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'Lebenslänglich' für Ex-Top-Terrorist Carlos

16. Dezember 2011

Der frühere Top-Terrorist "Carlos" wird wohl für immer im Gefängnis bleiben. Ein französisches Gericht verurteilte den Venezolaner zu lebenslanger Haft - zum zweiten Mal. Der Terrorist selbst sieht sich als Polit-Opfer.

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Polizei-Foto des Ex-Top-Terroristen 'Carlos' (Foto: AP)
Dieses Foto von "Carlos" ging um die WeltBild: AP

Er war einer der meist gesuchten Terroristen der Welt: Illich Ramírez Sánchez - bekannt unter dem Namen "Carlos". Seit Anfang November musste sich der bereits wegen mehrfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilte Venezolaner erneut vor einem französischen Gericht verantworten - wegen einer Serie von Anschlägen Anfang der 1980er Jahre.

Zusätzliche Sicherheitsverwahrung angeordnet

Gerichtszeichnung von 'Carlos' (Foto: dapd)
Das heutige Aussehen von "Carlos" - festgehalten von einer GerichtszeichnerinBild: dapd/Christine Lemarie

Elf Menschen waren getötet und etwa 150 weitere verletzt worden bei Anschlägen auf französische Züge sowie auf den Pariser Sitz des arabischen Magazins "Al Watan Al Arabi". Mit den Attentaten wollte Carlos nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft seine damals in Frankreich inhaftierte deutsche Ehefrau Magdalena Kopp freipressen.

Das Pariser Sondergericht befand den Terroristen nun für schuldig - und verurteilte ihn in der Nacht zum Freitag (16.12.2011) erneut zu lebenslanger Haft. Eine vorzeitige Begnadigung des heute 62-Jährigen ist wegen einer zusätzlich verhängten Sicherheitsverwahrung von 18 Jahren kaum möglich. Seine Anwältin Isabelle Coutant-Peyre bezeichnete das Urteil als Skandal und kündigte Berufung an.

Strafen auch für weitere Angeklagte

Die deutsche Mitangeklagte Christa Fröhlich wurde dagegen freigesprochen. Sie war wegen mutmaßlicher Beteiligung an einem Attentat in Abwesenheit angeklagt. Lebenslange Haft verhängte das Pariser Gericht dagegen auch im Falle von Carlos' einstiger rechter Hand, den in Berliner Haft einsitzenden Deutschen Johannes Weinrich.

Ihm wird ein Bombenanschlag auf einen französischen Zug zur Last gelegt. Ein Berliner Gericht hatte seine Auslieferung allerdings abgelehnt, da er bereits in Deutschland zu lebenslanger Haft verurteilt worden war. Auch der mitangeklagte, aber flüchtige Palästinenser Ali Kamal al Issawi erhielt lebenslange Haft.

Ex-Terrorist sieht sich als Märtyrer

Verteidigerin Isabelle Coutant-Peyre im Pariser Gerichtsgebäude (Foto: dapd)
Stellte "Carlos" als Polit-Opfer dar: Verteidigerin Isabelle Coutant-PeyreBild: dapd

Carlos hatte sich in seinem Schlusswort fast fünf Stunden lang erneut als revolutionärer Märtyrer darzustellen versucht. Mit einem "Vive la Revolution!" ("Es lebe die Revolution!") beendete er schließlich seine Rede. Die Verteidigung hatte ihn zuvor als Polit-Opfer und Widerstandskämpfer dargestellt und versucht, ihm eine erneute lebenslange Haftstrafe zu ersparen. Dagegen zeichnete die Staatsanwaltschaft zum Ende des sechswöchigen Verfahrens das Bild eines gewaltbesessenen Mannes ohne Reue oder Mitgefühl für die Opfer.

Carlos war bereits 1997 wegen mehrfachen Mordes in Frankreich zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden. Französische Spezialeinheiten hatten ihn 1994 im Sudan festgenommen.

Autor: Frank Wörner (dpa, afp)
Redaktion: Stephan Stickelmann