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Köln - der etwas andere Absteiger

Thomas Klein aus Freiburg
28. April 2018

Nun ist es Fakt. Die Kölner müssen den Gang in die 2. Liga antreten. Nach der Pleite in Freiburg gibt es keine Hoffnung mehr. Doch die Reaktionen zeigen, dass der FC gut gerüstet ist. Aus Freiburg berichtet Thomas Klein.

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Fußball 1. Bundesliga | Abstieg des 1. FC Köln
Bild: Reuters/K. Pfaffenbach

Jürgen bückte sich, hob das auf den Boden gefallene Ein-Cent-Stück auf und reichte es Peter an, dem es im Zug aus der Tasche gefallen war. "Vielleicht bringt es ja Glück", sagte Jürgen. "Ja, hoffen wir mal", entgegnete Peter und rang sich ein leichtes Lächeln ab. Der Fan des 1. FC Köln war gemeinsam mit seinen Freunden zum "Abstiegsgipfel" nach Freiburg gereist. Doch das nötige Glück fehlte den Kölnern auch an diesem Tag.

Das Team von Trainer Stefan Ruthenbeck unterlag dem SC Freiburg in einem hochemotionalen Spiel mit 2:3 (0:1), der sechste Abstieg der Vereinsgeschichte war damit besiegelt. "Mein Traum war es eigentlich, bis zum 34. Spieltag noch um den Klassenerhalt zu spielen", sagte der Kölner Trainer mit Tränen in den Augen. "Wir sind alle gefasst. Aber es tut natürlich trotzdem sehr, sehr weh, weil gefühlt mehr hätte gehen können."

Höger: "Müssen es zurückzahlen"

Mit 22 Punkten ist der Gang in die 2. Liga nun nicht mehr zu verhindern. Doch anstatt wüste Beschimpfungen über sich ergehen lassen zu müssen, wurden die Kölner Spieler nach dem Spiel in Freiburg von ihren Anhängern beklatscht und getröstet. "Das war sehr emotional. Wie die uns unterstützen und jetzt verabschiedet haben. Das hätte ich so niemals erwartet", sagte Marco Höger sichtlich bewegt. "Wir honorieren das und ziehen den Hut vor jedem Einzelnen und müssen jetzt schauen, dass wir es zurückzahlen."

Die Spieler waren nach dem Schlusspfiff in die Gästekurve gegangen. Die mitgereisten Fans hatten die Schals in die Höhe gestreckt und das Kölner Lied "En unserem Veedel" (In unserem Viertel) angestimmt. Gänsehaut-Stimmung, auch für die Akteure auf dem Platz. "Das ist nicht in Worte zu fassen. Das gibt es in Fußball-Deutschland nur ganz, ganz selten", berichtete Torwart Timo Horn und fügte an: "Das ist wirklich die Ausnahme geworden, dass es in so einer Situation noch so eine Einheit gibt."

Rauchbomben in Köln

Beim letzten Abstieg vor sechs Jahren bot sich noch ein ganz anderes Bild: Ausschreitungen, Rauchbomben, Fans stürmten auf den Platz, Spieler mussten in die Kabine flüchten. "Das ist ein schwarzer Tag für den Verein", sagte der damalige Trainer Frank Schaefer damals nach der 1:4-Niederlage gegen die Bayern. Der Verein versank im Chaos und wurde einer längst überfälligen Neuausrichtung unterzogen.

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Rauchbomben im Kölner Stadion - schlimme Bilder beim Abstieg des FC vor sechs JahrenBild: picture alliance / M.i.S.-Sportpressefoto

Mit Holger Stanislawski holte der Klub einen Trainer, mit dem nun alles besser werden sollte, wurde es aber nicht. Erst ein Jahr nach dem Abstieg übernahm Peter Stöger 2013 das Traineramt beim 1. FC Köln und veränderte den Klub nachhaltig. Zusammen mit einem neuen Präsidium und Sportdirektor Jörg Schmadtke gelang den Kölnern der für viele unerwartete Wandel.

Gut aufgestellt für den direkten Wiederaufstieg

Obwohl weder Stöger, noch Schmadtke weiterhin beim FC beschäftigt sind, sind die positiven Veränderungen beim Klub spürbar. Gemäß dem Vereinsslogan "Spürbar anders", konnte der neue Sportchef Armin Veh die Verträge mit Kapitän Jonas Hector und Torwart Horn langfristig verlängern. Das ist bemerkenswert und unterstreicht die Andersartigkeit des Vereins vom Rhein.

Während Champions-League-Teilnehmer FC Schalke Leistungsträger wie Leon Goretzka und Max Meyer im Sommer ziehen lassen muss, feiert Absteiger Köln wichtige und unerwartete Personalentscheidungen. "Der FC ist mein Verein, in Köln bin ich zu Hause. Deshalb habe ich immer gesagt, dass ich es mir vorstellen kann, diesen Weg mitzugehen, wenn die Perspektive stimmt", sagte Horn.

Das Ziel heißt: direkter Wiederaufstieg. "Wir müssen in der kommenden Saison diese Scheiß-Saison ausmerzen, damit wir in der übernächsten Spielzeit wieder hier spielen können." hofft Höger. "Wir gehen als Einheit in die 2. Liga, das ist das Positive", ergänzte Timo Horn und schürt damit realistische Hoffnungen auf ein schnelles Wiedersehen mit dem 1. FC Köln in der Bundesliga.