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Lebensversicherer in Not

Andreas Becker7. August 2002

Es war wieder einmal eine Berg- und Talfahrt an der Frankfurter Börse. Doch ab dem späten Nachmittag kannten die Kurse nur noch eine Richtung: nach unten.

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Lief gegen den Trend:<br>Adidas-SalomonBild: AP

Der Deutsche Aktienindex DAX verlor 2,9 Prozent auf 3466 Punkte. Am Neuen Markt gab der Nemax-50-Index 1,1 Prozent auf 486 Zähler nach. Händler sprachen von einer Reaktion auf die hohen Kursgewinne vom Vortag. Auch die schlechten Konjunkturnachrichten hätten die Kurse belastet. Die Bestellungen bei der deutschen Industrie sind im Juni um über drei Prozent eingebrochen, nachdem sie im April und im Mai noch gestiegen waren. In den USA sind außerdem die Lagerbestände im Juni unerwartet stark gestiegen - ein Zeichen dafür, dass die Wirtschaft nicht in Schwung kommt.

Zu den wenigen Gewinnern im DAX gehörte die Aktie des Sportartikel-Herstellers Adidas-Salomon. Das Unternehmen hatte Geschäftszahlen vorgelegt, und die konnten die Anleger überzeugen. Der Umsatz war besser als erwartet, das Vorsteuerergebnis lag im Rahmen der Schätzungen der Analysten. Die Aktie gewann vier Prozent.

Spitzenreiter war das zuletzt arg gebeutelte Papier des Finanzdienstleisters MLP, das um 19 Prozent zulegte. Spekulationen über einen Verbleib im DAX trieben Händlern zufolge den Kurs der Aktie.

Die Aktie des Bauelemente-Hersteller EPCOS könnte dagegen in der nächsten Woche aus dem DAX ausgeschlossen werden. Nach starken Kursverlusten erfüllt das Münchner Unternehmen nicht mehr alle Kriterien, die als Voraussetzung für eine Mitgliedschaft in Deutschlands wichtigstem Börsenbarometer gelten. Voraussetzung für eine Aufnahme in den DAX sind der Umsatz der Aktie und der Börsenwert eines Unternehmens, der sich aus Aktienzahl multipliziert mit dem Kurswert errechnet. Die endgültige Entscheidung fällt der Börsenvorstand am Dienstag kommender Woche. EPCOS-Titel gaben leicht nach.

Auch die anderen Technologiewerte Siemens, Infineon und SAP schlossen im Minus. Und das, obwohl viele Händler davon ausgegangen waren, dass sich die guten Geschäftszahlen des US-Netzwerkausrüsters Cisco positiv auf die Technologiewerte auswirken würden.

Abwärts ging es für die Aktie des Chemiekonzerns Bayer. Händler begründeten dies mit negativen Analystenkommentaren. Außerdem werde die Aktie durch Berichte belastet, wonach Bayer neue Schwierigkeiten beim Pharmageschäft in den USA habe. Bayer sieht sich mit mehr als 2.000 Klagen in Zusammenhang mit dem Cholesterin senkenden Medikament Lipobay konfrontiert. Der Großteil der Klagen sei in den USA eingereicht worden, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Mittwoch in Leverkusen. Die Bayer-Aktie verlor sieben Prozent.

Die Aktien des Versicherungskonzerns Allianz gaben sechs Prozent nach. Laut Presseberichten planen deutsche Lebensversicherer, einen sogenannten Pool einzurichten, um angeschlagenen Branchenkollegen unter die Arme greifen zu können. Wegen des Kursverfalls an den Finanzmärkten sollen einige Versicherer nicht in der Lage sein, ihren Versicherungsnehmern die garantierte Verzinsung von 3,25 Prozent zu bezahlen. Damit will die Branche einen Imageschaden für das Produkt Lebensversicherung verhindern.

'Überlegungen zu einer Pool-Lösung für in Not geratene Lebensversicherer würde es nicht geben, wenn nicht Probleme da wären', sagte ein Händler. Die Ratingagentur Standard & Poor's kündigte an, die Kreditwürdigkeit der Allianz prüfen zu wollen.

Am Rentenmarkt fiel der REX um 0,17 Prozent auf 114,74 Punkte. Der Bund-Future stand unverändert bei 110,35 Zählern. Die Umlaufrendite wurde bei 4,44 Prozent festgestellt, drei Basispunkte höher als am Vortag.

Die Schlusskurse der 30 DAX-Werte (in Euro, ohne Gewähr):

adidas-Salomon 76,20 (+ 2,80)

Allianz 125,60 (- 8,50)

BASF 39,15 (- 0,72)

Bayer 21,29 (- 1,59)

HypoVereinsbank 18,65 (- 1,19)

BMW 39,51 (+ 0,26)

Commerzbank 9,80 (- 0,42)

DaimlerChrysler 42,65 (- 0,10)

Degussa 32,70 (- 0,30)

Deutsche Bank 56,90 (- 2,05)

Deutsche Post 9,97 (- 0,48)

Deutsche Telekom 10,50 (- 0,75)

E.ON AG 48,20 (- 1,80)

EPCOS 14,00 (- 0,12)

Fresenius Med. Care 29,95 (+ 1,33)

Henkel 61,39 (- 0,86)

Infineon Techno 12,05 (- 0,45)

Linde 43,86 (- 1,34)

Lufthansa 12,30 (- 0,05)

MAN 18,06 (- 0,84)

Metro 24,85 (- 0,13)

MLP 11,01 (+ 1,79)

Münchener Rück 183,75 (- 4,15)

TUI AG 19,12 (- 0,86)

RWE 33,98 (- 0,97)

SAP 70,00 (- 1,30)

Schering 54,61 (- 1,94)

Siemens 44,30 (- 0,59)

ThyssenKrupp 11,97 (- 0,62)

VW 45,92 (+ 0,02)

Die Referenzkurse der EZB für einige Devisen. Ein Euro kostet: 0,9698 US-Dollar, 116,89 japanische Yen bzw. 0,6311 britische Pfund.