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Lebenslänglich für Ex-Polizeichef

6. Juni 2014

In Guatemala galt Erwin Sperisen als einer der brutalsten Schlächter in Uniform. Nach seiner Flucht wähnte er sich in der Schweiz in Sicherheit vor strafrechtlicher Verfolgung: ein Irrtum.

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Erwin Sperisen (Foto: picture alliance/AP)
Bild: picture-alliance/AP

Ein Strafgericht in Genf verurteilte Erwin Sperisen (Archivbild aus seiner Zeit als Polizeichef) wegen mehrfachen Mordes zu lebenslanger Haft. Richterin Isabelle Cuendet sagte bei der Urteilsverkündung am Freitag, der 43-Jährige sei an der Ermordung von sechs Gefangenen in Guatemala beteiligt gewesen, einen weiteren Häftling habe er selbst erschossen. Sperisens Motive seien, ebenso wie sein gesamtes Handeln als damaliger Polizeichef, "egoistisch und außergewöhnlich niederträchtig" gewesen, erklärte das Gericht. Mit dem Strafmaß folgte es der Forderung der Anklage. Staatsanwalt Yves Bertossa hatte in seinem Plädoyer erklärt, Sperisen habe sich in Guatemala "als Gott aufgespielt". Er habe Menschen für "unnötig" erklärt und skrupellos umbringen lassen.

In dem dreiwöchigen Prozess ging es vor allem um eine Polizeiaktion im September 2006 gegen Häftlinge, die das Gefängnis Pavón unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Dabei waren sieben Gefangene erschossen worden. Diese Häftlinge seien Opfer außergerichtlicher Hinrichtungen geworden, befand das Gericht. Es stützte sich auf zahlreiche Zeugen, die es als glaubwürdig einstufte. Sperisens einzige Verteidigung sei gewesen, zu beteuern, dass die Zeugen lügen. Der Angeklagte bestritt alle Vorwürfe. Die Verteidigung forderte Freispruch.

Drahtzieher von Massenhinrichtungen

Sperisen hat die guatemaltekische und die Schweizer Staatsbürgerschaft. Im April 2007 floh er nach seinem Rücktritt als Polizeichef in die Schweiz, wo er sich als Schweizer Staatsbürger zunächst in Sicherheit wähnte. Er wurde dann aber 2012 aufgrund eines internationalen Haftbefehls in Genf festgenommen.

Sperisen war von Juli 2004 bis März 2007 Chef der seinerzeit berüchtigten "Policia National Civil" (PNC) in Guatemala. Eine UN-Kommission warf ihm vor, Drahtzieher von außergerichtlichen Massenhinrichtungen gewesen zu sein und zusammen mit anderen hohen Funktionären des Landes eine kriminelle Organisation gebildet zu haben. Dies war aber nicht Hauptgegenstand des Genfer Prozesses. Für ein Verfahren gegen Sperisen hatte sich seit Jahren eine Koalition von Menschenrechtsorganisationen eingesetzt, die auch half, ihn aufzuspüren.

qu/mak (dpa, afp, APE)