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Lauschiger Treffpunkt für Fledermäuse

8. Mai 2011

In der Eifel, bei Mayen liegt ein wahres Paradies für Fledermäuse. In einem Grubenfeld, wo früher Basalt abgebaut wurde, haben die Tiere ihre Ruhe. Das freut Naturschützer und Tierfreunde.

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Fledermaus (Foto: picture alliance/dpa)
Bild: picture alliance/dpa

In der Nähe des Eifelstädtchens Mayen liegt versteckt hinter einem hohen Metallzaun ein merkwürdiges Gelände und ein geschichtsträchtiges dazu: Hier bauten schon die Römer unter Tage Basalt ab. Für Mühlsteine, Wegekreuze oder Straßenpflaster. Später, vor allem im 17. und 18. Jahrhundert, wurden hier um die 500 Schächte ausgehoben. Deshalb ist das Areal weitgehend unterhöhlt. Heute sieht man hier und dort runde Mauern. Andreas Kiefer, Fledermausexperte vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) rät zur Vorsicht, denn dahinter verbergen sich zehn Meter tiefe Schächte. Wir klettern hoch und schauen hinab: In den Spalten entdecken wir bei genauem Hinsehen winzig kleine schlafende Fledermäuse.

Das Grubenfeld in Mayen (Foto: DW/Irene Quaile)
Auf den ersten Blick eher unspektakulär - Deutschlands wichtigste Überwinterungsstätte für FledermäuseBild: DW

Fledermauschutz im Grubenfeld

Ein paar Meter weiter stehen wir vor einem großen Steinbruch. Als die Basaltfirmen zum Tagebau übergingen, drohte das Höhlensystem zerstört zu werden. Zum Glück entdeckten Kiefer und andere Naturschützer noch rechtzeitig, dass die Gruben ein bedeutendes Fledermausvorkommen beherbergen. Die Fledermausschützer beschlossen, die Stollen zu retten. "Das war kein einfaches Unterfangen", sagt Kiefer nicht ohne Stolz.

Kiefer und seine Kollegen kauften das Gelände und zogen in Verhandlungen mit Ministerien und Behörden Finanzmittel an Land. Eines Tages soll hier ein Fledermausinformationszentrum entstehen. Bereits heute gilt das Mayener Grubenfeld als Deutschlands wichtigster Überwinterungsplatz für die nachtaktiven Tiere und als eines der bedeutendsten Fledermausquartiere Mitteleuropas.

16 unterschiedliche Fledermausarten wurden hier schon nachgewiesen, von den größeren Mausohrfledermäusen bis zu den Zwergfledermäusen, die nur 4,5 Zentimeter groß werden. Bis zu 100.000 Fledermäuse suchen hier Schutz und Ruhe zwischen dem Spätherbst und dem späten Frühjahr.

Winterschlaf in der kalten Höhle

Andreas Kiefer am Eingang der als "Bierkeller" bekannte Höhle (Foto: DW/Irene Quaile)
Andreas Kiefer am Eingang der als "Bierkeller" bekannte HöhleBild: DW

Andreas Kiefer ist in eine dicke Jacke gehüllt, trägt eine Wollmütze auf dem Kopf und hält eine große Taschenlampe in der Hand. Wir gehen zum Eingang einer Höhle, die etwa sieben Meter hoch und sechs Meter breit ist. "Hier geht es direkt in den Berg hinein, allein in dieser Höhle überwintern mehr als 10.000 Fledermäuse", erklärt der Biologe. "Es ist eine sehr kalte Höhle, an einigen Stellen sind noch bis in den Sommer hinein Eiszapfen zu finden."

Für Laien ist es nicht einfach, auf Anhieb die schlafenden Fledermäuse zu entdecken. Aber Kiefer weiß, wo sie sich aufhalten. "Wir stehen genau unter einem Spalt, wo mindestens 80 Zwergfledermäuse in mehreren Reihen dachziegelartig hintereinander hängen". Mit Bewegungsmeldern, sagt Kiefer, sei es möglich, die Größe der Fledermauspopulationen zu schätzen.

Vom Bergwerk zum Bierkeller

Das Projekt im Mayener Grubenfeld schützt nicht nur die Natur, sondern auch wichtige Zeugnisse der lokalen Kulturgeschichte. Die eindrucksvollen Gruben entstanden über Hunderte von Jahren durch den Abbau von Basalt. Sie gelten als weltweit einzigartig. In Mayen und Umgebung gab es außerdem über 30 Bierbrauereien, die sich die dunklen Höhlen lange mit den Fledermäusen teilten. "Dieses alte Bergwerk wurde im 19. Jahrhundert als Bierkeller genutzt, da hier das ganze Jahr über eine gleichmäßige Temperatur herrscht", erklärt Kiefer.

Heute wird kein Bier mehr in der Höhle gelagert. Trotzdem feiern die nachtaktiven Tiere ihre Feste. Im Winter kommen die Fledermäuse zwar zum Schlafen hierher. Doch im Spätsommer geht es im "Bierkeller" lebendiger zu. Dann statten bis zu 5000 Fledermäuse der Höhle einen Kurzbesuch von ein bis zwei Tagen ab. Der Naturschützer vermutet, dass die Mütter den Jungtieren zeigen, wo sie ein Quartier finden - und einen Partner. "Ich sage immer flapsig, dass das hier die Dorfdisco ist. Hier findet jede Fledermaus den Richtigen."

Fledermäuse dienen auch den Menschen

Andreas Kiefer und seine Kollegen scheuen keine Mühen, um das Quartier für die Fledermäuse zu erhalten. Denn schließlich profitieren auch die Menschen, da Fledermäuse eine wichtige Rolle im Ökosystem spielen. Sie fressen nachts Insekten, halten in Obstbaumkulturen oder im Forst Schädlinge im Zaum und dezimieren auch lästige Stechmücken.

Autorin: Irene Quaile
Redaktion: Judith Hartl