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Kurzzeitverträge an Unis bald Vergangenheit?

2. September 2015

Hochschulwissenschaftler, die sich noch mit Anfang 40 von einem Kurzvertrag zum nächsten hangeln - diese Praxis soll es bald nicht mehr geben. Die Regierung will handeln. Doch Kritiker warnen.

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Ein Dozent (l.) und seine Studenten an der Technischen Hochschule Aachen (Foto: dpa)
Ein Dozent (l.) und seine Studenten an der Technischen Hochschule AachenBild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Das Bundeskabinett hat einen Gesetzentwurf verabschiedet, der Zehntausenden jüngeren Dozenten und Forschern an Universitäten in Deutschland verlässlichere Karrierewege ermöglichen und extrem kurzen Befristungen bei Arbeitsverträgen einen Riegel vorschieben soll. Im Juni hatten sich die Hochschulexperten der schwarz-roten Koalition auf eine Reform des umstrittenen Gesetzes zu Zeitverträgen bei Wissenschaftlern geeinigt, das nach Einschätzung vieler Experten zum Missbrauch an den Universitäten geradezu einlädt.

Verträge kürzer als ein Jahr

Es gebe "keinen sachlichen Grund dafür, dass mehr als die Hälfte der jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei ihrem ersten Vertrag kürzer als ein Jahr angestellt werden", unterstrich Forschungsministerin Johanna Wanka (CDU) in Berlin. Die Reform sei "Teil des Gesamtkonzeptes für den wissenschaftlichen Nachwuchs". Über eine Initiative zur Förderung dauerhafter Karriereperspektiven in der Wissenschaft verhandele ihr Ministerium derzeit mit den Ländern.

Künftig soll sich die Laufzeit von Verträgen an Unis und Hochschulen im wesentlichen daran orientieren, wie lang eine Promotion oder ein Forschungsprojekt dauert. Mit dem Gesetz wird nach Angaben des Bildungsministeriums auch unterbunden, dass Daueraufgaben an Universitäten durch befristet eingestelltes Personal erledigt werden, das gar keine wissenschaftliche Qualifizierung anstrebt.

Zusätzliche Änderungen betreffen familien- und behindertenpolitische Aspekte. So verlängert sich die Befristungsdauer etwa bei der Betreuung von minderjährigen Kindern um zwei Jahre pro Kind.

GEW sieht noch zu viele Schlupflöcher

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sprach sich umgehend dafür aus, den Gesetzentwurf nochmals zu überarbeiten. Der stellvertretende GEW-Vorsitzende Andreas Keller wies darauf hin, der Gesetzentwurf lasse weiterhin "zu viele Schlupflöcher für eine Fortsetzung des Hire-and-Fire-Prinzips an Hochschulen und Forschungseinrichtungen". Die "Trippelschritte" der Koalition führten nicht zu der Reform, auf die die Wissenschaftler warteten. Nach GEW-Zahlen haben derzeit bis zu 90 Prozent der Forscher und Dozenten an deutschen Universitäten kurzfristige Zeitverträge.

se/uh (dpa, afp)