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Löw warnt vor brasilianischer Härte

Joscha Weber8. Juli 2014

Von Ballkünstlern zu Rowdie-Fußballern - die harte Gangart der Brasilianer macht Bundestrainer Löw vor dem Halbfinale zu schaffen. Er fordert mehr Schutz für seine Spieler und sieht Brasilien in der Favoritenrolle.

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Fußball WM 2014 Brasilien Kolumbien
Nicht schön, aber effektiv: Brasiliens Treibjagd auf Kolumbiens James Rodrigzuez im ViertelfinaleBild: picture-alliance/Sven Simon

Beinahe brasilianisch wirkt es, wie Joachim Löw mit dem Ball jongliert. Ein-, zwei-, drei-, viermal hält er denn Ball mit dem Spann hoch, legt ihn sich dann auf die Hacke und chipt ihn von hinten über seinen Kopf. Die Auslöser der Fotokameras rattern, alle Objektive sind jetzt auf ihn gerichtet. Ein wenig wirkt es, als wisse Joachim Löw um die Aufmerksamkeit, die ihm solche kleinen Einlagen beim öffentlichen Teil des Abschlusstrainings bringen, und er scheint sie zu genießen. Dieser Dienstag soll auch sein großer Tag werden: Im ersten WM-Halbfinale will er Gastgeber Brasilien aus dem Turnier kegeln (ab 22 Uhr MESZ im DW-Liveticker) und so den vorletzten Schritt zum ganz großen Ziel absolvieren: Weltmeister werden.

Entsprechend selbstbewusst klang er auch kurz nach dem Training auf der Pressekonferenz vor dem Spiel in Belo Horizonte: "Wir wollen uns nicht nach dem Gegner richten. Wir wollen nicht irgendwelche Dinge machen, die wir sonst nicht machen", sagte Löw. Wenn das gelänge, seien die Chancen auf ein Weiterkommen "nicht gerade klein". Groß scheint jedoch sein Respekt vor der bisher harten Gangart der brasilianischen Elf bei diesem WM-Turnier. Wiederholt betonte er sein Erstaunen über die zahlreichen Fouls im Viertelfinale zwischen Brasilien und Kolumbien - und die ausbleibenden Reaktionen des Schiedsrichters. "Ich habe bei diesem Spiel gesehen, dass der Einsatz über die Grenzen hinaus betrieben wurde. In Europa wäre dieses Spiel nicht mit 22 Spielern beendet worden", kritisiert Löw und erwartet, dass mexikanische Unparteiische Marco Rodríguez Ähnliches im Halbfinale nicht durchgehen lassen wird.

Brasilianer foulten schon 96 Mal

Brasilien hatte allein in dieser Partie 31 Mal gefoult, insgesamt 96 Fouls stehen nach fünf WM-Spielen bei den Brasilianern in der Statistik. "Jogo bonito", das schöne Spiel, das war einmal. Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari ruft beim Training schon mal von außen rein: "Macht den Angriff zunichte. Es ist nicht hässlich, ein Foul zu begehen." Und Brasilien hat mit diesem Spiel Erfolg. Beim Confed Cup vor einem Jahr, den sie souverän gewannen, foulten die Brasilianer stolze 21,4 Mal pro Spiel, konnten so den Spielaufbau des Gegners wirksam unterbinden. Trotz der eher laschen Linie der Schiedsrichter bei der WM kassierte Brasilien bereits zehn gelbe Karten im Turnier. Es wird erwartet, dass sie auch gegen Deutschland auf Härte statt Schönheit setzen werden.

Fußball WM 2014 Deutschland Training
Brasilianer im Geiste - Löw setzt auf spielerische Mittel, während sein Kollege Scolari Fouls "nicht hässlich" findetBild: picture-alliance/Back Page Images

"Diese ganz, ganz brutalen Einsätze müssen unterbunden werden", fordert Bundestrainer Löw, der Brasilien auch wegen des Heimvorteils in der Favoritenrolle sieht. Ob die FIFA und ihre Schiedsrichter diesen Wunsch hören werden, bleibt fraglich. Denn die Tendenz ist längst erkennbar: Waren es bei der WM 2010 noch 3,8 gelbe Karten im Schnitt pro Spiel, so sind es in Brasilien nur noch 2,8. Zufall ist das sicher nicht.

Boateng: "Wir müssen dagegenhalten"

Auch Veteidiger Jerome Boateng erwartet einen Schlagabtausch mit Brasilien: "Wir müssen konzentriert ins Spiel gehen und dagegenhalten", meinte der Bayern-Spieler, der keine Angst hat vor der Stimmung in der Arena von Belo Horizonte: "Die Atmosphäre wird uns zusätzlich motivieren. Das ganze Stadion wird gegen uns sein, da müssen wir als Mannschaft auftreten."