Räume der Akademie liegen zum Platz hin: das großzügige Eingangsfoyer mit schräg ansteigender Rampe, Café und Wandelhalle, in den Etagen drüber der Lesesaal, Bibliothek und Plenarsaal und ganz oben die Räume des Präsidenten und der Club für die Mitglieder mit Dachterrasse und großartigem Blick auf Reichstag und Brandenburger Tor.

Exklusiver China-Club inklusive

Der transparente Kopfbau ist durchzogen von einem Gewirr sich kreuzender Treppen und Galerien - genug Orte für die berühmten "Treppenreden" des Präsidenten. Mehr Bühnenhaus als Gebäude, viel Licht und Luft, ein faszinierender Anblick - aber zu klein.

Zur Finanzierung des Gebäudes musste das südliche Grundstück gegenüber des Holocaust-Denkmals verkauft werden - hier ist nun ein exklusiver China-Club ansässig, eine Erweiterung des Adlon-Hotels. Eigentlich sollte der Riegel viel Platz für das wertvolle Archiv der Akademie bieten, das beispielsweise bedeutende Nachlässe von Exilanten hütet. Das Archiv wurde nun mit viel Aufwand vier Geschosse tief in den Boden gesenkt - kostenträchtig und mit Begleiterscheinungen wie Schimmelbildung, die jüngst Schlagzeilen machten.

Der Ausstellungsraum, den sich das Archiv gewünscht hatte, ist klein und nur durch einen schmalen Einstieg nach unten zu erreichen. Die so genannte Black Box, ein geschlossener Veranstaltungsraum, schlummert unfertig in der Tiefe, hier fehlt noch das Geld für den Ausbau.

Erwünschter Brennpunkt

Überhaupt scheinen Sparzwänge vor allem zu Abstrichen bei der Qualität der Bauausführung geführt zu haben, was bei diesem repräsentativem Gebäude besonders schmerzt. Und noch weiß die Akademie nicht, was an Betriebskosten künftig auf sie zukommt. 56 Millionen Euro hat der Neubau bisher gekostet.

Dennoch: der Neubau hat sich gelohnt, er belebt die Architektur am Platz und beschert ihm eine Leichtigkeit, die bei den anderen Bauten fehlt. Die Offenheit, die das Gebäude suggeriert, wird die Akademie als Institution nun unter Beweis stellen müssen. Die Kunst muss hier ihrer Rolle als Stellvertreterin der Gesellschaft wieder gerecht werden. Architekt Günter Behnisch sagte dazu bei der Eröffnung: "Hier ist unsere Geistesgegenwart gefordert und bisweilen sicher auch jene Aufsässigkeit, die Künstler für ihr Leben und ihre Kunst gern in Anspruch nehmen. Ich hoffe, dass dieser öffentliche Ort zwischen dem Platz der Paraden und dem Holocaust-Denkmal zu einem Brennpunkt des kulturellen Lebens in unserem Lande wird."