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Europas erste Mietgalerie

27. April 2009

Rent a bike! Rent a car! Und neuerdings heißt es in Köln: Rent a Gallery! In der Domstadt können Galeristen aus aller Welt für einen Monat Räume mieten, um Kunst zu zeigen.

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270 Quadratmeter White CubeBild: Simon Vogel

Leicht zu finden ist sie nicht: Die "Rental Gallery" liegt versteckt hinter einer Einfahrt in der Kölner Innenstadt. Früher wurden hinter dem blauen Stahltor Kugellager aufbewahrt, dann nutzte ein Kölner Galerist die 270 Quadratmeter als Depot. Das löste er auf, als er nach Berlin umzog, um Hauptstadt-Galerist zu werden. Also eigentlich keine schöne Gelegenheit, die sich der Rental Gallery bot. Denn einmal mehr zog es einen der Szene-Händler vom Rhein an die Spree. Um den Exodus von Künstlern und Galeristen zu stoppen, hat sich der "Verein zur Rettung des Kunststandorts Köln" gegründet. Einer der Sprecher ist der Galerist Christian Nagel, selber nur noch mit einem Bein in Köln, denn er hat schon vor Jahren eine Filiale in Berlin aufgemacht. Trotzdem hält er an dem Standort Köln fest, denn "so viele Sammler und Galerien auf kleinem Raum, findet man nirgendwo sonst."

Türkisch-griechische Doppelausstellung

Rental Gallery Köln
"Towards a new construction" lautet der Titel der ersten Ausstellung von Marc BijlBild: Sabine Oelze

Das Konzept klingt ganz einfach: Galeristen aus aller Welt haben die Chance, für eine Miete von 1.500 Euro einen Monat lang in Köln auszustellen. Die Idee stammt aus den USA, wo in New York und Los Angeles Galerien temporär Station machen. In Europa ist das Projekt einmalig. Wem 1.500 Euro zu viel Geld ist, der kann sich noch einen Kollegen dazu holen. So teilen sich in der ersten Ausstellung die Galerie "The Gallerist" aus Istanbul die großzügigen Räume mit der Athener Galerie "The Breeder". Inhaber George Lycabetus sieht die Ausstellung in Köln als Chance, neue Kontakte zu knüpfen. "Hier leben so viele kunstbegeisterte Menschen und Sammler, denen wir unsere Arbeit näher bringen können" erklärt der Kunsthändler. Auch "The Gallerist"-Direktorin Merve Yesilada war sofort bereit, in Köln auszustellen. Auf Kunstmessen ginge es nur um den Kommerz und man habe nur ein paar Tage Zeit, um die Werke zu verkaufen. "Aber in der Rental Gallery können wir eine richtige Ausstellung kuratieren. So bringen wir die Arbeit unserer Galerie viel überzeugender rüber. Das hat eine nachhaltigere Wirkung" erklärt Yesialada. Wer in der Rental Gallery ausstellen darf, muss bestimmte Kriterien erfüllen. Zusammen mit Kollegen achtet Christian Nagel bei der Auswahl darauf, "ob die Bewerber an internationalen Messen teilnehmen, ob die Künstler, die sie vertreten, anerkannt sind oder vielleicht sogar als Geheimtipps gehandelt werden."

Rental Gallery Köln
Installation von Marc BijlBild: Sabine Oelze

Komfortable Keimzelle der Erneuerung

Die Stadt Köln unterstützt die Mietgalerie mit 50 000 Euro im Jahr. Sie sieht die Rental Gallery als Keimzelle der Erneuerung. Die Mietgalerie bietet allen Komfort. Die Gäste können dort Station machen, ohne ein finanzielles Risiko einzugehen. Auf die Kunsthändler warten komplett ausgestattete Ausstellungsräume mit Computer, Fax, Telefon und sogar ein Assistent gehört zum Rundumsorglospaket dazu. Die Wirtschaftskrise arbeitet allerdings nicht gerade für das Projekt. Galeristen müssen sparen. Aber so eine gute Gelegenheit wollen sich die meisten nicht entgehen lassen, meint Christian Nagel. Schließlich sei die "Miete günstig, garantiert günstiger als ein Messestand." Nur die Amerikaner haben bisher noch nicht angebissen. "Aus den USA hatten wir noch keine Bewerbungen", sagt Christian Nagel.

Autorin: Sabine Oelze

Redaktion: Jochen Kürten