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Lebenslang für Mord an Politkowskaja

9. Juni 2014

Knapp acht Jahre nach der Ermordung der kremlkritischen Journalistin Anna Politkowskaja sind fünf Tatbeteiligte zu langer Haft verurteilt worden. Aufgeklärt ist der Fall damit aber immer noch nicht.

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Blick auf die Angeklagten im Prozess um den Mord an Anna Politkowskaja(Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der Organisator des Mordes an der russischen Journalistin Anna Politkowskaja und der Todesschütze sind von einem Moskauer Gericht zu jeweils lebenslanger Haft verurteilt worden. Ihre drei Komplizen wurden mit Gefängnisstrafen zwischen zwölf und 20 Jahren belegt. Richter Pawel Meljochin sah es als erwiesen an, dass die Männer in den Mord an der damals 48-jährigen Reporterin der regierungskritischen Zeitung "Nowaja Gaseta" verwickelt sind, wie die Staatsagentur Itar-Tass meldet.

Porträt Politkowskaja (Foto: dpa)
Anna Politkowskaja war eine scharfe Gegnerin von Präsident PutinBild: picture-alliance/dpa

Verteidigung will in Berufung gehen

Die Staatsanwaltschaft hatte die Strafen beantragt, nachdem Geschworene die fünf Verdächtigen im Mai schuldig gesprochen hatten. Die Verteidigung hatte aus Mangel an Beweisen einen Freispruch verlangt und kündigte jetzt an, das Urteil anzufechten.

Politkowskaja war 2006 bei der Rückkehr von einem Einkauf vor ihrer Wohn rekordstau ung in Moskau erschossen worden. Die Bluttat hatte weltweit Entsetzen ausgelöst. Die Auftraggeber der Tat sind nach wie vor unbekannt.

Die Hintermänner sind weiter unbekannt

Die Urteile seien nur ein "kleiner Schritt" bei der Herstellung der Gerechtigkeit, erklärte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Auch dieser Prozess lasse viele Fragen offen, sagte der Leiter von Amnesty in Russland, Sergej Nikitin. Erst wenn die Drahtzieher bekannt seien, könne das Verbrechen aufgeklärt werden.

Die Familie Politkowskajas sowie Aktivisten haben erklärt, die Verurteilten hätten nur Befehle ausgeführt. Bürgerrechtler vermuten, dass die Spuren der Hintermänner möglicherweise bis in Regierungskreise führen.

Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien

Politkowskaja war eine entschiedene Gegnerin von Kremlchef Wladimir Putin und hatte den Ruf einer unerschrockenen und engagierten Journalistin. Sie enthüllte zahlreiche Menschenrechtsverletzungen durch die russischen Truppen in Tschetschenien. Für einen Teil der Beteiligten ist es bereits der zweite Prozess, weil ihnen bei einem ersten Verfahren eine Schuld nicht nachgewiesen werden konnte.

uh/re (afp,dpa,rtr)