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Landminen: Tödliche Falle unter der Erde

Stephanie Höppner1. März 2014

Das sogenannte Ottawa-Abkommen sollte den Landminen eigentlich ein Ende setzen: Doch auch 15 Jahre später haben viele mächtige Länder nicht unterzeichnet. Aber es gibt auch Positives zu berichten.

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Landminen Räumung in Herat (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Gefahr lauert meist kurz unter dem Boden, verdeckt von Grasbüscheln, Hölzern oder Erde - kaum erkennbar. Bei Berührung entlädt sich der Sprengsatz: Auch Jahrzehnte nach einem Konflikt verstümmeln oder töten Landminen Zivilisten, darunter viele Kinder. Vor 15 Jahren, am 1. März 1999, wurde deshalb das sogenannte Ottawa-Abkommen zur Ächtung solcher Waffen geschlossen. Mehr als 160 Länder sind seitdem dem Abkommen beigetreten.

"Die Bilanz seit dem Ottawa-Abkommen ist zunächst mal positiv", sagt Eva Maria Fischer von der Organisation Handicap International. Galt in den 1990er Jahren noch der traurige Slogan: "Alle 20 Minuten ein Opfer", seien es heute nur noch etwa zehn am Tag. "Das Wörtchen 'nur' muss man natürlich in Anführungsstriche setzen, es ist immer noch viel zu viel", mahnt Fischer. Weltweit wurden im vergangenen Jahr mehr als 3600 Menschen durch Landminen getötet, die Hälfte von ihnen war jünger als 18 Jahre.

Landminen weit verbreitet

In fast 60 Ländern liegen nach Einschätzung des "Landmine-Monitors 2013" noch nicht explodierte Sprengkörper unter der Erde. Am stärksten betroffen sind aktuelle oder ehemalige Krisengebiete wie Afghanistan, Angola, Irak, Myanmar, Kambodscha oder Bosnien. Doch es gibt auch Länder, in denen sich die Lage deutlich verbessert hat: Mosambik könnte Ende des Jahres für minenfrei erklärt werden. Insgesamt seien im vergangenen Jahr etwa 526 Quadratkilometer weltweit von der Waffe gesäubert worden, heißt es im Landminenbericht der Organisation Handicap International.

Auch die Zahl der produzierenden Staaten hat sich deutlich verringert. Landminen werden hauptsächlich noch in China, Kuba, Indien, Iran, Myanmar, Nordkorea, Pakistan und Russland hergestellt. Es sind vor allem politische Gründe, die für die Produktion der geächteten Waffe sprechen, glaubt Fischer. "Es ist die klassisch feige Waffe, die sehr wenig kostet und relativ viel bewirken kann, wenn man das aus einer militärischen Sicht sehen will."

"Zeig Dein Bein"

Um auf das Leiden der verstümmelten Opfer von Landminen aufmerksam zu machen, startet Handicap International am 15. Jahrestag des Ottawa-Abkommen die Aktion "Zeig Dein Bein." Das Ziel: Eine Petition für den deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Zu der Aktion gehört auch eine Fotoaktion, bei der jeder seine entblößte Wade ablichten darf. Damit soll auf die Menschen aufmerksam gemacht werden, die durch Landminen ihre Beine verloren haben.

"Die deutsche Regierung ist bei der Hilfe für Minenräumungen einigermaßen vorbildlich", sagt Fischer. So bringt die Bundesrepublik jedes Jahr nach Angaben des Auswärtiges Amts rund 15 Millionen Euro für die Minenräumung auf - vornehmlich in Mauretanien, Bosnien, Südsudan, Myanmar, in der Demokratischen Republik Kongo, Kolumbien, Sri Lanka, Somalia und Libyen. Dennoch könnte noch mehr getan werden, sagt die Landminen-Expertin. So sollten Investitionen deutscher Banken in Produktionsstätten anderer Länder verboten werden, die noch Streumunition herstellen.

Miss Landmine (Foto: dpa)
Wahl zur Miss Landmine: In Angola sind viele Menschen verstümmeltBild: picture-alliance/dpa

Mehr Druck auf die USA

Außerdem solle Deutschland gegenüber den USA und Russland deutlich fordernder auftreten. Denn auch wenn viele Länder das Ottawa-Abkommen unterzeichnet haben - gerade führende Militärmächte wie die USA, Russland, China und Indien haben ihre Unterschrift verweigert. "Bei den USA können wir es alle nicht nachvollziehen", sagt Fischer. Denn die Vereinigten Staaten produzieren seit Jahren keine sogenannten Antipersonenminen mehr, noch setzen sie sie ein. Außerdem sind sie einer der weltweit größten Geldgeber für Minenaktionsprogramme, also für Programme, die zur Räumung und Opferhilfe dienen. Damit entsprechen sie den Anforderungen des Vertrags, auch wenn sie sich bislang nicht zu einer Unterschrift durchringen konnten. "Ein Grund könnte sein, dass der Vertrag verlangt, dass die Minen-Bestände vernichtet werden müssen - und das ist unglaublich teuer", mutmaßt Fischer.