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Terrorismus

Lebenslang für U-Bahn-Anschlag in London

23. März 2018

Ein junger Iraker muss wegen des Attentats auf einen Pendlerzug in London mehr als 30 Jahre ins Gefängnis. Er hatte in einer U-Bahn eine Bombe platziert, die nicht explodierte sondern in Flammen aufging.

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Untersuchung am Ort des Anschlags im September 2017
Untersuchung am Ort des Anschlags im September 2017 Bild: picture-alliance/AP Photo/F. Augstein

Es war wohl reines Glück, dass die selbstgebaute Bombe am 15. September 2017 nicht detonierte, wie es Ahmed Hassan vermutlich geplant hatte. Nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft hatte der nun Verurteilte seinen Sprengsatz mit mehreren hundert Gramm des bei islamischen Fundamentalisten verbreiteten Gemisches TATPsowie mit 2,2 Kilo Nägeln, Messern und Schrauben bestückt.

Der Sprengsatz wurde ausgelöst, als der Zug in die U-Bahn-Station Parsons Green einfuhr. Es gab wohl nur deswegen keine Todesopfer, weil die Bombe nicht explodierte, sondern einzig eine Stichflamme hervorbrachte. 30 Menschen waren bei dem Anschlag verletzt worden. Eine Station bevor die Bombe zündete, hatte der Verurteilte den Pendlerzug verlassen. Er war einen Tag nach dem Anschlag im Hafen von Dover verhaftet worden, von wo er nach Ansicht der Staatsanwaltschaft versucht hatte, ins Ausland zu fliehen.

"Tiefer Hass auf Großbritannien"

Hassan sei entschlossen gewesen, so viel Tod und Blutvergießen wie möglich zu verursachen, sagte Richter Charles Haddon-Cave bei der Verkündung des Strafmaßes am Londoner Strafgerichtshof Old Bailey. Ein tiefer Hass auf Großbritannien und Amerika, die er für den Tod seines Vaters im Irak verantwortlich gemacht habe, Wut über die fortgesetzte Bombardierung des Irak durch westliche Koalitionstruppen und der Wunsch nach Rache hätten ihn zu der Tat getrieben.

Zusätzlich sei der Iraker durch den sogenannten "Islamischen Staat" (IS) zu der Tat angeregt worden, die eine "politische, religiöse, ideologische oder rassische Agenda voranbringen" sollte. Hassan sei ein "gefährlicher und verschlagener" Mensch, so Haddon-Cave. Der Iraker war bereits vor einer Woche des Mordes schuldig gesprochen worden, das jetzt verkündete Strafmaß bedeutet für ihn mindestens 34 Jahre hinter Gittern.

Ein Musterstudent am College

Hassan, der nach Ansicht des Gerichts älter als von ihm selbst angegeben, aber jünger als 21 Jahre ist, war im Jahr 2015 illegal nach Großbritannien gekommen. Während der Vernehmungen soll er zugegeben haben, drei Monate in einem IS-Trainingslager verbracht zu haben. In Großbritannien wohnte er bei einer Pflegefamilie in Sunbury-on-Thames, südlich von London, galt als Musterschüler und gewann einen Preis als "Student des Jahres" an seinem örtlichen College, wo er Medien und Fotografie studierte.

Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft hatte der junge Mann im Internet nach Anleitungen für die Bombe gesucht und Bauteile bei Amazon bestellt. Er soll die Abwesenheit seiner britischen Pflegefamilie während eines Urlaubs dazu genutzt haben, um den Sprengsatz zusammenzubauen.

Verurteilter bestreitet Tötungsabsicht

Der Iraker hatte dagegen vor Gericht behauptet, er habe gewusst, dass die Bombe nicht explodieren werde. Er habe keine Menschenleben in Gefahr bringen, sondern nur Aufmerksamkeit erregen wollen. Er sei "gelangweilt und gestresst" gewesen. Zudem habe er sich vor dem IS gefürchtet, der ihn im Irak entführt und ihm das Töten beigebracht habe. Der IS hatte den Anschlag für sich beansprucht.

London Explosion in Underground
Rettungskräfte an der U-Bahn-Station Parsons Green im September - 30 Menschen wurden von der Bombe verletztBild: Getty Images/AFP/D. Leal-Olivas

"Sie sollten verstehen, dass der Koran ein Buch des Friedens ist; der Islam ist eine Religion des Friedens", sagte Richter Haddon-Cave bei der Strafmaßverkündung. Der Verurteilte habe durch seine Taten den Koran und den Islam sowie das Gesetz aller zivilisierten Menschen verletzt. Haddon-Cave fügte hinzu, der Iraker werde in den nächsten Jahren genug Zeit haben, um den Koran im Gefängnis zu studieren.

cw/jj (afp, dpa, rtre)