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Piraten fordern Lösegeld

2. Februar 2009

Die Entführer des deutschen Gastankers "Longchamp" vor Somalia fordern 4,7 Millionen Euro Lösegeld. Das meldet die Nachrichtenagentur dpa. Demnach gab es auch eine Schießerei.

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Im Golf von Aden gekapert: Der deutsche Gastanker "Longchamp" (Quelle: AP)
Im Golf von Aden gekapert: Der deutsche Gastanker "Longchamp"Bild: AP

Bestätigt ist es noch nicht: Aber wie die Deutsche Presseagentur dpa aus Berlin meldet, verlangen die Seeräuber, die vor der Küste Somalias den deutschen Gas-Tanker "Longchamp" gekapert haben, von der Hamburger Reederei ein Lösegeld von 4,7 Millionen Euro. Ein Reederei-Sprecher wollte sich dazu am Montag (02.02.2009) auf Anfrage nicht äußern.

Die Entführer hatten den mit Flüssiggas beladenen 3500-Tonnen-Tanker, der unter der Flagge der Bahamas fährt, bereits am Donnerstag im Golf von Aden in ihre Gewalt gebracht, obwohl er in einem Schiffsverband gefahren sein soll. Dabei soll es laut dpa ein schweres Gefecht zwischen der indischen Marine und den Piraten gegeben haben. Zwei Piraten und ein Besatzungsmitglied seien verletzt worden.

Kapitän warnt Piraten vor gefährlicher Fracht

Der Kapitän soll sich angesichts der gefährlichen Fracht besorgt geäußert haben, berichtet die Agentur weiter. Den Piraten habe er klargemacht, dass sie im Fall einer Berührung mit der Ladung innerhalb von einer Woche an Krebs erkranken und innerhalb von zwei Jahren daran sterben könnten. Ferner bestehe die Gefahr einer schweren Beschädigung des Schiffes, wenn Sauerstoff in die Spezialtanks geriete.

Am Samstag hatten sich die Entführer telefonisch bei der Reederei gemeldet. Dabei sei es auch möglich gewesen mit dem Kapitän des gekaperten Schiffes zu sprechen, teilte das Unternehmen Bernhard Schulte Shipmanagement mit. Laut Kapitän gehe es der 13-köpfigen Besatzung gut. Der Kapitän des Schiffes stammt aus Indonesien, die zwölf Crewmitglieder von den Philippinen. Die "Longchamp" ist bereits das dritte Schiff, das Piraten in den Gewässern am Horn von Afrika in diesem Jahr aufgebracht haben.

Widersprüchliche Angaben zur Entführung

Unklar sind die Umstände der Kaperung. Nach Angaben des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr wartete das 100 Meter lange Schiff nicht auf einen von Marineschiffen geschützten Konvoi, sondern machte sich alleine auf den Weg. Dagegen hatte der deutsche Miteigentümer der "MV Longchamp", der Schiffsfinanzierer MPC Capital, mitgeteilt, das Schiff sei in einem Konvoi in Begleitung verbündeter Streitkräfte auf dem Weg von Norwegen nach Vietnam gewesen.

Die Reederei versicherte am Samstag, das Unternehmen werde "weiterhin eng mit allen beteiligten nationalen und internationalen Organisationen und Institutionen zusammen arbeiten, um eine sichere und schnelle Lösung des Vorfalls zu erreichen und um den Familien der betroffenen Besatzungsmitglieder den höchst möglichsten Beistand zu gewähren".

Auch Bundeswehr im Einsatz

Die deutsche Fregatte "Karlsruhe" (Quelle: dpa)
Die deutsche Fregatte "Karlsruhe"Bild: picture-alliance/dpa

Seit kurz vor Weihnachten beteiligt sich die Bundeswehr an der EU-geführten Mission "Atalanta", die Frachtern und Schiffen des Welternährungsprogramms vor der Küste Somalias Schutz vor Piratenangriffen bieten soll. Für die deutsche Marine ist derzeit die Fregatte "Karlsruhe" im Einsatz. Gleich nach Beginn ihrer Mission schlug sie mit ihrem Bordhubschrauber Piraten in die Flucht, die einen ägyptischen Frachter bedrohten. Durch das Seegebiet vor Somalia und vor allem den Golf von Aden führt die wichtigste Handelsroute zwischen Europa, der arabischen Halbinsel und Asien. Deutschland hat als Exportnation an sicheren Handelswegen ein besonders großes Interesse.

Im vergangenen Jahr haben Piraten vor der Küste Somalias mehr als 40 Schiffe gekapert und schätzungsweise 30 Millionen Dollar an Lösegeld erpresst. Die Überfälle auf Schiffe sind inzwischen das einträglichste Geschäft in Somalia, das seit Jahrzehnten keine stabile Regierung mehr hat und völlig verarmt ist. (kle)

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