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Lagos : Wenn Umweltschutz zum Luxusproblem wird

25. Mai 2005

Das „Venedig Afrikas“ wurde Lagos in den 70er Jahren genannt. Heute ist der 15-Millionen-Moloch die mit Abstand dreckigste afrikanische Metropole. Abgase, Wasserverschmutzung und Müllberge machen das Leben zur Hölle.

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Leben und spielen im Müll. Kinder in der Lagune von Lagos-City.Bild: Ludger Schadomsky

"Eigentlich sollte man Städte wie Lagos nicht Mega-, sondern Albtraumstädte nennen", sagt ein berühmter Architekt der Stadt. Fäkalien der Metropole werden ungeklärt ins Wasser geleitet. Keine zehn Meter weiter werfen Fischer ihre Netze aus – und sind froh darüber. "Die Fische kommen her, um die Fäkalien zu fressen. Und wir fangen dann die Fische". Wo 70 % der Bevölkerung von einem Dollar am Tag überleben müssen, wird Umwelt- und Gesundheitsschutz schnell zum Luxusproblem.

Angesichts des ständigen Lärms, der Müllberge und der bei jedem Regenguss überfließenden Gullis verwundert es nicht, dass die Nerven der Lagosians blank liegen. Von "afrikanischer Gelassenheit" keine Spur. Umweltmediziner berichten von immer mehr Kranken, die Symptome von "social pollution" aufweisen - einer durch Stress und Überbevölkerung verursachten Krankheit. Sie tritt besonders häufig bei Autofahrern auf: Wer mit dem Wagen im Berufsverkehr unterwegs ist, gerät unweigerlich in den notorischen "go-slow", einen jener stundenlangen Staus, bei denen sich kaum etwas bewegt – bis auf die Klimaanlage oder Kühlung versprechende Handfächer.

Besserung ist in der 15 Millionen Metropole nicht in Sicht: Tag für Tag strömen 10.000 Menschen aus den ländlichen Gebieten nach Lagos . Dieser unkontrollierte Zuwachs überfordert die Stadt. Im Jahr 2015 wird Lagos geschätzte 25 Millionen Einwohner haben. Städteplaner argumentieren deshalb, dass Bevölkerungsdruck heute der größte Verursacher von Umweltverschmutzung und explodierender Kriminalität ist.

Fragt man die Lagocians nach dem Grund für Dreck und Müllberge, dann zeigen sie schnell mit dem Finger auf die Politiker. Es gehört zum guten Ton in Nigeria, die Regierung für Missstände verantwortlich zu machen. Daran wird auch das neue Müllkonzept der Verwaltung wenig ändern. Die Regierung will Müllcontainer in Lagos aufstellen und eine Kultur des Müllentsorgens einführen. Statt auf der Straße soll Müll künftig in Säcken entsorgt werden. Doch ob sich damit auch das Umweltbewußtsein der Menschen ändert, ist ungewiß.

In einer halbstündigen Hörfunk-Produktion haben Frank Ilogu und Sola Solanke von der Voice of Nigeria zusammen mit Ludger Schadomsky von der Deutschen Welle die Umweltprobleme in Lagos beleuchtet. Mit allen Schwierigkeiten und Möglichkeiten, die es in einer Megastadt gibt. Die Beiträge liegen in deutscher Fassung vor.