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Lachen, lernen, verstehen - Learning by Ear in Afghanistan

5. März 2010

Für junge Leute am Hindukusch hat die Deutsche Welle am 5. März ein neues, interaktives Jugendradio gestartet. "Learning by Ear" bietet Weiterbildung mit Themen, die den Jugendlichen am Herzen liegen.

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Spannende Radioserien mit Mehrwert: Learning by Ear AfghanistanBild: DW/Wahidy

Ein Geisterbeschwörer will einem Mädchen einen bösen Gini, einen Geist, austreiben, doch am Ende ist es nicht der Geist, sondern Liebeskummer, unter dem sie leidet. Szenenwechsel: Eine eifersüchtige Erstfrau drangsaliert die jüngere und hübsche Zweitfrau, sie würde angeblich nur zu Hause sitzen und nicht genügend im Haushalt helfen. Fiktive Szenen aus dem Programm Learning by Ear Afghanistan, aber eben auch Szenen mitten aus der afghanischen Gesellschaft, sagt Projektleiterin und Journalistin Shikiba Babori: "Die Themen der Serie sind nicht sehr weit hergeholt, diese Realität gibt es in Afghanistan wirklich. Und auch für die Sprecher war das manchmal komisch, dass die Dinge aus ihrer Rolle auch zu Hause in der Realität passieren."

Learning by Ear – LbE – Afghanistan 2
In der Serie und in der afghanischen Realität müssen Frauen gegen ihre Unterdrückung kämpfen.Bild: DW / Wahidy

Nah dran am wirklichen Leben

Die afghanische Realität, sie findet sich in fünf 10-teiligen Folgen über Gesundheit, Frauen und Mädchen, Drogen, Toleranz und Bildung. Die Ideen für die Themen stammen von afghanischen Autoren. Dabei soll nicht immer alles streng oder mit dem Zeigefinger daher kommen, sondern eher spielerisch und unterhaltsam, wie zum Beispiel die Geschichte um die Wunderheiler-Oma in der ersten Folge zum Thema Gesundheit: Da sitzt die Familie Aramizar zu Hause und lobt die Schulmedizin. Sie sind es leid von der Oma, die als Wunderheilerin mit Zaubersprüchen und selbst gepanschten Salben im Dorf ihr Unwesen treibt, therapiert zu werden. Die aber fühlt sich in ihrer Autorität als Wunderheilerin angegriffen und giftet: "Zum Arzt gehen, was soll das? Die können einem sowie so nicht helfen." 28 Meist junge Laien-Sprecher und Sprecherinne haben die verschiedenen Rollen einstudiert.

Learning by Ear – LbE – Afghanistan – Mädchen- und Frauenförderung 2
Nur wenige Frauen in Afghanistan arbeiten als Ärztinnen - weil die Familien das nicht zulassen.Bild: DW / Wahidy

Produktion und Realität vermischen sich

Produziert wurden die Hörstücke in Kabul. Shikiba Babori, die Projektleiterin, war mit vor Ort. Viel Spaß habe sie bei den Aufnahmen gehabt, erzählt sie, auch wenn es nicht immer einfach gewesen sei. "Einmal war ein Mädchen sehr passiv und redete möglichst leise. Ich wollte sie animieren - komm jetzt, ein bisschen lauter, stell dich so und so hin! - und auf einmal brach sie in Tränen aus. Es ist halt für ein afghanisches Mädchen nicht unbedingt positiv, so selbstbewusst aufzutreten."

Starke Frauenvorbilder

PRODUKTION Learning by Ear Afghanistan Deutsche Welle
Auch für das Sprecherteam sind die Themen der Serie spannend.Bild: DW

So habe sich, beschreibt Shikiba Babori, zum Teil die Realität der Sprecherinnen mit der Fiktion in den Geschichten vermischt. Daher sei es wichtig, dass in den Geschichten Mädchen nicht nur als Opfer von häuslicher Gewalt und Zwangsheirat dargestellt würden, sondern auch als starke Frauen, als Vorbilder. In der Learning-by-Ear–Folge "Frauen und Mädchen" wird so eine starke Frau verkörpert durch die 24 jährige Setara. Sie ist Witwe und Ärztin. Doch ihr despotischer Schwager Barialey verbietet ihr zu arbeiten. Erst als Barialeys Frau erkrankt und ins Krankenhaus soll, überzeugt Setara ihren Schwager. Weil er sich nicht vorstellen kann, dass ein Arzt, also ein Mann, seine Frau behandelt, lässt er Setara schliesslich wieder als Ärztin arbeiten.

Aha-Erlebnisse für Akteure und Hörer

Solche Aha-Erlebnisse hätten nicht nur die fiktiven Charaktere in den Hörstücken gehabt, erzählt Shikiba Babori. Auch der eine oder andere Sprecher sei durch die Learning by Ear-Geschichten zu ganz neuen Erkenntnissen gelangt. So kam eines Tages ein junger Sprecher zu Babori und erzählte, er wolle zuerst einmal studieren und danach eine Familie gründen. "Dass er einfach Bildung als sehr wichtig für sich empfindet, das ist ihm durch die Serie ganz klar geworden.", freut sich die Projektleiterin.

Autorin: Melanie Riedel
Redaktion: Nicola Reyk