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Le Bourget: Schaufenster der Luftfahrt

Andreas Spaeth (Paris) 15. Juni 2015

Flugzeuge, Hubschrauber, Drohnen und milliardenschwere Aufträge. Die weltgrößte Luftfahrtmesse in Le Bourget öffnet ihre Tore. Die heimlichen Stars kommen aus Kanada und der Ukraine.

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Paris Le Bourget Aerosalon (Foto: DW)
Bild: DW/A. Spaeth

Es ist über 88 Jahre her, dass das Flugfeld von Le Bourget im Norden von Paris zu Weltruhm kam: Am 21. Mai 1927 landete Charles Lindbergh hier nach seinem triumphalen ersten Solo-Flug Nonstop über den Nordatlantik. Bereits 1909 hatte es im Grand Palais in Paris die erste Messe für Flugzeuge überhaupt weltweit gegeben, seit 1951 wird sie alle zwei Jahren auf dem Flughafen Le Bourget abgehalten.

Ab diesem Montag (15.06.2015) werden zunächst rund 140.000 Fachbesucher auf das weitläufige Gelände kommen, um die Exponate von 2260 Ausstellern aus 47 Ländern zu begutachten. Am folgenden Wochenende, von Freitag bis Sonntag, hat dann das interessierte Publikum Zutritt. Vor allem die oft spektakulären Flugvorführungen von Militär- und Zivilflugzeugen locken scharenweise Flugbegeisterte an, 2013 zählte man 176.000 Privatbesucher an den drei Publikumstagen.

Wichtiger Marktplatz

Für die Flugzeughersteller, vor allem jene von Verkehrsflugzeugen, ist Paris ein wichtiger Marktplatz, auf dem Orders öffentlichkeitswirksam präsentiert werden. Vor allem Airbus ist dafür bekannt, gern auch mal die Verkündung von Bestellungen bewusst bis Paris zurückzuhalten, Boeing dagegen verneint diese Praxis. So hat Airbus-Chef Fabrice Brégier auch diesmal bereits die Erwartungen geschürt: "Es wird eine gute Show werden mit einigen hundert Bestellungen." Das neueste Airbus-Flugzeug, die A350XWB, die erst seit Jahresbeginn im Liniendienst steht, wird in Paris ebenso vorgeflogen wie der Riese A380, für den der Hersteller allerdings seit Jahren auf neue Kunden wartet.

Airbus A380 und Boeing 747 in Frankfurt (Foto: dpa)
Airbus (links) gegen Boeing - das alte DuellBild: picture-alliance/dpa

Auch hier hegt Airbus Hoffnung und betont, es gebe einige Airlines, die sich die A380 derzeit genauer anschauten als je zuvor. Großkunde Emirates Airlines, der großes Interesse an einer gestreckten und mit neuen Triebwerken ausgerüsteten A380 bekundet hat, winkte bereits ab. "Von uns sind in Paris keine Bestellungen zu erwarten", so Emirates-Präsident Sir Tim Clark vor wenigen Tagen. Denn Airbus konnte sich bisher nicht entschließen, die nötigen Investitionen für eine Verbesserung der A380 zu tätigen, solange nicht weitere Abnehmer außer Emirates in Sicht sind.

Problemflieger fliegt

Besonders wichtig für den europäischen Flugzeughersteller ist die jetzt verkündete Gewissheit, dass der Militärtransporter A400M in Paris auch im Flugprogramm gezeigt werden kann. Eine neue Maschine war Anfang Mai in Sevilla abgestürzt, bis zur Klärung der Ursache galt zeitweise ein Flugverbot für die A400M. "Wir haben komplettes Vertrauen in die A400M und sind begeistert, unsere Vorführungen wie geplant zu fliegen, wir wollen unseren Stolz auf dieses Flugzeug mit allen Luftfahrtbegeisterten in Le Bourget teilen", so Fernando Alonso, Chef der Airbus-Militärsparte.

Paris Le Bourget Aerosalon (Foto: DW)
Problemflieger A400M - hier noch am BodenBild: DW/A. Spaeth

Weltpremieren aus Kanada und der Ukraine

Die Pariser Luftfahrtschau kann dieses Jahr sogar mit einer Weltpremiere aufwarten, was bei Verkehrsflugzeugen eher selten ist: Der kanadische Bombardier-Konzern führt erstmals seine beiden großen Regionaljets der C-Serie vor. Das Flugzeug, das in zwei Größen angeboten wird, fasst zwischen 110 und 130 Passagieren und macht damit erstmals direkt Airbus und Boeing Konkurrenz. Allerdings leidet die C-Serie unter Kundenmangel und Verzögerungen in Zulassung und Indienststellung von mindestens anderthalb Jahren. Bis Mitte 2016 wird nun Erstbetreiber Swiss die ersten Flugzeuge geliefert bekommen, weiterer europäischer Kunde ist Air Baltic aus Riga. "Paris ist ein Meilenstein für uns", sagt Bombardier-Chef Alain Bellemare. Ob es ihm dort gelingen wird, mit zusätzlichen Aufträgen die angestrebten 300 Bestellungen vor der Aufnahme des Liniendienstes zu erreichen, scheint aber fraglich. Derzeit stehen nur 243 Kaufzusagen in den Büchern von Bombardier.

Eine weitere Neuheit in Paris kommt aus der Ukraine: Der aus dem zivilen Regionaljet AN-158 entwickelte zweistrahlige Militärtransporter AN-178, von dem die in Kiew ansässigen Antonow-Werke mehr als 200 abzusetzen hoffen. Das wären wesentlich mehr als von der zivilen Variante mit weniger als 50 Bestellungen.

Politische Prominenz

Wie wichtig eine Präsenz in Paris auch für Zulieferfirmen, Forschungseinrichtungen und Politiker ist lässt sich etwa daran ablesen, dass der US-Pavillon vom US-Verkehrsminister Anthony Foxx persönlich eröffnet wird, die Amerikaner sind mit insgesamt 320 Ausstellern größter internationaler Gast in Le Bourget. Auch Deutschland ist stark vertreten. Allein über 20 Unternehmen und Institutionen aus der Metropolregion Hamburg zeigen an einem Gemeinschaftsstand Flagge.

Der Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz verleiht dem ganzen durch seinen Besuch auch politischen Glanz, er verbringt am Dienstag einen ganzen Tag auf der Messe. Dabei unterzeichnet er etwa Kooperationen Hamburgs mit der Region Montréal in Kanada und dem Luftfahrtstandort Nagoya in Japan. Vielleicht reicht das eng getaktete Besuchsprogramm des Bürgermeisters dann auch noch für einen kurzen Blick gen Himmel, wenn die neuesten Jets ihre Runden über den Besuchern drehen.