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Lebensverlängernde Millionen für Quelle

24. Juni 2009

Ein Wechselbad der Gefühle für das insolvente Traditionsversandhaus: Quelle bekommt aller Voraussicht nach keine Staatsbürgschaft. Doch eine Finanzpritze von 50 Millionen Euro soll - zunächst - das Überleben sichern.

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Eine Verkehrsampel vor Quellefahnen (Foto: AP)
Die Politik sorgt für ein Stop-and-go bei QuelleBild: AP

Quelle kann mit Hilfe eines so genannten Massekredits vorerst überleben. Ein Bürgschaftsausschuss von Bund und Ländern stimmte am Mittwoch (24.06.2009) Plänen zu, denen zufolge das Versandunternehmen rund 50 Millionen Euro vom Bund sowie den Ländern Bayern und Sachsen erhält.

Wie die "Nürnberger Zeitung" berichtete, soll der Kredit für Quelle von der staatlichen Förderbank KfW und der Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (LfA) finanziert werden. Bei dem Unternehmen mit Sitz im fränkischen Fürth seien noch genügend finanzielle Mittel vorhanden, die als Sicherheit für den Massekredit dienen könnten. Damit seien die Druck- und Versandkosten für den Winterkatalog 2009/2010 gesichert, von dem das vorläufige Überleben des Versandhauses abhängt.

"Noch läuft der Druck"

Aufgestapelte Quellekataloge (Foto: AP)
Quelle fehlt das Geld zum Drucken der WinterkatalogeBild: AP

Ein Massekredit ist ein Instrument, um in der Insolvenz den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten. In der Liste der Gläubiger steht der Kreditgeber in der Regel auf Platz eins. Dies bedeutet, dass die Forderungen vorrangig bedient werden. Hessel sagte, wenn die Politik nicht eingegriffen hätte, "wäre bei Quelle seit Freitag nichts mehr gegangen".

Die am vergangenen Freitagabend begonnene Herstellung des Katalogs wurde fortgesetzt. "Noch läuft der Druck", sagte ein Sprecher der Druckerei Prinovis. Das Unternehmen hatte einen Druckstopp nicht ausgeschlossen, wenn es nicht rasch eine rechtsverbindliche Zusage zur Übernahme der Produktionskosten erhält. Um den Katalog fertig zustellen, sind nach Auskunft des Sprechers noch mehrere Tage nötig.

Quelle kann derzeit seine Kundenforderungen nicht zwischenfinanzieren, weil die Valovis Bank als Hausbank nach dem Insolvenzantrag am 9. Juni die Zahlungen stoppte. Deshalb kann das Unternehmen derzeit weder den Druck des neuen Winterkatalogs bezahlen, der für das wettbewerbsintensive Geschäft von großer Bedeutung ist, noch neue Warenlieferungen. Valovis will wieder zahlen, wenn sie die zusätzliche Sicherheit über 50 Millionen Euro erhält.

Staatsbürgschaften kein Thema mehr

Finanzminister Steinbrück vor der Bundespressekonferenz (Foto: AP)
Winkt ab: Finanzminister Steinbrück ist gegen Staatsbürgschaften für QuelleBild: AP

Die andere Rettungsmöglichkeit für Quelle und seine mehr als 8000 Mitarbeiter – eine Staatsbürgschaft - ist dagegen so gut wie vom Tisch. Das tat Bundesfinanzminister Peer Steinbrück noch vor der Sitzung des Bürgschaftsausschuss kund. Grund für die Ablehnung des Quelle-Antrags über die 50-Millionen-Bürgschaft sei, dass bei dem Versandhändler "eine Überschuldung vorliege". Auch ein Sprecher des Bundwirtschaftsministeriums betonte, dass der Antrag "wenig Aussicht auf Erfolg" habe.

Optimistischer ist hingegen der ebenfalls insolvente Quelle-Mutterkonzern Arcandor gestimmt, was die Fortschritte bei der Sanierung des Versandhauses angeht. Arcandor-Vorstandsmitglied Marc Oliver Sommer sagte in einem Interview der Wochenzeitung "Die Zeit", Quelle verbrenne kein Geld mehr. Lediglich Abschreibungen auf alte Forderungen hätten das Ergebnis zuletzt ins Minus gedrückt. "Wir sind dort seit Oktober 2008 Cashflow positiv", so Sommer. Im Insolvenzverfahren könne Quelle nun unnütze, aber noch lange laufende Mietverträge vorzeitig kündigen und den einzig wirklich maroden Teil des Unternehmens, die Technik-Center, schnell verkleinern. (sti/ako/dpa/ap/afp/rtr)

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