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Latinos beeinflussen US-Wahl

Simone Angster12. September 2008

Etwa 44 Millionen US-Bürger stammen aus spanischsprachigen Ländern – Tendenz steigend. Der Einfluss der Latinos auf die US-Politik wächst. Für den Ausgang der Präsidentschaftswahl könnten ihre Stimmen entscheidend sein.

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Maria Gonzalez Mabbutt, Direktorin des Idaho "Latino Vote"
Mit Kampagnen wie "Ich gehe Wählen!" versuchen die Latinos ihresgleichen für Wahlen zu mobilisierenBild: AP

15 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung haben spanischsprachige Wurzeln. Damit lösen die Latinos nach Jahren die Afroamerikaner als größte Minderheit in den Vereinigten Staaten ab. Die Hispanics stellen mittlerweile eine einflussreiche Wählergruppe dar, um deren Gunst sowohl die Demokraten als auch Republikaner buhlen.

Stephan Bierling, Professor für internationale Politik und transatlantische Beziehungen, erklärt das Werben um die hispanischen Wähler vor allem damit, dass die Latinos – im Gegensatz zu den Afroamerikanern – in ihrer Wahl weniger festgelegt seien. Von ihrem sozialen Status her würden sie eigentlich zu den Demokraten tendieren, wohingegen sie sich in ihren Werten eher von den Republikanern bestätigt fühlten, so Bierling.

Nur wenige einflussreiche Latinos in der US-Politik

Wie groß ist der Einfluss der Latinos wirklich? Bei den vergangenen Präsidentschaftswahlen machten ihre Stimmen gerade einmal 6 bis 8 Prozent aller abgegebenen Stimmen aus. Im US-Senat sitzen nur drei hispanische Politiker: Melquíades "Mel" Martinez aus Florida für die Republikaner, Robert Menendez aus New Jersey und Ken Salazar aus Colorado – beide für die Demokraten.

Bill Richardson, Gouverneur von New Mexiko
Der derzeit einflussreichste Latinopolitiker in den USA: Bill Richardson, Gouverneur von New MexikoBild: AP

Der wohl berühmteste und einflussreichste Latino-Politiker ist zurzeit Bill Richardson. Seit 2003 ist er Gouverneur von New Mexiko und war ein Mitbewerber für die diesjährige Präsidentschaftskandidatur der Demokraten. Anders als die Afroamerikaner seien die Latinos im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil in der Politik jedoch eher unterrepräsentiert, sagt Bierling.

Zünglein an der Wage bei den Wahlen

Die Frage hingegen, ob die Latinos den diesjährigen Wahlausgang mitbestimmen können, bejaht Bierling. Die Stimmen der Latinos könnten in manchen Bundesstaaten, in denen keine klare Machtverteilung zwischen Republikanern und Demokraten herrsche, bei der Präsidentschaftswahl entscheidend sein. In diesen so genannten swing states, wie zum Beispiel Ohio, seien die Stimmen der Hispanics das Zünglein an der Waage. Auch in Kalifornien haben die Stimmen der Latinos Gewicht: 36 Prozent aller Hispanics in den USA leben dort, weshalb in Kalifornien drei von acht Wählern lateinamerikanischen Ursprungs sind.

Zunehmender Einfluss der Latinos

Der Einfluss der Latinos könnte in Zukunft allerdings noch zunehmen. Das Census Bureau, die US-amerikanische Statistikbehörde, geht nach neusten Schätzungen davon aus, dass der Anteil der Latinos von derzeit 15 Prozent auf 30 Prozent im Jahr 2050 anwachsen wird. Hauptgründe dafür sind die weiter steigende Zuwanderung aus Lateinamerika sowie die anhaltend hohen Geburtenraten bei den Latinos.

Alberto Gonzales
Alberto Gonzales, dessen Familie aus Mexiko stammt, war von 2005 bis 2007 Justizminister der USABild: AP

Dass die Präsidentschaftskandidaten um den Einfluss der Hispanics auf das Wahlergebnis am 4. November wissen, zeigen Dutzende Wahlkampfspots, die sich in spanischer Sprache direkt an die Latinos wenden. Auch der demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama ist sich des Einflusses der Latinos auf die Wahl bewusst. So äußerte er sich kürzlich mit den Worten: "Die Latino-Gemeinde hält die Wahl in ihren Händen."