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Leben im Kloster

21. Oktober 2009

Betagte Mönche und Nonnen in baufälligen Klöstern – Das verbinden viele mit einer Ordensgemeinschaft. Doch noch ist das Kloster kein Auslaufmodell. Während die Orden in Deutschland kleiner werden, wachsen sie in Asien.

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Außenansicht der Basilika Weingarten (Kreis Ravensburg) mit Klosterabtei (Foto: dpa)
Kloster WeingartenBild: picture-alliance/ dpa

Wälder und Weingärten vom Bodensee bis zum Allgäu, eine 950-jährige Geschichte und beliebte Pilgerstätte: das Kloster Weingarten in Süddeutschland gehört zu den bekanntesten und reichsten Besitztümern des Benediktinerordens. Jetzt wird es geschlossen. Nur fünf Mönche leben noch in dem weltberühmten Kloster; der älteste ist 98 Jahre alt. "Wir sind zu klein und überaltert", sagt Prior Basilius Sander. Daher habe sich der Orden entschieden, das gemeinsame benediktinische Leben in Weingarten zu beenden.

Der Pater, der das Kloster seit 2007 leitet, wird nach eigener Aussage wieder in seine alte Abtei Maria Laach zurückkehren. Die anderen Mönche müssen sich ein neues Kloster in der Benediktiner-Gemeinschaft suchen. Dabei werden sie vermutlich keine größeren Schwierigkeiten bekommen. Denn in zahlreichen anderen Klöstern stehen derzeit Mönchs-Zellen leer. "Nach einem Aufbruch während der Nachkriegsjahre leiden die Orden in Deutschland heute unter Nachwuchsmangel", sagt Schwester Walburga, Generalsekretärin der Deutschen Ordenskonferenz in Bonn.

Kein Ruf ins Kloster?

Schwester Walburga, Generalsekretärin der Deutschen in einem Sommergarten (Foto: Ordenskonferenz Bonn)
Schwester WalburgaBild: DW

Die Gründe sind vielfältig. "Gläubige Männer und Frauen wollen sich nicht mehr lebenslang einer Ordensgemeinschaft anschließen", meint die 60-jährige Franziskanerin. Auch müssten sie heute nicht mehr, um einen bestimmten Beruf ausüben zu können, ins Kloster eintreten. Bis in die sechziger Jahre hinein entschieden sich viele Frauen, die einen Beruf in der Krankenpflege oder als Lehrerin ergreifen wollten, für das Leben im Kloster.

"Wir glauben aber, dass jeder Mensch seine besondere Berufung von Gott hat", betont die Generalsekretärin. "Aber diese Berufung zu entdecken, scheint zunehmend schwer zu sein." Rund 23.000 Ordensfrauen und 5.000 Ordensmänner leben in Deutschland. Die meisten sind bereits im Seniorenalter. Der Nachwuchs besteht aus nur rund 200 weiblichen und männlichen Novizen. Dass die Mönche klar in der Unterzahl sind, erklärt Schwester Walburga mit der alternativen Möglichkeit für Männer, Priester in einer Pfarrei zu werden.

Aufbruch in Asien und Afrika

Gruppenbild mit Nonnen aus Afrika und Deutschland (Foto DuMont-Verlag)
Keine Nachwuchsprobleme: Nonnen in AfrikaBild: DuMont-Verlag

Ganz anders sieht die Situation in Asien aus. Hier stieg die Zahl der Ordensfrauen zwischen 1950 und 2000 von 3.000 auf 110.000 Nonnen, in Afrika im gleichen Zeitraum von 21.000 auf 138.000 Ordensfrauen. "In diesem Teil der Welt genießen katholische Ordensgemeinschaften hohes Ansehen", sagt die Franziskanerin. Außerdem sei der Lebensstandard in vielen Ländern Asiens und Afrikas gering. Die Mitgliedschaft in einem Orden biete den Frauen und Männern eine berufliche und wirtschaftliche Perspektive.

Dies gilt mittlerweile auch für China. Dort gab es vor der Machtübernahme der Kommunisten zahlreiche Klöster der Benediktiner. Doch die Mitglieder des Ordens wurden vertrieben und verfolgt, die Klöster geschlossen. Jetzt bemühen sich die Mönche im bayerischen St. Ottilien darum, in Ostchina wieder ein Ordensleben aufzubauen. Rund 15 Millionen der Einwohner Chinas sind immerhin Katholiken. Es gibt 140 katholische Diözesen. Da darf auch ein Kloster nicht fehlen. Es soll in der ostchinesischen Hafenstadt Chingdao entstehen.

Autorin: Sabine Damaschke

Redaktion: Conny Paul