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Kunstfleisch -3-

11. September 2009
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Elektrische Spannung bringt Muskelzellen in Form

Laborfleisch in der Pfanne (Foto: NDR)
Nicht für die Pfanne: Noch ist Fleisch aus dem Reagenzglas ungenießbar

Diese Stimulation stellen die Forscher im Labor nach: Durch elektrische Spannung angeregt, beginnen die Muskelzellen zu zucken und eine faserige Struktur zu entwickeln, fast wie am Tier gewachsen. Fast, denn dem Labormuskel fehlt eine Blutversorgung, die Nährstoffe auch ins Innere bringt. Deshalb wird das Gewebe noch nicht dicker als einen halben Zentimeter. Danach sterben die inneren Schichten ab. Ein ordentliches Steak wird im Labor also wohl noch lange nicht wachsen.

Trotzdem ist Gewebezüchter Post zuversichtlich: "Es gibt viele Bedenken, ob die Leute irgendwann tatsächlich Fleisch essen werden, das im Labor herangewachsen ist. Ich habe da gar keine Zweifel. Ich finde, dass Menschen die merkwürdigsten Dinge essen. Sie essen künstliches Fleisch aus Sojabohnen, sie essen Gammelkäse, sie essen alles. Es ist also eher eine Frage des Marketings als ein Problem für die Wissenschaft."

Eine Frage des Geschmacks

Appetitliches Aussehen ist also wohl nicht das größte Problem, die Lebensmittelindustrie hat da so ihre Tricks. Aber wie schmeckt Laborfleisch? - Eine richtige Verkostung gab es bisher nur einmal: Laborfleisch, mariniert mit Calvados, aufgetischt von Künstlern. Die verwendeten dafür keine Stammzellen vom Schwein, sondern schnell wachsende Muskelzellen vom Frosch. Eine Kunstaktion, die zeigen sollte, wie willkürlich es ist, was der Mensch eklig oder akzeptabel findet.

Der Laborfrosch war allerdings weder lecker noch bekömmlich: Einer der Testesser entwickelte eine Allergie, nicht gegen das Fleisch, sondern gegen das Polymergerüst, auf dem es gewachsen war.

Und es gibt noch einen weiteren Grund, warum Laborfleisch so bald nicht auf den Markt kommen dürfte: Der Herstellungspreis für ein Stück Fleisch in Nuggetgröße läge heute bei 60.000 Euro. Das würde den Kunden wohl kaum gefallen.

Autorin: Christine Buth

Redaktion: Klaus Dartmann

Das Video dazu sehen Sie in der aktuellen Ausgabe von Projekt Zukunft, dem Wissenschaftsmagazin auf DW-TV. Außerdem:

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